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Kulturpass sehr begehrt
Archiv - Kultur
Dienstag, 11. April 2006
Image Foto: v.l. Martin Schenk, Airan Berg, Matthis Huber, Isabella Holzmann, Oliver Testor und Karl Heinz Snobe

Drei Wochen ist es her, seit der Kulturpass „Hunger nach Kunst und Kultur" in Graz eingeführt wurde. Der Pass öffnet auch weniger gut Begüterten Tür und Tor zu kulturellen Veranstaltungen.

An die 250 Kulturpässe wurden bereits vom Vinzi Markt ausgestellt. Das AMS hat 120 vergeben. „Insgesamt gibt es in Graz mittlerweile über 400 Kulturpassbesitzer", zeigt sich Isabella Holzmann von Culture Unlimited erfreut. „Auf der Diagonale, die als Pilotprojekt fungierte, wurden 300 Karten aufgelegt und auch gerne angenommen."

Grundbedürfnisbefriedigung. „Wir geben eine Menge Geld aus um Menschen mit Kunst zu infizieren. Es gibt aber Viele die Kunst konsumieren wollen und nicht können", unterstreicht Mathis Huber seine Bestrebungen im Vorfeld den Kulturpass in die Steiermark zu holen. „Ich halte Kunst nicht für Luxus, sondern für ein Grundnahrungsmittel unserer Gesellschaft. Und ich fühle mich in einer Überflussgesellschaft wie der unseren nicht wohl, wenn es hier Menschen gibt, denen der Zugang zu ihren Grundnahrungsmitteln vorenthalten ist", so Huber weiter. In der Steiermark gibt es laut Martin Schenk von der Armutskonferenz „68.000 Menschen die an den Rändern leben". Österreich ist das siebtreichste Land der Erde trotzdem leben 460.000 in Armut, ein Viertel der Betroffenen sind Kinder. „Das ist ein politisches Armutszeichen", findet Schenk, „diese Aktion ist also Hilfe unter Protest!"

17 Kulturelle Institutionen und zehn soziale Einrichtungen in Graz beteiligen sich bis jetzt an der Aktion. Bis September 2006 ist eine Erweiterung auf die gesamte Steiermark geplant. Anspruch auf einen Kulturpass hat jeder, der am kulturellen Leben teilnehmen möchte, es sich aber im Moment nicht leisten kann: Sozialhilfebezieher, MindestpensionistInnen, Flüchtlinge oder Arbeitslose. „Das Arbeitsmarktservice beteiligt sich am Projekt „Hunger auf Kunst und Kultur" aus gutem Grund: Arbeitslosigkeit darf nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgrenzen, darf niemals stigmatisieren", so Karl Heinz Snobe, Geschäftsführer des AMS Steiermark. „Meine MitarbeiterInnen freuen sich darauf auch zwischendurch etwas Positives ausstellen zu dürfen."

ÖBB mit an Bord? Graz ist nach Wien und Salzburg die dritte Landeshauptstadt, die den Kulturpass eingeführt hat. Die Pässe gelten im Übrigen auch „Länder übergreifend", erklärt Airan Berg vom Schauspielhaus Wien, „vielleicht kann man ja auch noch die ÖBB mit an Bord holen", bemerkt er mit einem Augenzwinkern. „Der Kulturpass selbst funktioniert wie eine American Express", erklärte Schenk in einem Interview mit CNN, die ebenfalls großes Interesse an diesem Modell zeigten, „man ruft an bestellt eine Karte fürs Theater und holt sie dann an der Abendkasse ab. Man kann sich auch die Reihe in der man sitzen will aussuchen." So soll verhindert werden, dass der Kulturpass zu einer Restkartenverwertung wird.
Manuela Palmar

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