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Solaranlagen schmücken die Fassaden
Mittwoch, 13. Mai 2009
Die Nutzung der Solarthermie hat sich schon seit längerer Zeit erfolgreich als Standard im Wohnhausbau etabliert.
Im Rahmen der ambitionierten Zielvorgaben der EU zur Hebung des Anteils der erneuerbaren Energien auf 34 % kommt auch in Zukunft gerade der Raumheizung und Warmwasserbereitung im Wohnbereich eine zentrale Rolle zu. Vernachlässigt wurde aber bislang nicht selten die architektonische Integration der Solarzellen – die Folge waren auf die Dächer geklotzte unschöne Konstruktionen oder die berüchtigte „Briefmarkenarchitektur“. Eine Grazer Tagung der AEE INTEC – in Kooperation mit der Kammer der Architekten – hat vorgezeigt, wie es auch besser gehen kann: Ästhetisch hochwertige Lösungen für solare Architektur befinden sich klar auf dem Vormarsch.

Das Dach ist nicht genug. Die technisch-energetische Seite fasste Ing. Werner Weiss von der AEE zusammen: „Heizen und Kühlen machen zusammen fast 50% des Endenergieverbrauchs in der EU aus – allein daraus wird das enorme Potenzial für Solarthermie ersichtlich.“ Das bedeutet aber auch, dass in Zukunft statt weniger Prozent mehr als ein Drittel der Dachflächen für thermische Solaranlagen genützt werden müssen. Eine wichtige Ergänzung bilden vermehrt aber in die Fassaden integrierte Elemente, weil entweder keine Steildächer vorhanden sind oder Bodenflächen im dicht verbauten, urbanen Bereich nicht in Frage kommen. Ein riesiges Potenzial liegt in der Verwendung multifunktioneller, vorgefertigter Fassadenteile, führte Dr. Wolfgang Streicher von der TU Graz (Institut für Wärmetechnik) aus: „Die für Hochbauten zunehmend gefragten Module können um Funktionen wie Heizung, Klima und Elektroinstallationen nahezu beliebig erweitert werden.“ Diese vollintegrierten Energiefassaden erlauben nicht zuletzt eine intelligente Taglichtnutzung, die weiteres Sparpotenzial in sich birgt.

Technik und Design in Harmonie. Der architektonischen und bauphysikalisch sinnvollen Integration der Kollektorflächen in die Gebäudehülle kommt eine zentrale Rolle zu, wie Juliane Metzger (Czech Technical University) erklärte: „Zusätzlich den ästhetischen Werten kommen Synergieeffekte wie Wärmedämmung und Verwitterungsschutz durch direkte Integration.“ Oft befürchtete Erhitzungseffekte in den Räumen spielen nach Simulationen eine vernachlässigbare Rolle. Architektonische Qualität bildete das Thema von Dr. Maria Cristina Munari-Probst (École Polytechnique Lausanne): „Die Entwicklung von neuartigen Fassadenelementen aus farbigem Glas wird die Akzeptanz für ambitionierte Projekte deutlich erhöhen.“ Mit der Rasterung der Gläser, Material (Metall, Holz) sowie Farbe der Abdeckleisten und Kollektoren lassen sich die unterschiedlichsten Effekte und Gestaltungsmöglichkeiten erzielen. Derartige Glaselemente seien im Moment zwar noch relativ teuer, aber das dürfte sich bei Herstellung größerer Serien schnell ändern, ist Munari-Probst zuversichtlich.

Solararchitektur und Sanierung. Eine breite Palette an farbigen Fassadenlösungen bietet die Tiroler Firma SIKO SOLAR an, deren Gründer Ing. Arthur Sief schon früh Signale auf dem Feld der architektonischen Integration von thermischen Solaranlagen gesetzt hat: „Hinter optisch ansprechenden Lösungen verbergen sich heute eine optimierte Leistungsausbeute sowie leicht zugängliche Wartungsbereiche, die die Lebensdauer der Anlage erhöhen helfen.“ Seine Fassadenkollektoren gibt es neben Blau mittlerweile auch in Gold und Rot, weitere Farben sollen folgen, eine Minderung der Absorption ist nicht zu erwarten.
Ein zunehmend wichtiger Bereich ist die hochwertige Sanierung von bestehenden Gebäudebeständen, vor allem was jene Wohnbauten der sechziger und siebziger Jahre betrifft, als die Dämmungsstandards ganz besonders mangelhaft umgesetzt wurden. Mittels modularer Renovierungskonzepte, führte Dr. Karl Höfler (AEE Intec) aus, werden zahlreiche Vorteile vereint: „Zum einen müssen die Bewohner während der Renovierung nicht ausziehen, andererseits werden Heizkosten und CO2-Emissionen um über 80% gesenkt.“ Durch die Verbindung von Solarsystemen mit Passivhausstandards werden somit gewaltige Steigerungen in der Wohnqualität umgesetzt.
| Josef Schiffer
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