Rezensionen |
Donnerstag, 17. September 2009 | |
Franz Josef Schober: Vom Leben an der Grenze. O življenu ob meji. / Gerald Brettschuh: Die Kreisgeher. / Gabriele Russ et al.: Revoluzzer. / Brigitte Lichtenberger-Fenz/Doris Ingrisch: „Beruf, Karriere und Wissenschaft. Narrative über geschlechtsspezifische Un-/Gleichheiten und Un-/Gleichzeitigkeiten.“ / Christian Felber: Kooperation satt Konkurrenz. 10 Schritte aus der Krise. / Schule und Gesellschaft im Dienste der Völkerverständigung. Frieden schaffen ohne Waffen. / VIELFALT. RESPEKT. RECHT. Informationsbroschüre zum Thema Diskriminierungsschutz. / Antonio Fian: Im Schlaf. / LICHTUNGEN 119/XXX. / Emil Breisach, Epigramme und Gedichte / Ulrike Keller (Hg.), REISENDE IN DER SÜDSEE (seit 1520). Ein kulturhistorisches Lesebuch. / Andreas Unterweger: Wie im Siebenten. / Karl Wimmler: Notizen über Hanna. / Ernst Molden & Willi Resetarits & Walther Soyka & Hannes Wirth: „ohne di“
Sach- und FachbücherGrenzfälle.Franz Josef Schober: Vom Leben an der Grenze. O življenu ob meji. Graz: Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark 2009. (=Wissenschaftliche Schriftenreihe des Pavelhauses. Band 13.). Zwei Bände im Kartonschuber, insgesamt 596 Seiten, EUR … Miniaturen zum Leben an der GrenzeGerald Brettschuh: Die Kreisgeher. Texte und Grafiken. Graz: Leykam Verlag 2009, 120 Seiten, 14,90 EuroMit seiner aktuellen Publikation gewährt Gerald Brettschuh Einblicke in seine Alltags- und Künstlerwelt. Als Bühne dafür fungiert Arnels, jener südsteirische Ort in dem der renommierte Grafiker, Maler und Autor – geboren 1941 ebendort – „sehen und schauen“ lernte, aufwuchs, wegging und wiederkam. Das Resultat ist das textliche wie grafische Protokoll eines Aufmerksamen, eines Künstlers, der es vermag, die Konsequenzen der Zeit seines Lebens- und Arbeitsraums ohne übertriebenen Pathos, aber mit der dafür notwendigen konsequenten Herangehensweise, darzustellen, akribisch hinzuschauen, zu beschreiben, zu vergleichen, zu reflektieren. Der heimatliche Mikrokosmos, die Grenzregion zwischen Mur und Drau, sie bestimmt den Künstler; durch seine mit dem Ort verbundene Erinnerung, sein Andenken an dessen Geschichtsträchtigkeit mitsamt den Epochen dunkler Machenschaften, befreiet er diesen Lebensraum vom kitschigen Idyllen-Charakter: Die Wahrnehmung seiner Heimat ist für Brettschuh also nicht nur von der Vorstellung unberührter, malerischer Landschaft bestimmt, sondern auch (beispielsweise) von den Grauen des 2. Weltkriegs. Im Februar 2005 schreibt er über die vertrauten „wundersamen Wald- und Rebenhänge“: „Die Schönheit dieser Gegend jetzt, das ockergelbe Wintergras, die efeuberankten Obstbäume, Zwetschken-, Pfirsich-, Nussbäume, die Hagebutten wie bildgehauene Blutstropfen auf dem Strauch vor dem Schneehang, die Rebstöcke im steilen Weingarten. Wie viele Soldaten flohen vor der Gefangennahme über den Bach, den Bach entlang, heim, heim, heim, nach Hieflau, Mecklenburg, quien sabe?, im Mai, Juni 1945?“ \ gis KORSO verlost mit freundlicher Unterstützung des Leykam-Verlags zwei Exemplare von „Der Kreisgeher“ von Gerald Brettschuh beim KORSO-Kulturquiz unter www. korso.at! Revoluzzion.Gabriele Russ et al.: Revoluzzer. Steiermark: Innovation: 2009. Graz: Leykam 2009, 152 Seiten, EUR 34Der 2009-er Band der Reihe Steiermark Innovation stellt sich anlässlich des Erzherzog-Johann-Jahres der Frage, wie viel an Revoluzzertum denn in den Ideen des dissidenten Habsburgers steckten – und was denn eigentlich heutige „Revoluzzer“ ausmache. Die von den BeiträgerInnen gegebenen Antworten umfassen thematisch und ideologisch ein mehr als breites Spektrum; stellvertretend seien hier einige der herausragenden Texte