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Spagat im Schauspielhaus
Mittwoch, 13. Mai 2009
Als „Spagat“ bezeichnet Anna Badora, die Intendantin des Schauspielhaus Graz ihren  Spielplan für die kommende Saison 09/10.

In immerhin 18 Neuproduktionen spannt sie berühmte Künstler mit jungen, Experimentelles mit Klassischem und – ja doch! – todsichere Renner mit Außenseiterstücken zusammen.
Chefin Anna Badora inszeniert „Macbeth“ als erstes Stück der Saison. Hoffentlich geht alles gut, in England soll ja allein das Aussprechen von „Macbeth“ schon Unglück bringen. Im April realisiert sie dann die „Verbrennungen“, des kanadischen Autors Wajdi Mouawad: eine emotional schwergewichtige „Tragödie unserer Zeit“. Mit der zweiten Inszenierung der Saison bekommt dann Christina Rast mit Schillers ebenfalls hoch emotionalen „Kabale und Liebe“ ihre verdiente Chance auf der großen Bühne. Man darf gespannt sein

Schwergewichte. Intendantin Badora setzt auch wieder große Namen, die in Graz klein angefangen haben: Helmut Lohner, spielt die Hauptrolle in „Glut“, einer Adaption des Romanes von Sandor Marai (nach einer englischen Übersetzung von Christopher Hampton) unter der Regie von Ingo Berk. Der Regisseur scheint nach seinem fulminanten „Radetzkymarsch“ zum K&K-Experten des Hauses zu werden. Außerdem wird er mit Tschechows „Onkel Wanja“ auf der Probebühne die letzte Produktion der kommenden Saison inszenieren. Das zweite „schwere Kaliber“ ist wieder Peter Simonischek, der damals als junger Mann in Graz Lohner nacheifern wollte. Diesmal übernimmt er die Hauptrolle in „Imperium“, einem bereits in Linz uraufgeführten Stück von Götz Spielmann. Es handelt sich um die unternehmerischen Probleme und die Ego-Gefährdung des (bürgerlichen) Betreibers einer Bordellkette.
Der mit „Revanche“ für den Auslandsoskar nominierte Spielmann verleiht dem Projekt zusätzlichen Glanz, indem er selber inszeniert. Auch Viktor Bodo in Graz durch „Alice“ bzw. „Das Schloss“ bekannt, zählt mittlerweile zu „Schwergewichten“. Er wird „Liliom“, Ferenc Molnar`s Legende um den glücklosen „Hutschenschleuderer“ in phantastische Bilder setzen.

Lasso statt Spagat. Halsbrecherisches unternimmt Cornelia Crombholz mit der Theaterbearbeitung von John Cassavetes Film „Opening Night“. Die Nibelungen-Regisseuse bringt die Backstage-Geschichte über eine Schauspielerin in der Krise mit Steffi Krautz auf die große Bühne. Ehrgeizig. Cassavetes sehr langer Film beeindruckte damals vor allem durch Gene Rowland, die Frau des Regisseurs, in der Hauptrolle. Auf der sicheren Bank liegt sich dagegen die Theaterbearbeitung von Wolf Haas „Das ewige Leben“. Ein Damenteam – Dramatisierung die TiB-Diva Pia Hierzegger, Regie Christine Eder – wird Privat Eye Brenner durch dieses Bühnenabenteuer führen. Und eine sichere Nummer ist auch der Liederabend „Denn alle Lust will Ewigkeit“ von „Nix Wie Weg“ Franz Wittenbrink. In dem u.a. schon bei den Salzburger Festspielen erfolgreichen, für Graz natürlich neu adaptierten Programm streben drei Frauen singend nach Ewigkeit – Texte und Musik von Nietzsche bis Nina Hagen, von Purcell bis Kate Bush.Und auf der Probebühne wird es neben Bewährtem „Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner oder Büchner´s „Leonce und Lena“ unter anderem auch das „dokufiktionale“ Abenteuer „die Entstehung der Arten“ von Hausautor Christian Winkler geben.
Noch mehr Darwin? Außerdem „Peepshow“ von Marie Brassard. In dieser werden – falsch gehofft!– mit ganz unterschiedlichen Augenblicksminiaturen der Hunger nach Erfahrungen, die Suche nach Nähe, die Grauzonen des Begehrens angerissen. Der Spielplan 09/10 macht jedenfalls Lust auf´s Theater, Anna Badoras „Spagat“ wird also zum Lasso, mit dem sie ihr Publikum einfängt.  l wh

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