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Elektroräder bewegen die Energieregion Weiz-Gleisdorf
Mittwoch, 13. Mai 2009
Verstopfte Straßen, stinkende Abgase und steigende Treibstoffkosten haben der sportlichen Fortbewegung auf zwei Rädern in der jüngsten Vergangenheit eine erfreuliche Renaissance beschert.
Doch für viele Berufspendler bildet das klassische Fahrrad noch keine echte Alternative zum Auto – als zu anstrengend und schweißtreibend wird das Strampeln zum Arbeitsplatz empfunden. Abhilfe schafft hier das Pedelec, bei dem das Treten von einem kräftigen Elektromotor unterstützt wird. Ein vorbildliches Zeichen für die Zukunft setzt die Energieregion Weiz-Gleisdorf, die 100 Pedelecs für den öffentlichen Gebrauch in den Gemeinden angeschafft hat. Im kommenden Jahr soll außerdem in der Region ein eine von Magna initiierte Produktionsstätte für die neue Generation der Fahrradmotoren in Betrieb gehen.

Mit Muskelkraft und Hirn. Die Revolution in der Akkutechnik macht’s möglich: Noch vor Jahren als unhandliche Ungetüme scheel beäugt, hat sich das E-Fahrrad zum eleganten Leichtgewicht gemausert. Das „Pedelec“ (Pedal Electric Cycle) ist ein innovatives Fahrrad, das durch die Kombination von Muskelkraft und Batterie betrieben wird, was gerade in hügeligen Gebieten eine willkommene Unterstützung für ungeübtere Radler bietet.
Jüngste Studien haben gezeigt, dass über 70 % der Wege zur Arbeit weniger als zehn Autominuten in Anspruch nehmen, erklärt DI Karl Reiter von der Forschungsgesellschaft Mobilität (FGM). Noch kürzer sind die meisten Einkaufswege und zwei Drittel der Einkäufe hätten locker in einem Fahrradkorb Platz ergeben Befragungen der Interessensvertretung ARGUS.

Sanfte Mobilität statt Autowahn.
Die Energieregion Weiz-Gleisdorf hat im Jahr 2008 mit der FGM ein bahnbrechendes Mobilitätskonzept erarbeitet, das ganz konkret auf den flächendeckenden Einsatz von Pedelec ausgerichtet ist. „Gerade die hügelige Region des Bezirks Weiz bietet sich geradezu ideal für die praktische Erprobung der neuen Technologien an“, betonten der Weizer Bürgermeister Helmut Kienreich und sein Gleisdorfer Amtskollege Christoph Stark bei der Übergabe der Fahrräder an die Vertreter der 18 Mitgliedsgemeinden der Energieregion. Zur „Einweihung“ des neuen Fuhrparks wurde ein gemeinsamer Radausflug von Weiz nach Gleisdorf über die gut ausgebauten Fahrradwege unternommen. „Der Einsatz von Pedelecs ist ein perfektes Beispiel für das, was wir unter der nachhaltigen Mobilitätsausrichtung einer Region verstehen“, zeigt sich die zuständige Landesrätin Mag. Kristina Edlinger-Ploder begeistert: „Durch die Produktion werden zudem in einem von wirtschaftlichen Krisen nicht verschonten Landesteil wertvolle ‚Green Jobs‘ geschaffen, die als Modell für die gesamte Steiermark wirken.“

Boomende Nachfrage.
Mit dieser Entwicklung könnte sich ein Strukturwandel mit einem ungeheuren Potenzial anbahnen: Fachexperten prophezeien den Elektrofahrrädern weiterhin einen immensen Wachstumsschub: der Trend ist von Schwellenländern wie China, wo sich viele Millionen einfacherer Modelle im täglichen Einsatz bewähren, auch auf die industrialisierten Länder des Westens übergesprungen. Der Durchbruch ist mit der Zulassung der bis zu 25 km/h schnellen Vehikel als Fahrräder gelungen. Einen verlockenden Anreiz zum Umsteigen stellt die vom Land Steiermark in Aussicht gestellte Unterstützung in Höhe von 250 Euro für jeden privaten Pedelec-Käufer dar. Im Jahr 2007 wurden in Europa etwa 200.000 Pedelecs verkauft, diese Zahl hat sich im folgenden Jahr schon auf rund 400.000 Einheiten verdoppelt. Für 2009 rechnet man trotz getrübter Wirtschaftslage mit einer Nachfrage von über 750.000 Stück, 2010 soll es dann bereits über 1 Million sein.

Investition und Forschung.
Von diesem Trend kann die heimische Wirtschaft nur profitieren, das hat auch Magna-Vizechef Fred Gingl schnell erkannt: Der Oststeirer, der vor kurzem den kanadischen Elektromotorenhersteller (BionX) übernommen hat, will heuer in Mortantsch bei Weiz ein Werk errichten, das ab Frühjahr 2010 die ersten Antriebseinheiten für E-Fahrräder produzieren soll. Durch die gleichzeitige Etablierung eines Forschungs- und Entwicklungszentrums sollen so binnen zwei Jahren rund 100 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. „Wir wollen die Mobilität neu erfinden“, erklärt Gingl und plädiert für eine „gescheitere Mobilität“ und damit einen Wechsel hin zu einer Mobilität, die nicht nur mehr Rücksicht auf die Umwelt nimmt, sondern auch der Gesundheit einer autoverwöhnten Gesellschaft zugute kommt.
| Josef Schiffer
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