Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Weg mit den Krisen-Krüppeln!
Montag, 13. Juli 2009
Endlich sind die Schuldigen gefunden, denen die sinkende Kauflust der GrazerInnen anzulasten ist. In den letzten Monaten hat man uns ja schön hinters Licht geführt: Man hätte fast den Eindruck gewinnen können, diejenigen trügen Schuld am Sinken der Kaufkraft, die durch Spekulation den Zusammenbruch des Finanzsystems und damit den Einbruch der Realwirtschaft herbeigeführt haben. Oder gar diejenigen, die sich seit drei Jahrzehnten die gesamten Produktivitätsgewinne der Unternehmen angeeignet und sie nicht in die Betriebe reinvestiert, sondern damit die Finanzblase weiter aufgebläht haben.
Jetzt sind die eigentlich Schuldigen entlarvt: Es sind behinderte Roma-BettlerInnen aus dem Osten. Wenn sie mit ihren verkrüppelten Gliedmaßen vor Geschäften sitzen, wendet sich der Kunde mit Grausen ab. Verkrüppelten Bettlern ist darüber hinaus anzulasten, dass manche einen Teil ihres Bettel-Einkommens an Banden-Capos abliefern müssen. Auch wenn sich das bis jetzt als Falschmeldung des Bobo-Boulevards herausgestellt hat – geben Sie ihnen sicherheitshalber nichts, nur Hunger lässt ihren Willen zum Widerstand gegen die Unterdrücker wachsen!
Dank des beherzten Einschreitens ihres Stadtoberhauptes werden die Grazer BürgerInnen aber, wie das politische Werbeblatt „Tagespost“ beruhigt, in Hinkunft von diesem ekligen Anblick verschont werden. Gutmenschen dürfen übrigens beruhigt sein: Verboten werden soll nur das organisierte Betteln – erkennbar zum Beispiel an der „gemeinsamen Anreise“ in einem Auto – und das Zurschaustellen körperlicher Missbildungen. Wer standesgemäß allein mit dem eigenen Wagen anreist und auch nicht grauslich aussieht, darf in der Stadt der Menschenrechte weiterhin um Almosen bitten. | Christian Stenner
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >