Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Ein Ort der Vorstellungskraft |
Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
Ein imaginärer dritter Ort wird zum thematischen Knotenpunkt künstlerischer Arbeiten, die mit scheinbarer Leichtigkeit und Naivität anhand verschiedenster Strategien der Inszenierung oder Realitätsverschiebung Festgefahrenes aufzuweichen suchen. Die Ausstellung „Le Troisième Lieu – Der Dritte Ort / The Third Place“ markiert den Abschluss des ersten Kuratorenstipendiums am Grazer Kunstverein 2008 – 2009 und bot der Stipendiatin Anne Faucheret die Möglichkeit zur Umsetzung ihrer eigenen Ideen. Mit ihrer Eröffnungsperformance und der im Kunstverein verstreuten media library „The Hoard“ beweisen Louise Hervé & Chloé Maillet sehr gut, was ein dritter Ort in der Kunst sein kann. Die erfrischende Absurdität ihrer Forschungen im Rahmen des von den Künstlerinnen gegründeten I.I.I.I. (International Institute for Important Items) lässt einen Planschrank zur Schatzkammer werden und spinnt in einer auf Präsentationsklischees beruhenden Aktion ein Geflecht von Querverbindungen, das zu einer schlüssigen Erzählung verschmilzt. Ausgehend vom Fundort des Schatzes unweit von Graz bekommt der Schlossberglift ebenso eine Rolle wie die Filme Arnold Schwarzeneggers – ein dritter Ort zwischen Archäologie und Zukunft. Der dritte Ort im zweiten Stock. Zbyněk Baladráns Verortung passiert zweidimensional – in einem Wanddiagramm legt er ausgehend von seiner umrissenen Person Konzepte, Ideen und Beziehungen seines Werks dar. Ein verwirrendes Netz an Assoziationslinien, ein Blick in Gedankenstränge, deren Nachvollzug nicht möglich scheint. Evariste Richers unscheinbare Intervention ist dagegen äußerst flüchtig, der Horizont eigentlicher Ort eines Ereignisses, das im Ausstellungsraum anhand einer dünnen Neonröhre nachempfunden wird. Es war Jules Verne, der in seinem Roman Le Rayon vert erstmals vom optischen Phänomen eines rätselhaften grünen Strahls schrieb, der nur selten kurz vor dem Aufgang und kurz nach Untergang der Sonne zu beobachten ist. Was früher religiöse Deutungen beschwor, wird zur elektrischen Spielerei der Minimal Art an einem dritten Ort zwischen der Faszination irrationale Phänomene und logischer Wissenschaft. „Faltbar“ oder auch „tauschbar“ sind die Eigenschaften von Stéphane Bérards „Convertible“. Die vordergründig verortete Trivialität eines Strohhaufens, arrangiert vor rotem Hintergrund, generiert Orts-Bezüge zu versteckten Liebesecken, Motiven der impressionistischen Malerei und zu einer banalen Sitzgelegenheit im Ausstellungsraum – ein ironisches Readymade. Die Gruppe GirlsOnHorses erobert mit Dreieckständern und billigen Neonplakaten den Innenraum, ihr Inhalt wirbt nicht für Veranstaltungen, sondern thematisiert das „Öffentlichmachen“ an sich. Die alternative Öffentlichkeit als dritter Ort. Deutungen und Andeutungen umreißen Lisa Oppenheims dritten Ort – auf zwei 16mm-Projektionen kombiniert sie ABC-Spiele mit politischen Inhalten mit eigenen Bildern. Ihre scheinbare Illustration des Textlichen wird durch die Auswahl der Bilder vereitelt, durch chronologische Verschiebungen lässt sie ständig neue Verortungen entstehen. Bis 06. Juni. | Eva Pichler
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|