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„Alle wirtschaftlich profitablen Uranminen werden ausgebeutet“
Mittwoch, 13. Mai 2009
Helen Palmer, 48, Wohnsitz Adelaide, Südaustralien, frühere Krankenschwester, ist australische „Rangerin“, derzeit als Koala-Fängerin auf der südlich von Adelaide gelegenen Insel Kangaroo Island. Mit ihr sprach Karl Wimmler. (Fotokommentar)
Was hat das Fangen von Koalas mit dem Naturschutz zu tun?
Auf Kangaroo Island wurden in den 20-er Jahren des vorigen Jahrhunderts Koalas, die dort nie heimisch waren, zur Bewahrung vor dem Aussterben angesiedelt. Inzwischen haben sie sich auf dieser Insel derart vermehrt, dass sie eine Bedrohung des Baumbestandes darstellen (durch „overeating“). Pläne, die Tiere einfach abzuschießen, konnten abgewehrt werden. Stattdessen wurde ein Programm entwickelt, die Koalas zu fangen, zu sterilisieren, zu kennzeichnen und wieder frei zu lassen, einige auf der Insel, einige auf dem Festland. Auf diese sanfte Weise konnte inzwischen bereits eine beachtliche Reduzierung des Koalabestandes auf der Insel erreicht werden. Und quasi als Nebenprodukt des Projekts werden auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Leben der Koalas erweitert.

Ihr habt seit dem Regierungswechsel von 2007 (von Liberals zu Labour) einen Umweltminister, Peter Garret, der kürzlich seine Vergangenheit aufwärmte und als Rockmusiker zu sehen war, als das Fernsehen ein Benefizkonzert für die Opfer der heurigen Buschbrände im Südosten des Landes übertrug. Taugt er was?

Seitdem er Umweltminister ist, hab ich sehr wenig von ihm gehört. Als er noch Musiker war, war er nützlicher. Einige Leute senden ihm aus Enttäuschung seine CDs zurück, zumal er ziemlich radikale Songs im Repertoire hatte, nicht nur im Hinblick auf den Umweltschutz, sondern unter anderem auch für die Rechte der Aborigines. Und er war früher auch Präsident der ACF (Australien Conservation Fondation), des Dachverbandes der australischen Umweltgruppen. Für viele Leute der jüngeren Generation war er ein Hoffnungsträger und ist nun eine große Enttäuschung.

Was hat sich eigentlich seit der Abwahl der als betont neoliberal geltenden Howard-Regierung vor eineinhalb Jahren geändert?
Grundsätzlich wenig. Einige eher atmosphärische Dinge vielleicht. Zum Beispiel wurde die von der früheren Regierung zum Nachteil der Lohnabhängigen geänderte Sozialverfassung wieder rückgängig gemacht.

Und auf internationaler Ebene?
Da wurde am Beginn der Regierungszeit des neuen Premierministers Ruud das Kioto-Protokoll unterzeichnet, was Howard abgelehnt hatte. Und die demonstrative US-Hörigkeit in Kriegsdingen (Afghanistan, Irak usw.) ist allein schon dadurch gemildert, dass Ruud als Fremdsprache Chinesisch spricht.

Du warst früher in der Bewegung gegen den Uran-Bergbau und gegen die Nutzung der Urankernspaltung aktiv. Wie sieht es heute damit aus?

Es ist traurig, feststellen zu müssen, dass diese Bewegung nach wie vor nicht sehr stark ist. In den 80-er Jahren hatte die Labour-Regierung als „Kompromiss“ beschlossen, nicht mehr als drei Uranminen betreiben zu lassen. Nach der generellen Freigabe durch die Howard-Regierung wird inzwischen alles ausgebeutet, was wirtschaftlich profitabel ist, alles mit dem Argument: Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze! Neuerdings kommt auch das scheinheilige Argument der globalen Erwärmung dazu, wogegen die „saubere Energie“ aus der Urankernspaltung ein Mittel sei.
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