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Fotografie als Therapie – Das Werk von Jo Spence
Archiv - Kultur
Dienstag, 11. April 2006
ImageErst im Alter von vierzig Jahren wendete sich die Londonerin Jo Spence (1934-1992) der Dokumentarfotografie zu, nachdem sie bis dahin als Sekretärin und Assistentin in kommerziellen Fotostudios gearbeitet hatte. 1979 hatte sich Jo Spence am Polytechnic of Central London für die Fotoklasse von Victor Burgin eingeschrieben um ein Studium zu absolvieren.

Mit der Gründung des Photography Workshop Ltd. nahm sie Lehr- und Publikationstätigkeit im Bereich der dokumentarischen Fotografie auf, gründete damit auch eine der ersten Fotogalerien in England und mehrere Gruppen wie Half Moon Photography Workshop, die Frauendokumetargruppe The Hackney Flashers Women’s Photography Collective und die Zeitschrift Camerawork.
1982 machte Jo Spence ihr Diplom und erkrankte im selben Jahr an Brustkrebs. Unter Einfluss der medizinischen Therapie entwickelte sie in dieser Zeit zusammen mit Rosy Martin die Methode der von ihr so genannten „Fototherapie" als dokumentarisches Verfahren, das in der Frauengesundheits- und Behindertenbewegung breite Anerkennung fand.
Nach einer Ausstellungs- und Vortragstour durch die USA, Kanada und Australien diagnostizierte man 1991 Leukämie. Ihr eigener, zunehmend geschwächter Körper genügte Jo Spence ab dieser Zeit nicht mehr als Modell ihrer fototherapeutischen Methode, weil er „ihrem Selbstbild als Kämpferin" nicht mehr entsprach. Sie gab die direkte Fotografie auf und entwickelte Montageverfahren auf der Basis ihres eigenen Archivs. Diese allegorischen Selbstreferenzen in Rückschau nannte sie Photo Phantasie.
In ihren Arbeiten richtete sich Jo Spence konsequent gegen einen humanistischen Begriff von Dokumentarfotografie. Sie wendete sich nicht an den Kunstbetrieb, vielmehr diente ihr die Fotografie zur Analyse von politischen und sozialen Funktionen der Bilder.
Seit dem Tod von Jo Spence im Jahr 1992 betreut das Jo Spence Memorial Archive ihre Hinterlassenschaft. Das Museu d’Art Contemporani de Barcelona produzierte die Ausstellung Jo Spence: Beyond the Perfect Image, die nun bis zum 25. Juni in der Camera Austria, Lendkai 1, in Graz zu sehen ist. Informationen unter www.camera-austria.at

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