Udo Bohnenberger inszeniert eine „Nordische Kombination“, die so gar nichts mit Sport zu tun hat. Finnische Skulptur und finnisches Design der Moderne sind die Quellen dieses irreführenden Titels, die der Künstler zwei antiquierten Büchern über eben diese Themen entliehen hat.
Und er bezieht sich damit auf einen Wettbewerb, der mit Schispringen und Langlaufen zwei völlig unterschiedliche Sportarten vereint und so gar nichts mit Kunst zu tun hat. Gemeinsam ist beiden Handlungen, Kunst und Sport, dass man sie rational häufig nicht näher erklären kann, ihre Bedeutungen oft nicht zu ergründen sind. Womit wir im Studio der Neuen Galerie gelandet wären.
Udo Bohnenberger hat Bildhauerei studiert und schafft doch mehr, strickt seine Kunstwerke gekonnt in die Räume ein, sodass sie Einzelobjekte und Installation gleichermaßen sein können. Bezüge im Formalen schaffen Aspekte der Moderne wie Monochromie, Abstraktion und Reduktion, geschwungene und gerade Linien, die der Künstler sehr frei für seine Zwecke verwendet. Auch das Performative ist in den Anordnungen präsent, in der Variabilität der einzelnen Objekte wie in ihrem bühnenartigen Arrangement.
Räume und Kombinationen. Im White Cube ist der Aufbau ein musealer – Bilder an der Wand, Objekte auf Sockeln oder in Vitrinen, als Motive geben Kurvenlineale Schablonen für skulpturale Elemente aus Folie, ebenso wie Zitate der Moderne und Abbildungen aus den beiden Büchern verarbeitet werden. Die Black Box dagegen wird zum Filmset, eine Bühne scheinbar, vom Boden um einige Zentimeter erhöht. Darauf ein schwarzer Eimer, der laufend Nebel produziert, eine Art Stehlampe, die vielleicht irgendwann scheinen könnte und ein mit schwarzem Stoff völlig verdecktes Etwas. Töne, die ganz plötzlich da und gleich auch wieder weg sind. Die Positionen im Raum sind genau ausgelotet, aber nicht fixiert, die Bedeutung der Gegenstände unklar bis unergründlich. Die Zusammenstellung erschließt nichts. Der Rezipient wird in seiner Beschäftigung mit dem Kunstwerk überfordert. Absichtlich. „Zu sehen gibt es nicht viel, zu bewerten schon gar nichts. Was bleibt, ist berechtigter Zweifel an dem, was man gerne gesehen hätte“, so Udo Bohnenberger. Die Lehre der imaginären Möglichkeiten, auch ’Pataphysik genannt, ist hier wohl noch am ehesten heranzuziehen. Auf die Moderne hatte diese nonsensische Parodie der Theoriebildungen und Methoden moderner Wissenschaft großen Einfluss – Marcel Duchamp, Max Ernst und Man Ray gehörten sogar dem Collège de ’Pataphysique an. Surreal, absurd und paradox sind in diesem Zusammenhang zutreffende Eigenschaften. Und sie gelten auch für die gezeigten künstlerischen Arbeiten. „Mit Fleiß denke ich gerne an Dinge, von denen ich denke, dass andere nicht an sie denken.“ um mit Boris Vian einen pataphysisch geprägten Schriftsteller zu zitieren und der Interpretation von Udo Bohnenbergers Arbeiten mit Worten nicht mehr im Wege zu stehen. Bis 24. Mai. \ Eva Pichler
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