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Wie viel bleibt an der Oberfläche? |
Montag, 13. Juli 2009 | |
Nora Schultz und Pernille Kaper Williams. Zwei Künstlerinnen teilen sich die Räumlichkeiten im Grazer Kunstverein und zeigen dort neue Arbeiten.
Lifestyle-Insignien des Art Déco. Ein schwarzes L-förmiges Podest mit unzähligen Holzwürfeln hebt sich vom Boden des Ausstellungsraumes ab. Rahmungen und Sockel sind das bevorzugte Versuchstableau der in Belgien lebenden Künstlerin Pernille Kaper Williams. Auf diesen gestalteten Oberflächen des Alltags arrangiert sie ihre penibel recherchierten Belegobjekte, die alle um den französischen Modeschöpfer Paul Poiret kreisen. Anfang des 20. Jahrhunderts schuf Poiret orientalisch anmutende, fließende Kleider, die auch ohne Korsett tragbar und elegant waren. Die Annäherung der Künstlerin bezieht sich auf ein regelrechtes Self Branding Poirets für guten Geschmack und Lebensstil. Eigens kreierte Parfums, besondere Flakons, Kochbücher, oder Drucke seiner Mode finden sich neben Details des Art Déco Stils: Glas, Pflanzen, Lampen, Bücher und belgische Marmorkugeln als Briefbeschwerer, ein liebevoll platziertes Vergrößerungsglas und selbst entwickelte Schriftarten verwandeln das Display in einen Schreibtisch. Museale Stilmittel wie bewusste Reduktion und neue Zusammenstellung machen Dinge sichtbar. Aber was sagen sie über uns aus? Eine Waage ohne Gleichgewicht. Ein aus Beton gegossener Kanaldeckel wird mit einem verchromten Rohr gekonnt in Schwebe gehalten. Visuell ausgewogenen Gewichtsverhältnissen wird damit eine klare Absage erteilt. Nora Schultz macht Experimente über die Eigenschaften und Funktionen von Dingen, die uns umgeben. In einem Ad-hoc-Ausstellungsstil, der die Prozesshaftigkeit ihrer Arbeit wiedergibt, präsentiert sie Arbeiten mit Metallblechen in komplizierten Faltungen, die in einfachen Formen zum Beispiel Autokarosserien erkennen lassen oder die Sitzflächen von Sesseln bilden. Ein Metallstreifen wird nur mit einem Gurt aufgebogen und in Spannung gehalten. Industrielle Stoffe, Fundobjekte, Baumaterialien – auch hier löst sich, wenn auch in ganz anderen Formen, die Autorität ehemals fixierter Zusammenhänge auf. | Eva Pichler
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