Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Das Passivhaus wird erwachsen und zum Baustandard
Freitag, 10. April 2009
Als alternatives und klimafreundliches Baukonzept ist das Passivhaus heute in aller Munde – trotzdem gibt es österreichweit erst rund 1.500 Objekte, der überwiegende Anteil in eher ländlichen Regionen.

Selbst in Zeiten hoher Energiekosten bleiben die Vorbehalte unter den potenziellen Bauherren groß. Gegen verbreitete Vorurteile und Informationsdefizite wandte sich die 1. Grazer Passivhaustagung unter dem Motto „Das Passivhaus – Der neue Standard für Häuslbauer“ an die Interessenten. Als Ableger der seit vier Jahren in Kärnten etablierten Konferenz tagte diese am 12. März 2009 erstmals in Graz.

Klimaschutz hat Vorrang. Als „Gaststar“ referierte der Öko-Vordenker Dr. Franz Alt, Verfasser zahlreicher Bücher zum Thema „Energiewende“. Er plädiert angesichts der Auswirkungen des Klimawandels für ein Umdenken in der Baupolitik. Seine Vision: kostengünstiges Bauen in Passivbauweise ergänzt durch Solararchitektur. Leider fehlt es, so Alt, „im Gegensatz zu Deutschland nach wie vor an einer soliden Einspeiseregelung“, die eine rasche Amortisation ermöglicht. In der Sanierung von Altbauten steckt ein enormes Potenzial: in Karlsruhe konnte der Verbrauch in alten Wohnobjekten um 80 % gesenkt werden. Trotz der überzeugenden Argumente wollen die Kosten für Neubau oder Sanierung in Passivhausqualität erst einmal aufgebracht werden. Andererseits betonte Alt, liegt in der Förderung klimafreundlichen Bauens ein enormes Potenzial für die heimische Wirtschaft sowie den Arbeitsmarkt.

Flexibel und individuell. Das Wohnklima in den mit Umluftsystemen erwärmten Räumen sei gesund und nachhaltig, führte Daniel Eckert von der Weissenseer Holz-System-Bau GmbH aus: Er beziffert den zusätzlichen Stromaufwand eines 130 m² Wohnhauses mit lediglich 345 Euro im Jahr. Der Architekt DI Ruprecht Obernosterer sieht die Zukunft des Passivhauses vor allem in der individuellen Gestaltung, „weg von den eintönigen, langweiligen kompakten Häusern hin zu offeneren Lösungen mit Holzfassaden, die sich in die Umgebung einfügen“. Individuelle Wünsche sowie ein intensiver Austausch mit den Bau-Partnern stehen ganz oben auf der Prioritätenliste, andererseits runden zahlreiche Angebote von Fertigteilhäusern in Passivbauweise das Angebot auch im unteren Segment ab.

Wartungsarme Haustechnik. Die technologische Weiterentwicklung in der Haustechnik für Passivobjekte macht Feintuning oder Nachjustieren, das von vielen als kompliziert gefürchtet wird, heute überflüssig, betonte DI Erwin Kraus von der Kraus Haustechnik GmbH: „Die gesamte Haustechnik für ein Passivhaus kommt heute in einer Box, die sich auf kleinstem Raum unterbringen lässt.“ Ob sich die Energie sparenden passiven Wohnobjekte dank staatlicher Förderungen in der Praxis tatsächlich nicht teurer als konventionelle Einfamilienhäuser auf den Geldsäckel schlagen, muss allerdings jeder Häuslbauer durch Vergleichen der Angebote selbst herausfinden.
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Weitere Infos:
www.passivhaus-tagung.at/graz

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