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Onkel Frank und der Fußball
Mittwoch, 13. Mai 2009

Aufwärtshaken – Das Sportfeuilleton - von Gregor I. Stuhlpfarrer

Frank Stronach ist mitunter unverhohlen. Der Frage nach dem finanztechnischen Zustand seines Zuliefererbetriebs Magna International beantwortete der Austro-Kanadier gegenüber der Kleinen Zeitung unlängst vollmündig: „Magna ist eine sehr gesunde Firma, wir haben ungefähr 1,5 Milliarden Dollar Bar-Reserven auf der Bank, da können wir ruhig in ein Geschäft hineingehen, ohne uns selbst zu gefährden.“ Diese Aussage tätigte Stronach im Trubel rund um einen möglichen Einstieg bei Opel in Deutschland. Unverhohlen ist sie deshalb, weil Stronach samt Adlatus Siegfried Wolf von der europäischen Magna Tochter gleichzeitig damit beschäftigt sind, die eigenen MitarbeiterInnen davon zu überzeugen, im kommenden Jahr auf gar nicht so wenige Netsch des eigenen Gehalts zu verzichten.

Zu Ostern sprach Wolf in diesem Zusammenhang von einer „gesunden Basis“, offenbar ist sie das Synonym für 1,5 Milliarden Euro auf der hohen Kante. Trotzdem, aufgrund der Krise und überhaupt sei ein „Solidarbeitrag“ in Form eines Vertrags, der selbstredend auf freiwilliger Basis für die Laufzeit von einem Jahr zur Unterschrift vorgelegt wurde, gerade jetzt notwenig, hießt es. Jobgarantie könne man im Gegenzug keine anbieten, immerhin sei die Branche in ihren Grundfesten erschüttert. Nicht wenige konnten trotzdem überzeugt werden, laut Magna verzichten gut 80% der Betroffenen; in ganz Europa nehmen 11.000 Angestellte beträchtliche Lohneinbußen in Kauf, allein in der Steiermark verzichten mehr als 2000 Magna-Angestellte auf fünf bis 20% des Monatsgehalts. Dem Rest drohen keine Konsequenzen versichert man seither ziemlich redundant.
Dem Personal stehen also harte Zeiten ins Haus. Stronach selbst widmet sich in jenen Momenten, in denen er Schlagworte wie Absatzkrise, Rezession oder Gewerkschaft verdrängt wissen will, seinem allerliebsten Hobby, nämlich dem runden Leder. Lange Jahre war der Umfang der Magnaschen’ Sponsortätigkeit im heimischen Fußball mit der berühmten Portokasse assoziiert worden, mittlerweile muss vielmehr von einem anständigen Patzen Geld die Rede sein: 250 Millionen Euro soll Stronachs Faible für die Wiener Austria Magna bis zum Sommer 2008 gekostet haben. Dieses Geld ermöglichte zwar einer Vielzahl an honorigen Trainern und Ballesteren einen gut dotierten Arbeitsplatz am Wiener Verteilerkreis, unterm Strich bescherten die fetten Jahre der Wiener Austria unter Stronach aber nur einen einzigen, mickrigen Meistertitel – zweifelslos ein Kunststück. Freilich, Stronach war die mediale Aufmerksamkeit, die er für sein Unternehmen generieren konnte, sicher. Am Ende des Tages hinterließ diese Eigeninszenierung aber nur einen einzigen Eindruck, nämlich jenen, dass der greise Herr vom Fußball eher wenig bis gar nix versteht. Letztendlich entschieden sich Stronach und die Austria für die einvernehmliche Trennung, ganz verabschieden wollte sich der Onkel Frank vom Fußball allerdings nicht – ein umfassender Rückzug aus dem Geschäft mit den 22 Spielern und dem einen Ball hätte ihm womöglich als Kapitulation ausgelegt werden können. So packte Stronach eben seine Magnaschen’ Sponsormillionen, um sie 50 Kilometer südlich der Bundeshauptstadt abermals in den Fußball zu stecken. Dort zauberte der Selfmade-Millionär mit Hilfe der Lizenz des SC Schwanenstadt den SC Magna Wiener Neustadt aus dem Hosensack, der nunmehr um den Aufstieg in die höchste Spielklasse kickt. In Wiener Neustadt freut man sich jedenfalls schon auf das Stadion, dass der reiche Onkel versprochen hat. Über eben diesen Neubau respektive dem „unbefristet“ laufenden Hauptsponsorvertrag zwischen Magna und dem Verein spricht Stronach derzeit verdächtig selten. Das wäre wohl dann doch zu unverhohlen. Immerhin könnte sich der kurzarbeitende Arbeiter und die auf ihren Netsch verzichtende Angestellte gefrotzelt fühlen, weil Stronach einerseits prekäre Arbeitsverhältnisse forciert, andererseits aber bei seinem allerliebsten Hobby die Spendierhosn nicht ausziehen mag.



Gregor Immanuel Stuhlpfarrer ist Theologe, Historiker und KORSO-Redakteur.
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