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Soap&Skin und die Last des jungen Ruhmes |
Freitag, 10. April 2009 | |
Mitte März hatte Soap&Skin vulgo Anja Plaschg die Möglichkeit die Vorschusslorbeeren, die ihr für ihre erstes Album entgegengebracht wurden, in Graz live zu bestätigen – kein leichtes Unterfangen.
Das deutsche Musikfeuilleton ist seit Wochen enthusiasmiert: Anja Plaschg sei „Österreichs Next Wunderkind“, ist die Berliner taz sicher, laut Zeit ist sie im Stande, mit Hilfe ihrer „todtraurigen Melodien“ die gesamte „Popwelt“ zu verzaubern. Schon lange nicht mehr konnte eine österreichische Musikerin einen derartigen Aufmerksamkeitsschwall lukrieren, dabei unterscheidet sie Plaschg durch ein markantes Detail von fast all ihren KollegInnen: Die gebürtige Oststeirerin ist gerade einmal 18 Jahre alt. In der Gemeinde Gnas im Bezirk Feldbach aufgewachsen, nimmt Plaschg seit ihrem siebten Lebensjahr Klavierunterricht, mit 14 beginnt sie zu komponieren und zeigt Interesse am musikalischen Variantenreichtum, der sich am Laptop generieren lässt. Als die beiden Hauptelemente ihrer Musik immer besser miteinander harmonieren, stellt sie ihre Stücke ins Netz und sorgt auch ohne Album für Furore. Zur gleichen Zeit – mittlerweile ist Plaschg 16 Jahre alt – wird sie auf der Akademie der bildenden Künste in Wien in die Meisterklasse von Daniel Richter aufgenommen, die sie nach drei Semestern allerdings wieder verlässt. Schein und Wirklichkeit. „Lovetune for Vacuum“ nennt Plaschg nun ihr erstes Album, das sie dieser Tage europaweit vorstellt. Der beklemmenden Weltschmerz-Attitude, die ihren bisherigen Veröffentlichungen und Live-Auftriten anhaftete, ist sie dabei treu geblieben. Dass Soap&Skin und Anja Plaschg voneinander partizipieren ist dabei Programmatik: Textzeilen wie „as a child i killed the slugs, i bored with a bough in their spiracle“ sollen offenbar an Anja Plaschg und deren Kindheit im ländlichen Milieu denken lassen, auch sonst stellt Soap&Skin Anja Plaschg ganz gerne in den Mittelpunkt. Wie ihre Musik, scheint Plaschg auf der Bühne zerbrechlich, scheu, dann wieder wild entschlossen und kompromisslos. Ihre Authentizität sei dadurch begründet, dass es zwischen Plaschg und Soap&Skin keine Trennlinie gebe, meinen nicht wenige KritikerInnen zu wissen – eine Zuordnung, der sich Plaschg natürlich nicht entziehen konnte und ihr Image als unnahbare, verletzliche, junge Frau immer und überall strapaziert. So erstreckt sich die Bandbreite ihrer Bühnenperformance von überschwappender Emotion respektive Weinausbrüchen bis hin zu dezitiertem Misstrauen dem Publikum gegenüber – in Graz bespuckt Plaschg die ersten Reihen des Auditoriums mit Mineralwasser, nachdem sich ein Konzertbesucher einen Zwischenruf erlaubt hatte. Unvergleichliche Stimme. Trotz all dieser Nebengeräusche hat Soap&Skins Musik ohne Zweifel Format: Mal dynamisch, mal melancholisch spult sie ihr Programm an diesem Abend in der Grazer Postgarage ab. Noch beeindruckender als ihre Fertigkeiten am Klavier ist ihre stimmliche Performance: Soap&Skin raunt, sie flüstert, um im nächsten Moment, wie aus der Pistole geschossen, loszubrüllen oder aus vollem Herzen zu schreien. In diesen Momenten verfügt Soap&Skin über Fragilität und Stärke zugleich. Dabei gelingt es ihr, die ZuhörerInnen nicht abzuholen, sondern vielmehr staunend zurückzulassen. Gregor I. Stuhlpfarrer
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