genannt: Julian Ausserhofer und Heinz P. Wassermann beschäftigen sich mit der medialen Konstruktion des „Rebellenbildes“ in der Politik (und stellen fest, dass das beste Rezept für den Aufbau eines derartigen Images noch immer die Attacke gegen die eigene Partei ist). Daniela Bartens beschreibt die Revolution in der steirischen Literatur der Sechziger Jahre, die die ehemaligen Nazi-Größen der Dichtkunst endlich vom Sockel stieß. Martin Behr portraitiert den Meister des „Social Painting“, Josef Schützenhöfer. Gerhard Fuchs dekonstruiert das aktuelle verkitschte Erzherzog-Johann-Bild auf differenzierte Weise; Claudia Gigler beschreibt anhand der österreichischen Situation die aktuelle „Revolution“ im Printmedienbereich, die der Optimierung der kapitalistischen Bewirtschaftung dieses Sektors auf Kosten des Informationsgehaltes, der Meinungsfreiheit und der Medienvielfalt dient. Eine „revoluzzerische“ Steirerin, die der bekennenden Kirche nahe stehende Vikarin und Religionslehrerin Margarete Hoffer, die während der Nazi-Herrschaft verfolgte Juden schützte, portraitiert der Superintendent der evangelischen Kirche, Hermann Miklas. Christian Eigner und Klaus Posch nähern sich dem „Revoluzzertum“ in ihren Beiträgen aus psychoanalytischer Sicht, Hans Putzer plädiert für eine Revolution im Umgang mit dem Nahrungsmittel Fleisch und Josef Zollneritsch beantwortet im abschließenden Beitrag des bunten Bandes die Frage, welche Schulpolitik ein Politiker vom Zuschnitt Erzherzog Johanns heute verfolgen würde. \ cs Narrative über geschlechtsspezifische Un-/Gleichheiten und Un-/GleichzeitigkeitenBrigitte Lichtenberger-Fenz/Doris Ingrisch: „Beruf, Karriere und Wissenschaft. Narrative über geschlechtsspezifische Un-/Gleichheiten und Un-/Gleichzeitigkeiten.“ Studien Verlag / Innsbruck – Wien – Bozen, 2009. 200 Seiten, 25 Euro2003 waren nur 6,2%, aller ordentlichen ProfessorInnen an österreichischen Universitäten Frauen, womit Österreich EU-weit an letzter Stelle steht. Brigitte Lichtenberger-Fenz und Doris Ingrisch versuchen herauszufinden, inwieweit Geschlecht und Generation die Konstruktionen von Beruf, Karriere und Wissenschaft bedingen. Zu diesem Zweck wurden mit 45 erfolgreichen österreichischen WissenschafterInnen qualitative Interviews geführt, um deren Karrierewege und Identitätskonstruktionen nachvollziehen zu können. Für den Verlauf der wissenschaftlichen Karrieren wird festgehalten, dass besonders für eine universitäre Laufbahn ein früher Einstieg bedeutsam ist. Einmal im System wird der Karriereverlauf „wie auf Schienen“ beschrieben, wobei MentorInnen besonders von Männern als bedeutsam erachtet werden. Außerhalb der Universitäten gestalten sich die Karrieren abwechslungsreicher. Generell wird für eine wissenschaftliche Karriere die Hingabe an den Beruf als Bedingung formuliert. Hinsichtlich der Identitätskonstruktionen der WissenschafterInnen beschreiben die AutorInnen zwei konträre idealtypische Narrative. Während das männlich dominierte Narrativ 1 den Beruf als Feld der großen Weltentwürfe, die Karriere im Sinne von Anerkennung durch Peers und soziales Feedback und die Wissenschaft als Leidenschaft konstruiert, kann Narrativ 2 als Widerstand gegen die herrschenden Sichtweisen interpretiert werden. Hier wird für den Beruf die eigenständige Existenzsicherung und für die Wissenschaft der praktische Erkenntnisgewinn in den Vordergrund gerückt. Der Karrierebegriff wird abgelehnt. Als Abschluss des Buches sind vier Interviews abgedruckt, um gelebte Karrieren nachvollziehbar zu machen.“\ Hanna Muckenhuber Wider die Krise: Kooperation statt KonkurrenzChristian Felber: Kooperation satt Konkurrenz. 10 Schritte aus der Krise. Wien: Deuticke 2009. 