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Ehemaliger Westen, ehemaliger Osten |
Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
So heißt es 20 Jahre nach dem Mauerfall, nach Umbrüchen, Turbokapitalismus und Neoliberalismus. Aber was ist seit 1989 passiert, was sind zukünftige (gemeinsame) Richtungen? „Where to go“ in einer entsolidarisierten Konsumgesellschaft?
Der Rotor hat sieben KuratorInnen aus Slowenien, Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Ungarn, Tschechien und Polen mit dieser Frage konfrontiert – das Ergebnis sind 14 Stücke des Umgangs mit Zeitgeschichte und gesellschaftlichen Veränderungen. Mit neun Jahren wurden Joanne Richardson und ihre Familie aus der Heimat Rumänien vertrieben, 20 Jahre später knüpft die Künstlerin mit den zehn ihr verbliebenen Familienfotos an die Geschehnisse an, verknüpft sie mit jenen Bildern aus ihrer Heimat, die die ganze Welt kennt – stellt Kollektives, maßgeblich geprägt durch mediale Berichterstattung, gegen Persönliches. Dan Mihaltianus vereinigt ebenfalls diese beiden Ebenen: die Nahaufnahme seines alltäglichen Lebens im nachgebauten kleinen Studio wird einem Ausblick auf die Straßen Bukarests gegenübergestellt, pathetische Berichterstattungen aus dem Radio inklusive. Die auf dem Fuß folgenden Entwicklungen der Modernisierung als traumatische Erfahrung zeigt Renata Poljak in einem Video und Fotoarbeiten: „Great Exspectations“ – Auswirkungen der touristischen Bautätigkeit an der Küste Kroatiens. Wir Europa und die anderen. Untragbare politische oder wirtschaftliche Zustände treiben Menschen ins Exil, schüren die Sehnsucht von einem besseren Leben anderswo. Das spiegelt auch die Arbeit „Cona Turism“ von Irena Pivka & Brane Zorman: Eine Werbebroschüre für eine „Schlepperreise“ ins schöne Europa und ein Video, das diese Bilder mit Tagebüchern von Schleppern akustisch unterlegt. Als Statement zur europäischen Migrationspolitik ist Nemanja Cvijanovics Arbeit „Sweetest Dreams“ zu lesen, das Europa als das „Zweite Reich“ bezeichnet und die passende Symbolik gleich mitliefert. Man denke nur an die Verhältnisse in den temporären Anhaltelagern entlang der Mittelmeerküste. Mit nationalistischen Tendenzen kämpft auch Joanna Rajkowska: eine Zeremonie der ultranationalistischen Garde am Budapester Heldenplatz führte die polnische Künstlerin zu einem Projekt über die Diskrepanz zwischen der Idee des ungarischen Nationalstaates und der tatsächlichen Gesellschaft, zu einer „Flightseeing Tour“, zu der sie Vertreter der rechten Garde gemeinsam mit ihren Feindbildern, ungarischen Minderheiten, in einen alten Flieger setzte und mit Champagner in der Hand über ihrer Hauptstadt kreisen ließ. Auch Radoslaw Szlaga kommentiert mit seinen „Bad Drawings“ die Schattenseiten des globalen Dorfs: Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und mangelnde Toleranz sind nämlich überall ein Problem. Im ehemaligen Westen, im ehemaligen Osten. Da die ganze Fülle an künstlerischen Ansätzen, Bezügen und Verweisen hier nur ungenügend wiedergegeben werden kann, hier ein Aufruf: Konfrontation! Hingehen und anschauen. Bis 13.06. | Eva Pichler
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