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Mythos Rom – das reiche Erbe der europäischen Kultur |
Mittwoch, 10. Juni 2009 | |
Das alte Rom hat auch dem heutigen Betrachter mehr zu bieten als Mythen, Ruinen und die von den Gymnasiasten gefürchteten Beispiele lateinischer Dichtkunst in Hexametern.
Im Bewusstsein der Gegenwart lebt in der Gegenwart das kulturelle Erbe der römischen Antike auf vielfältige Weise weiter: Bereits im frühen Barock setzte die massive Rezeption der antiken Quellen und von materiellen Zeugnissen ein, die unter anderem für die propagandistische Selbstdarstellung des absolutistischen Staates instrumentalisiert wurden. Die antiken Vorbilder haben auch die Regelwerke und Strukturen in Architektur, Wissenschaft, Politik sowie dem Rechtswesen maßgeblich mitgeprägt. Mit diesen und weiteren spannenden Aspekten beschäftigt sich die aktuelle Ausstellung in Schloss Eggenberg, die trotz des beschränkten Raums eine beeindruckende Fülle von Exponaten zum antiken Fundament des barocken Lebensgefühls darbietet. Faszinierende Welt des Barock. Das „barocke Universum“ von Schloss Eggenberg lädt zu einer aufregenden Zeitreise ein: Erlesene, selten gezeigte Schätze aus den Eggenberger Sammlungen stehen im Mittelpunkt der Sonderausstellung, die dem reichen Nachleben der römischen Antike im frühneuzeitlichen Europa gewidmet ist. Große Sammlungen wie das Kunsthistorische Museum und das Deutsche Historische Museum Berlin haben zur Ergänzung der Perspektiven kostbare Leihgaben zur Verfügung gestellt. Ein besonderes Augenmerk bei der Auswahl der gezeigten Stücke lag auf der Betrachtung des Herrschaftsverständnisses der Habsburgerfamilie, betont Dr. Barbara Kaiser, die Leiterin der Joanneum-Abteilung Schloss Eggenberg. Ein prägnantes Beispiel dafür sind die zahlreichen Herrscherdarstellungen, in denen sich das Selbstverständnis der habsburgischen Regenten als Nachfolger der römischen Kaiser deutlich widerspiegelt. In diesem Kontext steht auch das in der Ausstellung gezeigte Porträt des innerösterreichischen Erzherzogs Matthias in einer Pose als römischer Feldherr Publius Cornelius Scipio d. Ä., das um 1580 von Lucas von Valckenborch gemalt wurde. Legitimation von Herrschaft. Das geistige Bindeglied ist der Gedanke der Fortdauer des römischen Imperiums hin zum neuzeitlichen Habsburgerreich. Die bildende Kunst jener Zeit steht im Dienste der Darstellung historisch begründeter Legitimität von Macht. Die durch antike Vorbilder inspirierte Erscheinung des neuzeitlichen Fürsten sollte sich aber nicht in der bloßen imperialen Geste erschöpfen. Mit seiner Rolle sind Tugenden verknüpft, die das Handeln auf eine moralische Grundlage stellen und zur „guten Herrschaft“ verpflichten. So ist die Kunst des Barock im Dienst der Politik nicht nur äußerliche Repräsentation, sondern auch Reflexion, was die – in Form von allegorischen Gemälden – gezeigten Beispiele der tugendhaften Herrschaft belegen sollen. Ein Beispiel für die massenhafte Verbreitung jener Legitimation sind die historischen Geldstücke, wie Mag. Karl Peitler, Leiter des Münzkabinetts erklärt: „Die Münzen dienten in einer Zeit weit verbreiteten Analphabetismus als propagandistische Transportmittel für die politischen Botschaften der Machthaber.“ Glaubenskämpfe und Aufklärung. Einen besonderen Einblick in die geistige Welt der Antike und des frühbarocken Humanismus liefern kostbare Druckwerke der Bibliotheca Ferdinandea aus dem nahen Stift Rein. Auf den antiken Erkenntnissen aufbauend, die durch wiederentdeckte Texte römischer Philosophen und Staatstheoretiker angeregt wurden, dachte das gelehrte Europa seit der Renaissance über Wege zu einer neuen, inneren Stabilität und Möglichkeiten eines balancierten und ausgewogenen Gesellschaftssystems nach. Diese Denkströmungen führten hin zur europäischen Aufklärung und damit auch den Fundamenten der modernen Gesellschaft. Zum Abschluss begegnet der Besucher der vergangenen Größe Roms im Spiegel der barocken Malerei. Ergänzt wird die Ausstellung durch einen umfangreichen und in exzellenter Qualität bebilderten Katalog mit detaillierten Informationen zu den einzelnen Exponaten. |Josef Schiffer Infos: Laufzeit: 9. Mai bis 4. Oktober 2009 Dienstag bis Sonntag von 10.00–18.00 Uhr Schloss Eggenberg Kontakt: +43 (0)316/583264-9532
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