Wegen großem Erfolg wiederholt und ausgeweitet – der LENDWIRBEL präsentiert auch in diesem Jahr ein ansehnliches Musikaufgebot, ortsansässige und internationale KünstlerInnen sowie ein hochkarätig besetztes Symposium.
Auf einem der führenden Internetportale der heimischen Immobilienbranche wird dieser Tage ein Objekt feilgeboten, dass sich „in einem der originellsten und trendigsten Stadtteile“ von Graz befindet. „In unmittelbarer Nähe kann man in innovativen Läden schmökern und shoppen [...] originelle Lokale laden rund um die Uhr ein“, heißt es weiter. Dass sich der angepriesene Stadtteil nicht am linken, sondern am rechten Murufer, um genau zu sein in der Akfritschgasse, in der Nähe des Volksgartens, befindet, wäre vor nicht allzu langer Zeit denkunmöglich gewesen, mittlerweile haben junge, innovative UnternehmerInnen und KünstlerInnen das Grätzel zwischen Südtirolerplatz und Lendplatz aber aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Das Stadtteilfest LENWIRBEL – in diesem Jahr am 8. und 9. Mai – präsentiert eben dieses lokale Potenzial, lädt zur interdisziplinären Vernetzung und riskiert auch diesmal den Blick über den Tellerrand.
Die Gefahren der Dynamik. Der Zuzug der kreativen Szene sorgt mittlerweile für ein gehöriges Durcheinander im Lend, teilen sich doch der Bauernmarkt mit einschlägigen Rotlichtlokalen sowie hippe Beisln für die Boheme mit traditionellen Wirtshäuser für die alteingesessene Stammkundschaft die urbane Kulisse. Ob das Viertel in Zukunft einer Gentrifizierung, also einer Abwanderung der alteingesessenen Bevölkerungsgruppen aufgrund der preislichen Aufwertung des Gebiets durch den Zuzug der neuen, jungen Bevölkerungsgruppe und der damit verbundenen Attraktivierung, unterworfen sein wird, lässt sich aus heutiger Sicht nicht konstatieren. „Im Fall des Grazer Lendviertels geht es erstmal darum, zu analysieren, welche Bedingungen und Mechanismen zu erkennen sind, die lokal wirken. Erst in einem zweiten Schritt kann die Beurteilung dieser ‚lokalen Generifikation’, nämlich inwieweit diese Effekte negativ oder vielleicht sogar positiv sind, folgen“, sagt Harry Saiko, Grazer Architekt und ansässiger Stadtteilaktivist. Zusammen mit Gottfried Prasenc und Mara Verlic veranstaltet er das diesjährige Symposium am LENDWIRBEL. Unter dem Titel „Lokal Heroes – Wohnen zwischen Individualisierung und Vergemeinschaftung“ werden Fragen nach urbaner Transformationen, dem damit verbundenen Identitätswechsel, dem Potenzial alternativer Wohnmodelle sowie Risiken, für die alteingesessene, nicht selten migrantische Bevölkerung reflektiert; es diskutieren unter anderem Robert Kaltenbrunner (Berlin), Elke Krasny (Wien), Sarah Wigglesworth (London), Andrej Holm (Berlin), Patricia Zacek-Stadler (Wien) und Georg Kogler (Wien). Abgeschlossen wird das Symposium mit einem „Housing Policy Slam“: Dabei werden Fragen und Forderungen verschiedener ExpertInnen und Fachbereiche sowie des Publikums zur spezifischen Grazer Situation gestellt und unter der Moderation von Harry Saiko und Robert Kaltenbrunner an die Grazer Vizebürgermeisterin Lisa Rücker gestellt. \ Gregor I. Stuhlpfarrer
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben. Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
|