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An den Rand der Präsentation |
Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
Gibt es so etwas wie ein rein visuelles Medium? Was wird in einem Bild gezeigt, was kann der Betrachter wissen? Die Camera Austria bringt in ihrer aktuellen Ausstellung die rein sinnliche Erfahrung ins Wanken.
In der Beschäftigung mit konzeptioneller Fotografie wird das 2006 begonnene Zitat des Medienkünstlers Dan Graham „First the artist defines meaning“ nun vervollständigt: „Then the work takes place“ versteht sich als ein Ausloten des Spannungsverhältnisses zwischen Methode und Ästhetik. Das konzeptionelle Element entleert die Fotografie von allen Geschichten und Bedeutungen, setzt die Krise des Fotografischen selbst ins Bild: Marine Hugonnier zeigt mit „Towards Tomorrow“ ein klassisches Seestück, das sich ohne Untertitel im poetischen Sonnenauf- oder Untergang verliert. Die Verknüpfung von Text mit Fotografie ist unverzichtbar, wenn hier mit der Datumsgrenze zwischen Alaska und Sibirien etwas absolut Unabbildbares ins Blickfeld genommen wird, ein Punkt, an dem sich Gegenwart und Zukunft überlagern – wo es doch als Haupteigenschaft einer Fotografie gilt, einen spezifischen Ort zu einer bestimmten Zeit festzuhalten. Bergmassive in Afghanistan, steinige Gipfel vor blauem Hintergrund, eröffnen ihr Konzept gleichsam über den Titel: Es sind Berge ohne Namen. Kann die Fotografie als beschreibendes Medium etwas, das nicht einmal bezeichenbar ist beschreiben, ja existiert es überhaupt? Joachim Köster erforscht in „The Morning of the Magicians“ einen kleinen Ort in Sizilien, in den 20er Jahren Sitz einer Kommune. Die Geschichten, die sich in diesen Architekturen ereignet haben, sind unsichtbar geworden, die Fotografie stößt an die Grenzen des Dokumentarischen, stützt sich auf die Ruinen einer gescheiterten Utopie. Medienkritisches und Systemreflexives. Sharon Lockhart thematisiert den Akt des Sehens und Gesehenwerdens selbst, indem sie einen mexikanischen Handwerker bei seiner Arbeit „vorführt“: In jeder Aufnahme richtet er seine Augen ausdruckslos auf uns – und gibt damit den fixierten Blick an den Betrachter zurück. Christopher Williams spielt mit Standards – hohe Bildschärfe und ein objektiver Kamerastandpunkt lassen im Unklaren, was mit dem Motiv des Blumenbouquets überhaupt gezeigt werden will. Oft geht es nur um den entscheidenden Augenblick des Auslösens. Sagt das Eingefangene etwas über die Welt aus? So bereitet Jean-Luc Mylayne inszenierte Wohnräume für die Ankunft von kleinen Vögeln vor, wählt den ironischen Bezug zum Vogelportrait, um diese Frage überspitzt in den Raum zu stellen. Ein machtvolles Spiel des Umgangs mit visuellem Material und seinen unausgesprochenen Bedeutungen übt auch Peter Piller. Indem er nicht selbst fotografiert, sondern lediglich die Auswahl trifft – aus dem Archiv einer Versicherung in der Schweiz – reißt er Bildmotive aus ihren Zusammenhängen und übt sich in einer Absichtslosigkeit, die nur eine vorübergehende sein kann. Die Idee des bedeutungslosen Bildes ist nicht haltbar: Gehen alte Zusammenhänge verloren, werden neue konstruiert. Bilder als sinnliche Erscheinung und jener Moment, der weit über das Sichtbare hinausgreift. Bis 28. Juni in der Camera Austria. | Eva Pichler
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