142 Seiten, EUR 14,90In seinem neuen Buch zieht Christian Felber, Autor der „50 Vorschläge für eine bessere Welt“ und des Kompendiums „Neue Werte für die Wirtschaft“, nicht nur eine erste Bilanz des Zustandekommens des tiefsten ökonomischen (und wohl bald auch sozialen) Einbruchs seit den dreißiger Jahren, sondern skizziert auch Grundzüge eines gesellschaftlichen Gegenmodells. Vor allem der Analyseteil glänzt durch eine auch für Laien gut verständliche Darstellung der Mechanismen, die zur Subprimecrisis und in der Folge zur Krise des gesamten Finanzsektors geführt haben. Nur am Rande erwähnt wird allerdings der enge Zusammenhang zwischen steigenden Unternehmensgewinnen, sinkender Lohnquote, sinkenden Investitionsquote und steigender Umschichtung von Unternehmensvermögen in den Finanzsektor aufgrund der radikalen Verschiebung des Kräfteverhältnisses zwischen Kapital und Arbeit seit den späten Siebzigern, wodurch bei der Lektüre ein wenig der Eindruck entsteht, der Finanzsektor sei eine vom Rest des kapitalistischen Wirtschaftssystems getrennt zu sehende Veranstaltung. Die Stärke des Buches liegt eindeutig darin, dass der Autor die Aufmerksamkeit seiner LeserInnen mit einer Unmenge eingängiger Beispiele auf die Widersprüche des Systems lenkt, etwa auf die Tatsache, dass in Deutschland Zehntausende freiwillige HelferInnen gratis Essen an über 700.000 Bedürftige ausgeben – ganz abseits von irgendwelchen dem homo oeconomicus zugeschriebenen Eigennützigkeits-Überlegungen materieller Art – und mit diesem in kapitalistischen Kategorien unsinnigen Verhalten dazu beitragen, dass sich die schreienden Ungerechtigkeiten des Systems nicht vermehrt in Raub und Totschlag manifestieren. Im Alternativen-Teil skizziert Felber eine dezentral und demokratisch geplante Wirtschaft als Alternative zur Herrschaft des Kapitals und zur staatssozialistischen Diktatur (S. 124 ff.). \ cs Begegnungen - SchulpartnerschaftenSchule und Gesellschaft im Dienste der Völkerverständigung. Frieden schaffen ohne Waffen. Dr. Johann Diepold. Hrsg. OStR. Prof. Dr. Johann Diepold. 256 S., Druckhaus Thalerhof, Feldkirchen bei Graz, 2005Das reich bebilderte Buch des Autors und Herausgebers gibt Einblicke in das von diesem initiierte Projekt verschiedener Schulen des Landes Steiermark mit Schulen in Berlin, Warschau und Stalingrad/Wolgograd. Diese Bild)Dokumentation von Begegnungen und Schulpartnerschaften basiert auf einem über 30 Jahre dauernden Kontakt des Autors mit Schulen und den Menschen, die an diesen Schulen lernten, lehrten und arbeiteten. Das Ziel, nationale, weltanschauliche, ethnische und konfessionelle Grenzen zu überschreiten wurde erreicht, dank unermüdlichen Einsatzes und großen Engagements von OStR. Prof. Dr. Diepold. Dies belegen nicht nur die Inhalte der Vorworte, die auch in Russisch abgedruckt sind. Ein Lebenswerk mit biographischen Zügen. \ dw Vielfalt als große Chance!VIELFALT. RESPEKT. RECHT. Informationsbroschüre zum Thema Diskriminierungsschutz. Mit einem Vorwort von BMiin Gabriele Heinisch-Hosek. Hrsg.: Bundeskanzleramt, Gleichbehandlungsanwaltschaft. 90 S., 1. Auflage, Wien 2009, ISBN 078-3-9502702-1Umfassende Informationen über Diskriminierung, den gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung sowie die Rechtsdurchsetzung und die Möglichkeit der Bekämpfung von Diskriminierungen erhält die Leserin/der Leser bei der Lektüre dieser Broschüre. Da sich die Autorinnen nicht auf rein theoretische Ausführungen beschränken, sondern neben der Erörterung konkreter Beispiele auch Handlungsanleitungen für das Auftreten gegen diskriminierendes Verhalten geben, kann die Broschüre als Handbuch und Nachschlagwerk gesehen und genutzt werden, und zwar nicht nur von Personen, die im Bereich der Gleichbehandlung tätig sind, sondern vor allem von UnternehmerInnen und Privatpersonen. Eine Anregung: Übersetzung und Herausgabe der Broschüre in häufig vorkommende Fremdsprachen! \ dw Die Broschüre kann aus ganz Österreich kostenlos bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft bestellt werden: www.gleichbehandlungsanwaltschaft.at BelletristikSurreale Satiren.Antonio Fian: Im Schlaf. Graz: Droschl 2009, 105 Seiten, EUR 16,00 Alles relativLICHTUNGEN 119/XXX. Jg./2009, 145 Seiten, 6,00 EuroKakophonien des Vogelgesangs begleiten versuchte Selbstfindung oder -täuschung im Rausch des Weines. Pia Hierzegger lässt drei Schwestern auf Urlaub, die keine Schwestern sind, über Sterbehilfe bei Liebeskummer nachdenken und das Gefühl, über Nacht eine ledige österreichische Staatsbürgerin mit Nachsendeauftrag zu werden. Martina Klein hilft über das Empfinden, ohne Verbündeten zu sein, eine billige rote italienische Unterhose hinweg. Barbara Zemann zeichnet den Alltag ihres Protagonisten als Stillleben. Monotonie und die Beschreibung unromantischen, nüchternen Beischlafs gehen nahtlos ineinander über. Der Ungarn-Schwerpunkt der Lichtung-Ausgabe hält sich an Bewährtes á la Péter Nádas, die vorgestellte Lyrik aus Polen stammt erfreulicherweise zum Großteil aus der Feder von jungen LiteratInnen. Friederike Schwab nähert sich über großzügige hermeneutische Ausschweifungen dem bereits weich gekauten Thema der Relativität der Werte, dem Verfall des subjektiv Wertvollen durch Show-und-Event-Veranstaltungen, wo Toleranz als laissez faire gehandelt wird. Die niederschmetternde Conclusio lautet: „In gewissem Sinn ist dem Kunstwerk oder der Kultur längst das wirkliche Leben entzogen, sie sind gar nicht mehr da.“ Birgit Pölzl begegnet unter dem Zwetschkenbaum Foucault, Diogenes, Barthes und dem Toren Beuys, der mit Filz und einem Stück angebissener Margarine in der Hand winkt. Mit einer spielerischen Leichtigkeit löst sie sich vom KULTURMACHTMENSCH, um sich von der Konversation mit Philosophen tragen zu lassen. Erfreuliche Kurzweiligkeit – auch ohne rote Unterhose. | yb Wahllos tötet der BlitzEmil Breisach, Epigramme und Gedichte, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra (O.Ö.) 2009, 92 SeitenEins der Epigramme stellt fest: „Solide Lügner / sind bekömmlicher / als Leute die ihre Wahrheit / gepachtet haben“ (S. 47) – Emil Breisach ist in seiner neuesten Publikation aus Weitra (es ist bereits die fünfte nach den Titeln „Klangstaub“, „Aderngeflecht“, „Augenblicke des Zauderns“ und „Den Sand hören“) nicht abgeklärt, im Gegenteil. Die Feder spitzt sich zu, das Gespür des nun schon „Mitt-Achtzigers“ für Stolpersteine und Brüche im Leben des Einzelnen und in der Gesellschaft bleibt wach. Wie schon früher, überrascht der Autor durch die Kunst des Reduzierens. Die Sprüche und reimlosen Gedichte sind schlank, haben nichts Überflüssiges in ihren Bildern und Wendungen. Breisach hat als Medienmensch (Intendant von ORF-Landesstudio Steiermark), als Präsident des Forum Stadtpark und zuletzt noch als Leiter der Akademie Graz sich verdient gemacht um das kulturelle Leben seines Landes. Er kennt die Zusammenhänge von Öffentlich und Privat. Breisachs Reflexionen wurzeln in Erfahrungen und ranken sich an den Wörtern wie Weinreben hinauf in den Geistes-Witz. Er hat mitgemischt und hat herausgefunden: „Wer sich über nichts hinwegsetzt / kommt unten zu liegen“ (S. 41). Im Gedicht, das dem neuen Band den Titel gibt, tötet der Blitz wahllos den Baum, (S. 67), aber zwischen den Zeilen wundert sich das lyrische Ich darüber, warum es, das Ich, verschont worden ist – dieses Erstaunen über ungelöste Rätsel oder Fragen zeichnet viele der prägnanten Texte aus. „Beglückt / stellen wir das Denkbare / dem Erkennbaren voran“ (S. 61) – Eine solche Formel mit utopischem Impuls könnte doch glatt als Spruch unserer berühmten – weniger bekannten - Marie Ebner-Eschenbach (1830 bis 1916) gelten. Sehr österreichisch klingt auch: „. . . Alles verwandelt sich durch Beschreibung“ – Sprechen ist Handeln, ein begründbarer philosophischer Standpunkt, insbesondere für den Epigrammatiker. Man ist auf dessen sechsten Band gespannt. Tobias Pils hat diesen fünften, wie schon die vier vorausgehenden, adäquat illustriert und grafisch gestaltet. \ Hedwig Wingler Kulturgeschichtlicher ReiseführerUlrike Keller (Hg.), REISENDE IN DER SÜDSEE (seit 1520). Ein kulturhistorisches Lesebuch. Wien: Promedia Verlag 2004, 232 Seiten, 17,90 EuroDie Geographin Ulrike Keller hat 24 Originalberichte aus fünf Jahrhunderten zusammengestellt. Geworden ist daraus ein kulturgeschichtlicher und gesellschaftspolitischer Streifzug durch die Inselwelt der Südsee. Von der Herausgeberin in den jeweiligen Kontext gestellt, ist ein Reiseführer der besonderen Art entstanden, der sowohl im Urlaub als auch daheim auf dem Kanapee gelesen werden kann. Die Geschichten führen nach Mikronesien und dort auf die Karolinen, Marianen, Belau und die Marshall-Inseln, von Melanesien an die Küste Papua-Neuguineas, auf die Salomonen und nach Neukaledonien, in Polynesien nach Tahiti, Samoa, Fidschi und Tonga, Futuna, auf die Tuamotus, Hawaii, Pitcairn, die Osterinsel und auf die Juan Fernandez-Gruppe vor der chilenischen Küste. | pm KORSO verlost in Kooperation mit dem Promedia Verlag fünf Exemplare des Buches beim Kulturquiz unter www.korso.at! Im siebenten Himmel.Andreas Unterweger: Wie im Siebenten. Roman. Graz: Droschl 2009, 147 Seiten, EURAndreas und Judith leben in Wien im Siebenten – in einem wahren Paradies der jungen Liebe. Wenn nicht gerade Exfreunde Judiths auf Besuch sind und sich blendend mit ihr unterhalten, während Andreas auf Judiths Geheiß aus Umweltschutzgründen Geschirr wäscht, statt diese Tätigkeit seinem einzigen Freund, dem Geschirrspüler, zu überlassen. Eigentlich wär’ alles ganz easy, wenn da nicht die Schatten der Geschichte wären, die Löcher in den Körpern, die sich seit dem Krieg, als sie in die Großväter geschossen wurden, immer wieder zeigen, bis zum Loch im Flügel des Protagonisten/Autors. Und eine Bedrohung der perfekten Liebe am Horizont aufsteigt, die sich im Wurf einer Kaffeekanne äußern könnte (der vielleicht doch nicht stattgefunden hat). Oder in Anklängen an Bob Dylan, dessen Leben durch Sara Lownds zuerst komplett umgekrempelt wurde, bevor sie ihn nach zehn Jahren gemeinsamen Lebens verließ. Oder darin, dass die beiden Liebenden noch nicht wissen, dass die Schwangerschaft, von der sie eben erfahren haben, mit einer Abtreibung beendet werden wird. Warum, muss der Leser / die Leserin nicht erfahren, nur so viel sollte er/sie wissen: Das größte Glück birgt immer auch den Keim seines eigenen Untergangs. | cs Notizen über Hanna.Karl Wimmler: Notizen über Hanna. Graz: CLIO 2009. 320 Seiten, EUR 21,--Der KORSO-Kolumnist Karl Wimmler legt nun, unter einem denkbar bescheidenen Titel, sein erstes Buch vor, einen umfangreichen, formal vielschichtigen zeithistorischen Romanessay. Die titelgebende Figur – von einer „Hauptfigur“ zu sprechen verbietet die zutiefst demokratische Erzählweise – ist Hanna Kindler. