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Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
Kreative Stadt Entwicklung (12) - von Harald Saiko Es geht gerade heiß her in unserer Stadt. Weil mit viel offiziöser Begleitmusik soll Graz zur Designhauptstadt werden und der erste Designmonat ist schon ausgebrochen. Das klingt nach Kreative, nach Stadt, nach Entwicklung. Hurra, kann man da nur rufen und sich auf diesen Frühling in der Stadt freuen. Nicht nur das freie Open-Source-kultur-Stadtfest des Lendwirbels findet zufällig in diesem Monat statt, auch etliche stadtbekannte Aktivitäten von „Z“ wie des Zeiger´s Springfestival von Stefan Auer bis „A“ wie Assembly von Karin Wintscher + Co werden wieder mit viel Fleiß und Liebesmüh´ auf die Beine gestellt. Insbesondere jene Stellen wissen dies heuer medial zu unterstützen, die sonst nur selten mit den engagierten AktivistInnen was zu tun haben, nämlich Stadt und Land. Sehr schön, kann man nur sagen, Hilfe schadet nie und Aufmerksamkeit ist ein erster Schritt zur Akzeptanz. Aber verdächtig bleibt, woher der Wind weht und ob die urplötzliche Dynamik, die mit Politikerkonterfei im Steirermonat, in Presse-Beilagen oder mit bezahlten Anzeigen in Gratisblättern (sic!) suggeriert wird, nicht anderen selbst mehr dient als den vorgeblichen Adressaten, nämlich den Kreativschaffenden. Denn wenn Landesrat, Bürgermeister und netzwerkende Geschäftsführer ohne Portefeuille zusammenklauben was es sowieso gibt, alles abdrucken lassen wie sie es von den lokalen Veranstaltern kopiert haben und über jene ihnen gefälligen Medien distributieren, die dafür entsprechend Bares erwarten, muss man schon etliche hunderttausend Euro öffentlicher Gelder verpulvern. Mitsamt dem Trinkgeld für die Begleitmusik wie Come-Together-Event ist die Mille längst überschritten. Euro wohlgemerkt, nicht Schilling, in Zeiten wie diesen. Das wäre, im Sinne der Aufmerksamkeit ja auch total OK, wenn PR ein paar Prozent des Content ausmachen würde. Schön wärs, blöd nur, dass der Unterstützungsbeitrag des Landes Steiermark für Veranstaltungen, Ausstellungen und Aktivitäten rund um den mehrtägigen Lendwirbel beispielsweise ganze 2500.- Euro ausmacht. In Worten: Zweitausendfünfhundert! Das kommt von jenen, die für die Kultur zuständig sind, denn von denen, die für die Kreativwirtschaft zuständig sind, gibt’s gar nichts. Das sei ein Prinzip sagen diese, was verstehen möge wer will. Dass die öffentliche Hand verschiedene Leistungen von dem heterogenen Soziotop dieser UnternehmerInnen beziehen, verwenden und angemessen bezahlen würde, läge nahe und wäre überhaupt die beste Förderung, aber das wäre den pragmatisierten Händen wohl doch zu kreativ. Wie auch, die Köpfe aus der politischen Eigen-PR sind bei den Veranstaltungen kaum anzutreffen, allenfalls bei jenen zu ihren eigenen Ehren. Diese Beispiele ließen sich sonder Zahl fortführen, eine Vereinnahmung gemessen am Unverhältnis der politischen PR-Ausgaben zur direkten Unterstützungen der eigentlichen Kreativen und deren Arbeit liegt auf der Hand, ob gewollt oder nicht.Die engagierten, meist prekär arbeitenden Aktivisten und Aktivistinnen dulden dies aber großzügig und selbstbewusst, nach dem Motto: Some things in life are bad, they can really make you mad, but: always look on the (b)right side of life. Sie sind die wahren Helden und Heldinnen von heute und wissen das auch. In stiller Größe freuen sie sich auf die Präsentation des Geleisteten, auf ihre Produkte, Ideen und Konzepte und auf die öffentliche Dokumentation ihrer persönlichen Haltung. Sie präsentieren geistig-schöpferische Leistungen, die sie zur Verbesserung, zur Verschönerung oder zur gerechteren Verteilung der Stadt hervorbringen. Sie laden Experten aus fern und nah ein und diskutieren offen und sachlich die Auswirkungen, die solch urbanes Leben heute und in Zukunft hat, weil jene, die dafür zuständig wären, sich dafür nicht interessieren. Selbstverständlich wohnen sie in der Stadt, nutzen die kurzen Wege und tragen zur Vielfalt durch ihr Tun, Leben und Handeln bei, ohne dies nur politisch zu fordern. Außerdem unterhalten sie nicht nur sich selbst ganz gern, sondern auch sonst noch eine Menge Bürgerinnen und Bürger, die den Trott inhaltsleerer Events und politischer Schleichwerbung nicht mehr ertragen wollen. Und das alles machen sie das ganze Jahr, nicht nur im Festivalmonat, denn sie führen die Lokale zum Essen, Musizieren und Tanzen, die gefragt sind, betreiben die Shops und Ateliers, die sich vom gängigen Mainstream innovativ unterscheiden oder entwickeln, entwerfen und bauen gegen den Widerstand einer verkrusteten Bürokratie gleich jene Stadthäuser, die den Reiz eines neuen Wohnens in der Stadt bieten können. Und das alles machen die Lokal Heroes des Stadtlebens im harten Wettbewerb eines angeblich freien Marktes, ohne dass sie von ihren Lebensgefährten den einen oder andren öffentlichen Auftrag zugeschanzt bekämen. Die kreativen Helden und Heldinnen von heute sind authentisch, sie sind lokal verwurzelt, sie bewohnen, beleben und lieben die Stadt, sie sind eine seltene Spezies! Also liebe Politiker und Mitbürgerinnen: Wenn die lokalen Helden abhauen oder zusperren, ist kein Ersatz möglich, man kann sie nicht nachkaufen, nicht klonen oder züchten und in den politischen Büros wachsen sie schon gar nicht. Support your Lokal Heroes! Architekt DI Harald Saiko, geboren und aufgewachsen in Graz, Architekturstudium in Graz und Paris. Gründer von SAIKO.CC als Büro für Architektur . Stadt . Kultur mit Sitz in Graz, Wien sowie Timisoara/ Rumänien. Vorbereitung und Konzeption von Stadtentwicklungsprojekten wie Graz-West, Natur-Erlebnis-Park Plabutsch und Messequadrant. Lehraufträge, Forschung, eigene Publikationen und Vortragstätigkeit. Verantwortliche Funktionen in Architekturinstitutionen und Kulturpolitik.
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