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Mahnmal für NS-Opfer in der LSF Graz
Archiv - Kultur
Dienstag, 11. April 2006
Image1760 Insassen des damaligen Grazer Sonderkrankenhauses – 1400 erwachsene und 360 Kinder – wurden in den Jahren 1940 und 1941 im Zuge der „Euthanasieaktion" des NS-Regimes ermordet.

In einem Artikel für die Voitsberger Manuskripte (2/97) beschreibt der Leiter der nunmehrigen Landesnervenklinik Sigmund Freud, Rainer Danziger, die „Mordaktion": „ Auf der Basis sogenannter Meldebögen, in denen Schizophrene, Epileptiker, Senile, Erkrankte, Schwachsinnige etc. nach Berlin gemeldet wurden, forderte die Euthanasiedienststelle in der Tiergartenstraße 4 in Berlin die Anstaltsleitung auf, entsprechend bestimmter Listen Patienten für die Abholung durch eine sogenannte ‘gemeinnützige Krankentransportgesellschaft’ bereitzustellen. In Graz kamen die Direktoren diesem Ansinnen widerspruchslos nach. ... Die Schergen dieser Transportgesellschaft traten uniformiert und bewaffnet auf. Hinter den Äckern, die nach Osten die Anstalt begrenzen, geht die Südbahnlinie vorbei. Dort wurden Züge mit Viehwaggons vorgefahren und die Schergen trieben, wie berichtet wird, zum Teil gewalttätig und rücksichtslos die Patienten, die zum Transport ausgewählt waren, in die Viehwaggons. Damit wurden sie in die psychiatrische Anstalt Linz/Niederhart und nach Maßgabe freier Ermordungskapazitäten gleich direkt oder nach kurzer Pause mit Bussen weiter in das Schloß Hartheim transportiert." In Hartheim wurden diese Menschen in Gasräumen ermordet. (siehe dazu auch die ausführlichen KORSO-Beiträge von Joachim Hainzl in den Ausgaben Dezember 2000 und Februar 2001).
Auf Initiative des vormaligen steirischen Spitallandesrates Wolfgang Erlitz und mit Unterstützung durch Altbürgermeister Alfred Stingl konzipierte der aus Graz stammende und mit einer Professur in Weimar betraute Landschaftsarchitekt János Koppándy ein dreiteiliges Mahnmal für das Areal der Landesnervenklinik Sigmund Freud nah der Südbahn.

Mit einem Gedenkakt in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer, LH Franz Voves, den Universitätsprofessoren Rainer Danzinger und Hans-Peter Kapfhammer, Diözesanbischof Egon Kapellari, Seniorin Karin Engele und Präsident Gerard Sonnenschein wurde das Mahnmal am 24. März seiner Bestimmung übergeben. In seiner Rede erinnerte BP Heinz Fischer daran, dass die so genannte Aktion T4 wie der Holocaust „kein Betriebsunfall der Vernunft" waren, vielmehr eine strategisch geplante und logistisch durchgeführte Vernichtung von Menschenleben. Es waren „Verbrechen, die von Menschen ersonnen und verübt wurden, Verbrechen, zu denen der Mensch fähig ist. Deshalb dürfen sie nicht verdrängt werden, weil sie sonst unkontrolliert wiederkehren können."

Verwiesen sei in diesem Zusammenhang nochmals (siehe Korso Juni/04) auf die von Wolfgang Freidl und Werner Sauer herausgegebene Publikation „NS-Wissenschaft als Vernichtungsinstrument. Rassenhygiene, Zwangssterilisation und NS-Euthanasie in der Steiermark" Wien 2004 (facultas), ISBN 3-85076.656-X. wm

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