Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Klimaschutz wirkt antizyklisch“
Freitag, 10. April 2009
Zwölf Jahre lang war Mag.a Andrea Gössinger-Wieser Geschäftsführerin des Klimabündnis Steiermark – am 4. Mai wird sie ihren Dienst als Klimaschutzbeauftragte des Landes Steiermark antreten.

Zwölf Jahre lang war Mag.a Andrea Gössinger-Wieser Geschäftsführerin des Klimabündnis Steiermark – am 4. Mai wird sie ihren Dienst als Klimaschutzbeauftragte des Landes Steiermark antreten.

Die studierte Biologin / Zoologin mit der Zusatzausbildung Technischer Umweltschutz bleibt dem steirischen Klimaschutz erhalten – hatte es doch zunächst geheißen, dass sie nach dem Abgang von Wolfgang Mehl die Geschäftsführung des österreichweiten Klimabündnisses übernehmen würde. Gössinger-Wiesers Hauptaufgabe wird die Koordination des Klimaschutzplanes des Landes sein, der auf Initiative von Umweltlandesrat Wegscheider unter Leitung des Wegener-Centers für Klima und Globalen Wandel erstellt werden soll und in dessen Vorbereitung auch die Landtagsfraktionen eingebunden waren.

MitarbeiterInnen-Motivation. „Herauskommen soll dabei eine klare Handlungsanleitung mit umsetzbaren Zielen“, sagt Gössinger-Wieser. Ihre Aufgabe wird dabei unter anderem sein, die verschiedenen Förder- und sonstigen Programme, die in den einzelnen Ressorts der Landesregierung laufen, auf ihre Klimarelevanz abzuklopfen, weiters, „das Klimathema nach außen und innen zu kommunizieren, die bestehenden Kräfte zu bündeln und jene ins Bot zu holen, die bis jetzt noch kein Interesse gezeigt haben.“
Sie sieht sich auch verantwortlich für die Stärkung der Vorbildwirkung des Landes; wie sie dabei vorgehen wird, weiß sie aus ihrer Arbeit mit Gemeinden. „Es wird dabei z.B. auch darum gehen, wie MitarbeiterInnen motiviert werden können, mit dem Fahrrad in die Arbeit zu kommen, die landeseigenen Gebäude optimal zu dämmen, ihre Energieversorgung zu durchleuchten – z.B. können bei dislozierten Gebäuden Biomasseheizungen zum Einsatz kommen – und überhaupt ein entsprechendes Facility-Management für die Landesgebäude zu implementieren.“

Burden-Sharing bringt finanzielle Belastungen für die Steiermark. Es müssten jedenfalls auch auf Landesebene alle Anstrengungen unternommen werden, die Kyoto- bzw. die EU-internen Klimaziele zu erreichen (letztere sehen eine Reduktion der CO2-Emissionen um 20% vom Basisjahr 2005 bis 2020 vor), betont die designierte Klimaschutzbeauftragte. Österreichs Kohlendioxid-Emissionen sind ja statt der vorgesehenen Reduktion von 13% gegenüber 1990 um 10% gewachsen. Gössinger-Wieser: „Das Nicht-Erreichen der Kyoto-Ziele wird für die Steiermark auch finanzielle Folgen haben, weil die Sanktionen, die Österreich zu gewärtigen hat, im Rahmen des Burden-Sharing auch auf die Länder heruntergebrochen werden.“

Gretchenfrage neue Kraftwerke. In diesem Zusammenhang sieht sie die Errichtung neuer Gaskraftwerke in und um Graz als „Katastrophe: Die CO2-Belastungen werden auf einen Schlag explodieren, viele kleine Maßnahmen dadurch zunichte gemacht, und die nicht erzielte Emissionsreduktion wird zugekauft werden müssen.“
Was die knapp vor der Errichtung stehenden Murwasserkraftwerke betrifft, äußert sie sich etwas vorsichtiger: „Aus ökologischer Sicht stellt der Eingriff in bestehende Naturräume zweifellos eine Gefahr dar, auf der anderen Seite müssen wir schon untersuchen, welche Flussstrecken in der Steiermark unter höchster Bedachtnahme auf den Naturschutz für kleinräumige Energieversorgungseinheiten genützt werden können.“

Klimaschutzmaßnahmen wirken antizyklisch. An dieser Frage zeige sich ein grundlegender Widerspruch. „Es ist nicht möglich, dass der Energieverbrauch weiter steigt und dieser Zuwachs aus erneuerbarer Energie abgedeckt wird und auf diese Weise Emissionen eingespart werden: Die Reduzierung des Verbrauchs muss an erster Stelle stehen.“ Und das sei auch und gerade in Krisenzeiten sinnvoll. „Klimaschutzmaßnahmen können antizyklisch wirken, wenn wir das Segment erneuerbarer Energie ausbauen – etwa durch flächendeckende thermische Energieversorgung und Wärmedämmungsmaßnahmen. Hier sind mindestens ebenso viele Arbeitsplätze drin wie in der niedergehenden Autoindustrie.“


\ Christian Stenner

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