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Umlenken in der Krise |
Mittwoch, 13. Mai 2009 | |
Zwei bildende Künstler beziehen bei den Minoriten Stellung zu den Absurditäten und Herausforderungen der Krise – „Schubumkehr“ nennt sich eine Ausstellung und eine Diskussionsreihe. In ironischer Weise untersucht Arnold Reinisch den Begriff „Realität“ und liefert neue Immobilienblasen, Fotos von sehr offenkundigen Fehlinvestitionen, die er über mit Tuschestift gemalten Strukturen leicht verfremdet und mit typischem Annoncenvokabular versieht. Da werden Ruinen im Wald als „Supergelegenheit“, oder „Bastlertraum in lebhaftem Viertel“ angepriesen – Grundstücke unter Autobahnbrücken punkten mit „sonniger Ruhelage“. Reinischs Werkreihe Resurr€©tion ist eine Anspielung auf das menschliche Ersatzteillager, mit Haut bezogene Maschinen outen sich als menschliche Teile in Zweitverwendung mit Namen Sepp, Fritz, Karl oder Hubert. Auch hier wird über Fotografie und „Heiratsannonce“ die Irritation noch gesteigert. Die „Desperate Housewives“ präsentieren frei nach Hausfrauenklischee als flotte, hautüberzogene Staubsaugergruppe, ein siamesischer Drilling vereint drei blutrüstige Mixer in einem Körper. Klaus Schafler steuert mit seinem transnationalen Projekt 2050, das geopolitische und sozialökonomische Phänomene aufzeigen will, der Krise entgegen. „Endlich keine Luft mehr“ steht in schwarzen Lettern an die Wand geschrieben – daneben rotiert eine aus Klimaanlagen errichtete Wand. Ein Foto zeigt einen Mann an einer utopischen Lufttankstation, den Kopf im Belüftungsrohr. Oder die Videoinstallation „Demolition Party“ –Demontage und Sprengung von Immobilien gemixt mit lautem Jubel und Feierstimmung. „Social Gas Stations in 2050“ dokumentiert Schaflers Auseinandersetzung mit Tankstellen, für ihn wichtige Punkte von Transit- und Migrationsströmen. Das Weltlaboratorium Stadtplanung, wie es die olympischen Spiele und die Weltausstellung in Beijing in Gang gesetzt haben, ist Ausgangspunkt für eine künstlerische Stadtutopie. Eine Finanzkrise, knapper werdende Ressourcen und der Klimawandel prägen auch die Wissenschaftsgespräche 2009 – der Untertitel: „Rückbau als Vision“. | ep
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