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Aufrüttelnd aktuell: Stecken, Stab und Stangl |
Donnerstag, 17. September 2009 | |
Sich an einem schwülen Sommerabend in ein Kellertheater zu begeben, verspricht Abkühlung. So war es in der Tat, am Abend des 18. August bei der Premiere des von Maik Priebe inszenierten Jelinek-Stückes „STECKEN, STAB UND STANGL. Eine Handarbeit“ im TiK in Graz. Die schwere Schwüle verwandelte sich im Keller in eine stickige Kälte. Weder angenehm, noch gemütlich, also gut zum Inhalt passend. „Stecken, Stab und Stangl“ entstand unter dem Eindruck des Mordes an vier Roma in Oberwart. Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horwath und Erwin Horwath wurden am 4. Februar 1995 beim Versuch, eine Tafel mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ zu entfernen, von einer Rohrbombe getötet. Zwei Tage später wurde bei einem Bombenanschlag in der kroatischen Gemeinde Stinatz ein Mann verletzt. Da Elfriede Jelinek aus Protest gegen den Rechtsruck im Wahlkampf 1995 Österreich mit einem Aufführungsverbot ihrer Stücke belegte, wurde „Stecken, Stab und Stangl“ 1996 im Deutschen Schauspielhaus Hamburg uraufgeführt und erst 1997 in Österreich erstaufgeführt. dramagraz ist der Versuch, das „Sprachmonstrum“ mit nur sechs SchauspielerInnen umzusetzen, gut gelungen. Dass sich die gesamte Handlung in einem sakralen Raum abspielt und dass die vier Choristen beinahe ununterbrochen häkeln, verstärkt die Aussagekraft und den Bezug zur Realität, wozu die sprachgewandte Monolog-/Dialogführung, Gestik und Mimik – vor allem die gekonnt „ins Narrenkastl“ stierenden Blicke – der sechs grau gekleideten SprecherInnen, deren zentrales Thema der Tod und nicht der Mord ist, wesentlich beitragen. Tipp für junge BesucherInnen: Stück vorab lesen und sich über die zeitgeschichtlichen Hintergründe informieren, damit Personen und Vorkommnisse zuordenbar(er) werden. | dw Nächste Vorstellungen: 9., 10., 11., 12., 16., 17., 18., 19., 23., 24., 25., 26. 9., jeweils 20:00 im TiK
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