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Statt Abrissbirne: Vom Altbau zum Passivhaus
Mittwoch, 13. Mai 2009
Die Ausgangslage für eine Revitalisierung war denkbar ungünstig und manch anderer Bauherr hätte eher an die Abrissbirne als eine Sanierung gedacht: stattdessen verfügt die die ehemaligen Puch-Siedlung nunmehr über eine ökologisch nachhaltige Passivhaus-Variante.

Die in den fünfziger und siebziger Jahre entstandenen Anlagen mit 204 Wohnungen in energetisch schlechtem Zustand und einem bunten Mix an veralteten Einzelfeueranlagen konnten mit Fug und Recht als energietechnische Dinosaurier bezeichnet werden.
Heute erstrahlt die ehemalige Puch-Siedlung in Liebenau als Musterbeispiel für eine Passivhaussanierung nach modernstem Standard und in ansprechender Optik. Die Bewohner können sich über weniger Energieverbrauch, höhere Wohnqualität und deutlich verminderte Betriebskosten freuen – ein Gewinn also nicht nur für die Umwelt.

Vorbild für nachhaltige Wohnhaussanierung. Anfang 2007 wurde die Puchsiedlung von der Gemeinnützigen Industrie-Wohnungs AG (GIWOG) erworben und sollte in Rekordzeit zu einem echten Vorzeigeprojekt für Graz umgebaut werden. Das entsprechende Know-how war bereits vorhanden, denn schon 2005 hatte die GIWOG ein etwas kleiner dimensioniertes Projekt in Linz erfolgreich umgesetzt, wie Baumeister Ing. Alfred Willensdorfer von der GIWOG hervorhebt. Er ist besonders stolz auf das riesige internationale Interesse an diesem Leitprojekt: „Die Baustelle des nach Größe und Innovationsgrad europaweit einzigartigen Projekts hat sich mittlerweile zu einer ‚Pilgerstätte‘ für zahllose Delegationen entwickelt, die ihre positiven Eindrücke im eigenen Wirkungsbereich umsetzen wollen. Damit kommen wir unserer durch die Förderungsgelder übernommene Verpflichtung nach, als Multiplikator in der Verbreitung nachhaltigen Sanierens zu wirken.“


Anwärter für Energy-Globe.
Die Passivhaussanierung nach modernsten Standards ist auch für Umwelt-Landesrat Ing. Manfred Wegscheider ein zentrales Anliegen, nicht zuletzt um die Feinstaubbelastung im städtischen Gebiet wirksam einzudämmen: „Der Austausch von 204 Einzelfeuerungsanlagen sorgt gerade in diesem Gebiet für ‚frischen Wind‘ bei der Reduktion der Feinstaubbelastung. Am Dieselweg werden mit unserer Unterstützung geradezu revolutionäre Maßstäbe gesetzt, denn von einer solchen Modellsanierung profitieren sowohl die MieterInnen als auch die Qualität der Umwelt.“ Durch seinen internationalen Vorzeigecharakter rechnet man sich auch bei der Verleihung des kommenden Energy Globe ausgezeichnete Chancen aus, verrät der Umweltlandesrat.

Enorme Reduzierung des Energieverbrauchs.
Am eindrucksvollsten sind die immensen Einsparungen an Energie, die durch das innovative Sanieren nach Passivhausstandard erzielt werden: Alle alten Einzelfeueranlage wurden durch zentrale Wärmepumpenanlagen ersetzt, die durch großzügig dimensionierte Solaranlage unterstützt werden, um den Verbrauch an externer Energiezufuhr niedrig zu halten. Ganz besonders innovativ sind die in die Fassade eingebetteten „Solarwabenelemente“ der Firma gap, die Sonnenlicht in Wärme verwandelt und überdies einen ausgezeichneten Schallschutz darstellt. Insgesamt können durch diese Maßnahmen über 90 % des Energieverbrauches bzw. der CO2-Emissionen eingespart werden. Das Warmwasser wird je nach Jahreszeit bis zu 50 % aus solarthermischen Elementen erzeugt. Die gesamte Anlage wird durch eine Vielzahl von Sensoren über das Internet überwacht, um in Störungsfällen automatisch korrigierend einzugreifen.

Unterstützung durch Land und Bund. Mit der GIWOG habe das Land Steiermark für dieses Erfolgsprojekt den optimalen Partner gefunden, betont Wegscheider. Die viergeschossigen Wohnanlagen, die Mitte der fünfziger und Anfang der siebziger Jahre als „Puchsiedlung“ errichtet wurden, umfassen über 200 Wohnungen, die mit diesem ambitionierten Projekt zwischen Oktober 2008 und Oktober 2009 mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der MieterInnen saniert wurden. Durch den Austausch von ganzen Fassadenelementen und spezielle Dämmungstechniken war ein Auszug der Bewohner während der ganzen Laufzeit nicht erforderlich. Der Gesamtaufwand für die Sanierung beträgt 8,8 Mio Euro und wird aus Mitteln des Landes Steiermark, Ressorts Umwelt bzw. Wohnbauförderung und des Klimaschutzfonds finanziell unterstützt.
| Josef Schiffer

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