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„absolutely free“ reflektiert Woodstock |
Freitag, 10. April 2009 | |
40 Jahre ist es her, dass sich in Woodstock, im US-Bundesstaat New York, eine halbe Million Menschen zum bemerkenswertesten Open-Air-Konzert aller Zeiten zusammengefunden haben. Das Land Steiermark würdigt dieses Jubiläum mit dem groß angelegten Kulturprojekt absolutely free, das zwischen Anfang Mai und Mitte August neben einer Ausstellung auch ein umfangreiches Musik- und Performanceprogramm bietet. Woodstock, das ist für einige die Erinnerung an einen tollwütig anmutenden Joe Cocker, für andere eine schier unüberschaubare Menschenmenge, die den Herrgott mit „No Rain“ Sprechchören in die Pflicht zu nehmen versucht und für wiederum andere The Star-Spangled Banner, also Jimi Hendrix’ Interpretation der US-amerikanischen Nationalhymne, konzipiert als Friedensappell vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges. Die drei Tage im August 1969 zwischen Regen, Schlamm, schlechter Organisation und exzessivem Drogenkonsum standen aber nicht ausschließlich unter dem Vorzeichen der musikalischen Darbietungen, vielmehr steht Woodstock bis heute für die gelebte Utopie eines neuen Miteinanders zwischen Love, Peace und Protest. Mythos Woodstock. Das Kulturprojekt absolutely free erinnert an diese Utopie, die es einer ganzen Generation ermöglichte, sich von gesellschaftlichen Konventionen und Werten zu verabschieden, hinterfragt aber gleichzeitig, wer es sich vier Jahrzehnte danach noch leisten kann, derartige politische und soziale Utopien zu leben und klopft bei dieser Gelegenheit die aktuelle Popkultur auf etwaige umstürzlerische Potenziale ab. „Es ist unser Anspruch, die Widersprüche des Mythos Woodstock auf ironische Weise zu reflektieren“, sagt Sabine Fauland, Presseverantwortliche von absolutely free. Um diesem Anspruch auch gerecht werden zu können und einer nostalgischen Vergangenheitsverklärung zu entgehen, betrachtet absolutely free das historische Ereignis Woodstock wie durch einen jugendlichen Filter: Frei nach dem 68er-Motto „Trau Keinem über 30!“ wurden acht junge WissenschaftlerInnen damit betraut, 40 ZeitzeugInnen zu interviewen. Zudem wurden Statements von mehr als 100 jungen KünstlerInnen eingeholt. „Absolutey free beginnt im Gestern, es beschreibt und aktiviert aber das Heute“, sagt Karl Stocker, Projektleiter und Kurator der Ausstellung absolutley free, die am 2. Mai eröffnet werden wird. Die zwölf Ausstellungsräume werden dabei nicht chronologisch, sondern vielmehr anhand jugendkultureller Problemstellungen, die das Woodstock-Festival prägten, strukturiert – sie firmieren unter Titeln wie „Free Love“, „Drugs“ oder „Gegengesellschaft“. Musikschiene. Unbestritten kann man sich der Woodstock-Thematik nicht ohne Musik nähern, keineswegs ist es aber das Ziel des Teams rund um Karl Stocker ein regional- nostalgisch verklärtes Wiederauflebenlassen des Geistes von 1969 zu lancieren. Dementgegen soll die Vitalität der Musik vergangener Tage vielmehr in das Hier und Jetzt transformiert werden. Das Musikprogramm bietet ein buntes Nebeneinander an lokalen und internationalen Bands, Solo-Acts und Kollektiven jenseits von strengen Genregrenzen und eindeutigen Stildefinitionen – das Eröffnungskonzert bestreitet der Amerikaner Saul Williams am 2. Mai in der Postgarage, dem Auftritt von CocoRosie am 2. Juli auf der Kasematten-Bühne darf ebenfalls mit Vorfreude entgegengefiebert werden. Darüber hinaus wird auch das Performanceprogramm von der Frage dominiert, was von den Sixties heute weiterlebt – künstlerische Herangehensweisen der Gegenwart werden darauf geprüft. \ gis
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