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Fragmentarische Demarkationslinien |
Mittwoch, 10. Juni 2009 | |
Eine Gitterstruktur in weiß, blau und grellem Orange, ein Strommasten, ein Kran oder doch etwas völlig anderes? War in der letzten Ausstellung noch das Brummen RAMs künstlerisch manipulierter Mischmaschinen zu hören, so ist es nun still geworden in der „Kunstbaustelle“ der Katholischen Hochschulgemeinde. Der kranartige Aufbau, an einer der drei prägnanten Säulen im Ausstellungsraum festgemacht, ist längst umgestürzt und gebrochen. Was bleibt, ist eine leise und doch erhabene Stimmung, ein scheinbar totes Skelett, dessen dreidimensionale Farbmarkierungen nun den Raum bestimmen. Der Umgang in luftiger Höhe gibt einen umfassenden Blick auf die Katastrophe frei, den Unfall, der hier passiert ist – das eingestürzte, dreifarbige Skelett. Es ist Clemens Hollerer, der mit der ortsspezifischen Arbeit „Equally damaged“ in der KHG Einzug hält. Die Farben der Aufmerksamkeit. Ausgangspunkt für seine Arbeiten bilden Baustellen und Bauarbeiter, oder besser ihre linearen Ausformungen, die bunten, grafischen Muster auf der Kleidung, auf den Absperrungen dieses Arbeitsplatzes, die Clemens Hollerer in seinen Fotos aufnimmt und in Installationen verarbeitet. Ausgehend von vorgefundenen Formen, Geometrien und Farben auf Architekturen und menschlichen Körpern werden sie an ungewohnten Orten zu neuen Zusammenhängen verknüpft und damit auf ihre eigentliche Bedeutung hin hinterfragt – die speziellen architektonischen Gegebenheiten der KHG-Galerie ebenso wie die grundsätzliche Deutung von farbigen Linien im Raum. Clemens Hollerers Arbeiten entstehen im Innenraum, im öffentlichen Raum, aber immer sind es die Raumbezüge, die ihn faszinieren, die es über seine Zufügungen, seine Manipulationen zu untersuchen gilt. Der bloße Raum und seine gängigen Strukturen werden dechiffriert, unterstrichen oder in ihrer Wirkung aufgestört. So lehnen sechs blau-gelbe Latten scheinbar beliebig arrangiert an der Wand, würde nicht eine von ihnen völlig aus dem Rahmen fallen. Sie scheint geknickt und doch perfekt und unversehrt in ihrem farbigen Überzug. „In the City 11“ nennt Hollerer diese Installation am Treppenpodest, eine Serie, die sich über eben solche Stangen aufbaut. Gestreift oder besser strichliert dienen sie der Absperrung, der Wegführung, sind temporärer Zaun im Menschengehege der Stadt. Abriegeln und farbiges Markieren versteht sich als Hinweisen auf Gefahren – eine Aufmerksamkeit, die Vorsicht gebietet. Eine Vorsicht, die aber gleichzeitig sinnentleert wirken muss, weil ihr Verursacher, die Gefahrenquelle fehlt. Das Moment des Aufpassens erscheint unpassend. Präzise platziert und doch deplatziert. Ein Denkanstoß. Bis 30. Juni in der Katholischen Hochschulgemeinde Graz, Leechgasse 24. | Eva Pichler
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