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James Bond, Michael Schumacher und Pepi Schicklgruber
Donnerstag, 17. September 2009

Aufwärtshaken – Das Sportfeuilleton - von Gregor I. Stuhlpfarrer

Wie die James Bond Verehrer und Verehrerinnen selbstredend wissen, verbirgt sich hinter dem Titel des Bond-Streifens Sag Niemals Nie aus dem Jahre 1983 eine kleine aber feine Historie. Demnach hat Bond-Mime und Brusthaarkaiser Sean Connery sofort nach dem Abschluss der Dreharbeiten zu Man lebt nur zweimal gesagt, dass er niemals mehr den Geheimagenten des MI6 spielen werde. Niemals mehr. Gespielt hat er ihn dann aber schon; 1971 kehrte er mit Diamantenfieber auf die Leinwände und Patschenkinos dieses Planeten zurück.

Sag Niemals Nie war dann sozusagen das zweite Comeback des stolzen Schotten. Seither wird der durch Connerys Verhalten strapazierte Filmtitel nicht zuletzt dann in den Mund genommen, wenn zurückgetretene Sportler und Sportlerinnen (Frauen treten statistisch gesehen viel seltener vom Rücktritt zurück als Männer.) meinen, dass genug eben doch noch nicht genug ist. Immer dann, wenn sie über ein Comeback nachdenken, mit dem Gedanken spielen, die an den Nagel gehängten Kickschuhe wieder abzunehmen oder die in der Garage verstauten Skisprungskier abzustauben, bekommen Sportreporter eben dieses Filmzitate in die Mikrofone gehaucht. Getrieben von Fadesse, dem Durst nach Aufmerksamkeit oder schlichtweg dem Mangel an Barem mutieren dereinst gefeierte Sportler zu Weltmeistern der Wankelmütigkeit und packen das obligatorische Sag Niemals Nie hervor. An Sean Connery dürften dabei die wenigsten denken.

Gerade männlich dominierte Spielweisen des Sports wie das Boxen oder die Rennfahrerei exponieren sich immer wieder als bevorzugte Felder des Rücktritts vom Rücktritt. Wenig überraschend deshalb, dass Michael Schumacher, der, gerade hierzulande lange Zeit schwer gescholtene, erfolgreichste Pilot der Formel-1-Geschichte just in diesem Sommer vom 2006 getätigten Rücktritt zurücktreten wollte. Es blieb allerdings beim Versuch, denn der nunmehr 40-jährige Schumacher musste von seinen Renaissance-Bestrebungen Abstand nehmen, weil seine Gesundheit nicht mitspielte. Es folgte der Rücktritt vom Rücktritt des Rücktritts. Besser erging es da schon Niki Lauda Anfang der 1980er Jahre. Der seit seinem Unfall am Hockenheimring 1976 mit dem berühmtesten Kapperl der Nation dekorierte Lauda kehrte 1982 in die Formel 1 zurück. Drei Jahre davor hatte Lauda „genug vom Im-Kreis-Fahren“ und kümmerte sich lieber um den Aufbau seiner Fluglinie. 1982 setzte sich der ehemalige Ferrari Pilot hinter das Volant eines McLaren und holte ein Jahr später seine dritte Weltmeisterschaft.
Der Faktor Geld dürfte beim angestrebten Comeback von Michael Schumacher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Rund 600 Millionen Euro soll er im Laufe seiner Karriere  verdient haben. Bei Boxer George Foreman war die nicht (mehr) vorhandene „Marie“ sehr wohl ein schwerwiegender Grund. Anfang der 1970er wurde Foreman Weltmeister im Schwergewicht, ehe er 1977 nach einer blutigen Niederlage gegen Jimmy Young seine Karriere beendete und zum Pfarrer in der pfingstlerischen „Apostolic Church of the Lord Jesus Christ“ in Houston, Texas mutierte. Ein Waisenhaus gründete er auch und ebendort versenkte er nach eigenen Aussagen auch seine Millionen. Deshalb erklomm er 1987 abermals den Ring, 1994, zwanzig Jahre nach seinem ersten Titel, wurde er mit 45 Jahren am Box-Buckel der älteste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten. Ein für seinen 56. Geburtstag geplanter Kampf scheiterte im Jahr 2005 angeblich am Veto seiner Frau. Seither hält sich der nunmehr 60-jährige Foreman mit Comeback-Ankündigungen auffallend zurück.
Dass Sportler (wie gesagt, Frauen treten viel seltener vom Rücktritt zurück, zwei prominente Ausnahmen sind die österreichische Skirennläuferin Annemarie Moser-Pröll und Tennis-Spielerin Martina Hingis aus der Schweiz) durch ständiges Zurücktreten von bereits getroffenen Entscheidungen ihre Reputation nachhaltig beschädigen, beweist ein weiteres Beispiel aus dem Fußball. Josef „Pepi“ Schicklgruber, Tormann, unter anderem beim LASK in Linz und bei Sturm Graz, beendete seine Karriere ganze dreimal. Ebenso oft feierte er sein Comeback. Seine Glaubwürdigkeit steigerte er durch sein ständiges Bin-schon-weg-bin-schon-wieder-da nicht unbedingt. Aus diesem Grund sei dem Pepi Sag Niemals Nie wärmstens empfohlen. In der allerletzten Szene des Streifens wird Sean Connery alias James Bond gefragt, ob er jemals zum Geheimdienst zurückkehren möchte. Vor dem Hintergrund seines letzten „Umfallers“ ist Connery unzweideutig: „Nie wieder“.   

Gregor Immanuel Stuhlpfarrer ist Historiker, Theologe und KORSO-Redakteur.
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