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend (die Mutter früh an der Spanischen Grippe gestorben, der Vater vor der Zeit gealtert und kränkelnd, die Stiefmutter ein einziger wandelnder Vorwurf), gelingt es ihr bereits als Jugendliche, den Schritt hinaus zu machen: aus dem Angestammten ins Fremde, aus der obersteirischen Provinz in die Hauptstadt, in das heftig angefeindete Rote Wien der späten zwanziger Jahre. Vornehmlich jüdische Familien aus dem Wiener Bürgertum sind es, bei denen Hanna Anstellung als Hausgehilfin findet und bei denen sie lernt, frei zu atmen und sich frei zu bewegen. Von einer Familie wird sie zur anderen weitergereicht und gelangt so Mitte der dreißiger Jahre nach Antwerpen, um von dort kurz vor dem sogenannten „Anschluss“ im Spätwinter 1938 nach Österreich zurückzukehren und ihren Jugendfreund, den aus ähnlich beengenden familiären Verhältnissen stammenden Josef Schanitz, zu heiraten, einen ehrgeizigen jungen Techniker und bedingungslosen Anhänger der Nazis. Diese Rückkehr in die befremdliche, entstellte Heimat erweist sich bald als ein Fehler, der ihr den Weg ins Offene, in ein selbstbestimmtes Leben für immer versperrt ... Wimmlers vielfarbiger und vielstimmiger Text bemüht sich keine Zeile lang darum, die Illusion eines in sich geschlossenen, leicht konsumierbaren Epochenbildes zu erzeugen, sondern leistet es sich, voller Brüche zu sein, lässt die Innensicht der Figuren und die Außensicht des Erzählers, der immer wieder Einspruch erhebt und seinen Widerspruch anmeldet, nebeneinander bestehen. | Christian TeissAm Dienstag, den 29. September, lesen Autor und Rezensent im Rahmen der Verlagspräsentation aus dem Buch. Beginn: 19 Uhr. Ort: Stadtmuseum Graz. MusikResetarits-Molden: Dialektgesang vor urbaner KulisseErnst Molden & Willi Resetarits & Walther Soyka & Hannes Wirth: „ohne di“.Wenn der „Cohen von Wien“ (Falter) Ernst Molden und der „Springsteen aus Simmering“ (Süddeutsche Zeitung) Willi Resetarits, vormals Ostbahn-Kurti, gemeinsam eine Platte aufnehmen, dann klingt diese – wenig überraschend – ziemlich wienerisch. Dabei ist der auf „ohne di“ im Einsatz befindliche Dialekt der Bundeshauptstadt genau genommen lediglich die „Zweitsprache“ der beiden Protagonisten: Molden hat als Teil der bekannten Verleger-Dynastie die Wiener Mundart keineswegs hinter den großbürgerlichen vier Wänden, sondern vielmehr auf den Spielplätzen, den Parks, der „Gstettn“ kennen gelernt – Hochdeutsch war zu Hause bei den Moldens nicht unbedingt angesagt. Resetarits wiederum ist bekanntlich Burgenland-Kroate; als Dreijähriger übersiedelte er mit seiner Familie in die Hauptstadt und lernte dort das Wienerische kennen. Dem Album hört man diese biografischen Schönheitsfehler trotzdem nicht an. „Ohne di“ erzählt Geschichten von Wien, taucht mit einer gehörigen Portion Sentiment in den Mikrokosmos der „Heanoisa Oma“ ein, dem Lebensraum der Großmutter aus dem 17. Gemeindebezirk Hernals oder reflektiert die Ansammlung der Blüten in der Frühlingsluft des Praters („Ibaroi en proda/fliang de blia“). Arrangiert ist die Co-Produktion minimalistisch: Statt einem Schlagwerk oder einem Bass gibt’s Gitarren und ein Akkordeon. Der entscheidende Atout ist aber ohnehin die Stimme des mittlerweile 60-jährtigen Resetarits, die anno 2009 präzise und klar wie selten zuvor daherkommt. Bereits am kürzlich erschienen „Stubnblues“ Album „no so vü“ verortete Resetarits teils blumig anmutende Texte (in diesem Fall unter anderem von HC Artmann) derartig authentisch, dass sie sich ab dem ersten Kontakt mit dem Gehörgang vom Verdacht der schnulzigen Geschmacklosigkeit befreien konnten. Mit Moldens Texten und dessen gesanglicher Unterstützung glückt ihm das abermals. \gis KORSO verlost mit freundlicher Unterstützung von monkey.music zwei Exemplare von „ohne di“ beim KORSO-Kulturquiz unter www.korso.at!
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|