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Wasserstoffantrieb bleibt langfristige Perspektive
Freitag, 16. Oktober 2009
Seit den massiven Preisanstiegen bei den fossilen Brennstoffen in den vergangenen Jahren ist die Nutzung von Wasserstoff als Antriebsalternative wieder verstärkt in den Fokus der Forschung gerückt.
Im Rahmen der 3. Österreichischen Wasserstoff-Konferenz wurden an der technischen Universität Graz die Perspektiven von Wasserstoff in der zukünftigen europäischen Energiewirtschaft diskutiert. Auf der Grundlage europäischer und österreichischer Forschungsprojekte umspannten die Referate den weiten inhaltlichen Bogen von der Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien bis hin zu seiner Verwendung für den Antrieb von Fahrzeugen.

Konkurrierende Systeme. Die international verfolgten Energiestrategien (USA, Japan, EU) schließen jedenfalls Wasserstoff als einen mittel- bis langfristig möglichen Energieträger ein. Derzeit konkurrieren jedoch weiterhin vor allem fossile Antriebe (Benzin, Diesel, Erdgas) mit dem alternativen Elektroantrieb, der sich durch seine Verwendung in Hybridfahrzeugen eine gute Ausgangsposition verschafft hat, betont Dr. Josef Spitzer vom Institut für Energieforschung der Joanneum Research. Elektrofahrzeuge haben als Hauptschwachpunkte aber noch immer hohe Preise und mangelnde Kapazitäten der Akkusysteme aufzuweisen. Hier sieht die Wasserstoffforschung den Vorteil beim H2-Antrieb, der über eine ausgereifte Brennstoffzellentechnik verfügt und einen speicherbaren Energieträger nutzen kann.

Erzeugung aus erneuerbaren Quellen? Den Vorteilen von Wasserstoff, mit einer Vielzahl von Möglichkeiten der Erzeugung und der emissionsfreien Nutzung, steht der Primärenergieaufwand zu seiner Herstellung, Speicherung und Verteilung gegenüber, räumen die Wissenschafter ein. Derzeit werden noch rund 95% des Wasserstoffs weltweit aus der Fraktionierung von Erdgas gewonnen. Die Voraussetzung für den Einsatz von Wasserstoff in einem nachhaltigen Energiesystem ist in jedem Fall seine Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern („Öko-Wasserstoff“). Dr. Christian Sattler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) erkennt deutliche Potentiale für die großtechnische Produktion von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und PV-Anlagen, da mit Wasserstoff als Träger elektrische Energie abseits von Nutzungsspitzen sinnvoll gespeichert werden könne.

Zögerliche Alternative. Dr. Ewald Wahlmüller (Fronius) sieht für H2 in näherer Zukunft vor allem Einsatzgebiete abseits des Straßenverkehrs in Firmenfahrzeugen sowie im Schiffsverkehr, weil eine teure Umrüstung der bestehenden Tankstellen-Infrastruktur in absehbarer Zeit ohnehin nicht wirtschaftlich umsetzbar ist. An eine große Revolution wagt momentan ohnehin niemand zu denken: Derzeit laufen weltweit über eine Milliarde Verbrennungsmotoren mit fossilem Antrieb, da wären selbst mehrere hunderttausend Wasserstoff-Pkws nur ein Tropfen auf den heißen Stein zur Vermeidung von Emissionen, erklärt Dr. Manfred Klell vom HyCentA der TU Graz. Die Reduktion des Verbrauchs durch eine Änderung unserer Gewohnheiten ist dagegen wohl nur mittels steuerlicher Druckmittel denkbar, resümierte der Landesenergiebeauftragte Dr. Wolfgang Jilek.

 | Josef Schiffer
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