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Steiermark ist riesig in der Nanowissenschaft
Dienstag, 10. März 2009
Faszinierende und zugleich überaus praktische Produkte, die unseren Alltag zu erobern beginnen, wie selbstreinigende Oberflächen, harte Lackierungen, effiziente Batterien oder die zielgerichtete Dosierung von Medikamenten beruhen auf jüngsten Durchbrüchen in der Nanotechnologie.
Die Herstellung von Materialien und Werkstoffen im Nanobereich zählt daher zweifellos zu den zukunftsweisenden Technologien für die kommenden Jahrzehnte. Die Steiermark ist mit ihrem Forschungsnetzwerk NANONET Styria bestens aufgestellt, wie die Anfang März in Graz von der Forschungsgesellschaft Joanneum Research organisierte Zukunftskonferenz „Nanotechnologie und Nanowissenschaften“ einmal mehr unter Beweis stellte.

Weißgrünes Stärkefeld. Das bereits im Jahr 2001 gegründete Netzwerk NANONET Styria konnte bislang über 50 Mio. Euro an Forschungsgeldern in die Steiermark holen, als wohlverdienter Lohn wurden bislang fünf Preise für die neuen Themen eingeheimst, wie Forschungslandesrätin Mag.a Kristina Edlinger-Ploder stolz vermerkte: „Der merkliche Vorsprung der Steiermark in diesem Bereich gegenüber anderen Regionen ermöglicht die Mitarbeit in internationalen Kooperationen, die unser Ansehen weiter heben.“ Den Aspekt der Innovation hob Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann hervor: „Die Krise bedeutet auch hier eine Chance, mit innovativen Anwendungen neue Märkte zu erschließen.“

Visionäre Technologien. „Trotz der breiten Vermarktung verschiedenster Produkte steht die Erforschung der Nanowelten im Grunde genommen noch in den Anfängen“, gab Key-Note-Speaker Dr. Karl-Heinz Haas, Fraunhofer-Institut für Silicatforschung Würzburg, zu bedenken. Zwar seien in den vergangenen Jahrzehnten beachtliche Durchbrüche erzielt worden, die erst durch verbesserte Elektronenmikroskope ermöglicht wurden. Auf der anderen Seite sind Nanopartikel bis heute aufgrund ihrer winzigen Dimensionen nur mit äußersten Schwierigkeiten zu manipulieren. Feinste Fasern mit einem Durchmesser von 100 Nanometern (nm) sind rund 50 Mal dünner als das menschliche Haar. Die durch die mechanische Zerkleinerung dramatisch vergrößerte Oberfläche der Stoffe verändert physikalische und chemische Eigenschaften gravierend, etwa durch die Absenkung der Schmelztemperatur, erläuterte Haas.

Neue Anwendungen und Risiken. Von den schon etablierten Anwendungen hin zu völlig neuen Gebieten führt allerdings noch ein langer Weg, warnte Haas, denn die Strukturierung von Stoffen auf der Ebene von einzelnen Molekülen oder gar Atomen sei eine Herausforderung, die nur durch interdisziplinäre Forschung gemeistert werden könne. Dementsprechend seien auch vermehrt disziplinenübergreifende Forschungsprojekte bestehend aus Chemikern, Physikern und Biologen an der Tagesordnung. Die von Nanostoffen ausgehenden Gefahren dürften keinesfalls unterschätzt werden, warnte in der anschließenden Diskussion Dr. Michael Nentwich vom Institut für Technikfolgenabschätzung.

Neue Produkte brauchen Grundlagenforschung. Die am Netzwerk beteiligten Firmen sind bestrebt, die Entwicklung von der Konkurrenz überlegenen Produkten voranzutreiben, betonte Ing. Gerhard Melcher von der Firma Böhlerit, die für ihre Zerspanungswerkzeuge mehr ausgezeichnet worden ist. Dr. Peter Prenninger von der AVL List forderte dazu auf, „den Blick weiter in die Zukunft zu lenken“, insbesondere, wenn „etwa Verbesserungen bei den Emissionen von Motoren mittels Nanosensorik von den Kunden nicht unmittelbar als Vorteile erkannt“ würden. Die Rolle der Grundlagenforschung dürfe keineswegs unterschätzt werden, warnte Univ.-Prof. Dr. Franz Aussenegg, Leiter des Erwin-Schrödinger Instituts für Nanostrukturforschung: „Die Infrastruktur an den Universitäten sowie außeruniversitären Einrichtungen, wie dem Joanneum Research sind die Vorbedingung für den Know-how-Transfer in die Entwicklungsabteilungen der Unternehmen.“ Von besonderer Bedeutung sei daher auch die Finanzierung unabhängiger Forschung. Die Innovation bedinge ganz zentral den ständigen Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, betonte abschließend Prof. Dr. Claus Weyrich, Vorsitzender des Forschungsrates Steiermark, „denn nur marktfähige und kostendeckende Entwicklungen werden sich auf die Dauer behaupten können“.

\ Josef Schiffer
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