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Orient meets Occident – in Leoben
Archiv - Kultur
Dienstag, 11. April 2006
Image „Die richtige Ausstellung zur richtigen Zeit" sagt der Leobner Bürgermeister Dr. Matthias Konrad über die neue ethnologische und kunsthistorische Ausstellung „Die Welt des Orients – Kunst und Kultur des Islam" in der Leobner Kunsthalle.

Die Schau sei ein Beitrag des durch die jüngsten Ereignisse gestörten Dialogs zwischen Islam und westlicher Welt, ist Konrad überzeugt. Und der eigens zur Ausstellungseröffnung angereiste Kulturminister Syriens, Dr. Riyad Nassan Agha – das syrische Nationalmuseum ist mit einer Anzahl von Leihgaben an der Ausstellung beteiligt – unterstreicht die versöhnende Rolle Österreichs im so genannten „Karikaturenstreit" und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass diese Ausstellung dazu beiträgt, Missverständnisse zu beseitigen."
Für Dr. Wilfried Seipel, den umstrittenen Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums, „ist es in dieser Zeit besonders notwendig, die Diskussion über die kulturellen Leistungen des Islam auf eine historische Basis zu stellen, auf der allein Verständnis erwachsen kann." Die aktuellen Konflikte bleiben allerdings aus der Schau ausgeklammert, da die dargestellten Epochen mit 1924 – dem Ende des osmanischen Kalifats – enden.
Die Ausstellung, deren Zustandekommen immerhin 1,4 Mio Euro gekostet hat – 285.000 davon wurden von Sponsoren getragen, darunter allein 100.000 vom Land Steiermark – verfolge vor allem zwei Ziele, sagt Kurator Dr. Matthias Pfaffenbichler: Sie dokumentiere die Vielfalt der islamischen Welt und Kultur, die sich in unterschiedlichen Reichen und Epochen manifestiere, und sie beweise zudem, dass Wien schon immer Standort von Sammlungen islamischer Kunst war – diesem Fakt ist jetzt eine eigene Homepage (www.museumislamischerkunst.net) gewidmet.

Ein ausführlicher Überblick über die islamische Kunstgeschichte. Die Leobner Ausstellung umfasst an die 250 zum Teil äußerst kostbare Objekte, die in acht Bereichen präsentiert werden – von der Vorgeschichte des Islam in den nomadischen Gesellschaften Arabiens bis hin zu seiner Rezeption in der westlichen Kunst während der Phase des Orientalismus. Ein eigener Bereich ist dem Koran gewidmet – die älteste ausgestellt Handschrift datiert aus dem 8. Jahrhundert. Die Geschichte der Arabischen Reiche wird anhand einer Vielzahl vor allem kunsthandwerklicher Objekte demonstriert – von Tintenfässchen über Zaumzeuge bis hin zur hoch entwickelten Glaskunst. Einige Darstellungen – etwa jene eines Kriegers oder einer Dame bei der Toilette – zeigen übrigens, dass das Bilderverbot des Islam (also das Verbot, Menschen oder Tiere darzustellen) nicht immer und in völliger Strenge galt. Im Bereich „Krieg und Frieden" werden sowohl Beispiele der weithin berühmten Waffenschmiedekunst Arabiens als auch historische Dokumente von Friedensverhandlungen zwischen der Hohen Pforte und dem Habsburgerreichgezeigt. Der Moschee und den fünf Säulen des islamischen Glaubens (Glaubensbekenntnis, Gebet, Almosen, Fasten und Hadsch) sind zwei weitere Abschnitte gewidmet, der islamischen Wissenschaft – dargestellt durch ein Astrolabium, einen Quadranten und einen Kompass – und den Exporten arabischer Kultur nach Europa – vor allem dem Kaffeegenuss – ein weiterer. Die verschiedenen Ausformungen arabischen Kunsthandwerks – von der Kalligrafie über die Keramik- und Metallkunst bis zur Teppichknüpferei – werden ebenfalls in einem eigenen Bereich behandelt. cs

Die Ausstellung ist bis 1. November täglich von 09.00 bis 18.00 Uhr zu sehen, Informationen zum Ortstarif über (0)810 008700 oder direkt bei der Kunsthalle Leoben (0)3842 / 4062 – 272, 408 oder unter www.leoben.at. Führungen finden täglich um 11.00 und 15.00 statt, für für Kinder gibt es zu bestimmten Terminen eigene Führungsangebote.

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