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OVERSTIJGEN. Transcending the Medium
Archiv - Kultur
Dienstag, 11. April 2006
Image Foto: Jan Robert Leegte: Wall Panelling

Ein Video des 1961 geborenen Amsterdamers Peter Luining zeigt in einer Totalen nichts anderes als die Bewegungen, die eine Hand mit einer Computer-Maus ausführt. Zu hören ist das Klicken und der Lärm von Straßenverkehr.

Was auf erste Sicht ziemlich banal zu sein scheint, ist allerdings die Darstellung einer von ihrer alltäglichen Umgebung isolierten relativ neuen Bewegungsform einer Kulturtechnik als in seiner Selbstverständlichkeit noch nicht wahrgenommenes Stereotyp.Luining, der in Groningen Philosophie studierte um sich nach Studienabschluss der Medienkunst zu widmen, fand mit seiner Arbeit clickclub auf dem Transmediale Festival in Berlin erstmals internationale Beachtung. Seit 1997 beschäftigt er sich mit Neo-Minimalismen im Bereich von Computersoftware, in Form von programmierten Interventionen in konventioneller Software und -Oberfläche. Zum Teil werden – wie in der aktuellen Ausstellung OVERSTIJGEN im Grazer Medienturm gezeigt – die bekannten Oberflächen von Windows in „Leerfenstern" scheinbar räumlich überlagert, durch die ein User oder Rezipient mit unkonventionellen Anwendungstechniken konfrontiert wird. Neben dem subversiven Aspekt der Manipulation an handelsüblicher Software entwickelt Peter Luining aber auch mit Formulars ein verblüffend pragmatisches Programm, das auf Basis von Google und über diverse Implementierungen ein einziges Tool bildet, das Bildbearbeitungsverfahren, Textverarbeitung und etliche weitere Funktionen vereint. In einem Rückgriff auf im Kunstkontext übliche Methoden der Präsentation werden die inhaltlichen Funktionen von Formulars als dokumentierendes Video auf einem PC abgespielt.

Ebenfalls aus Amsterdam kommt der 1973 geborene Architekt und bildende Künstler Jan Robert Leegte. In seiner Installation Scrollbar, die Projektion einer isolierten Bildlaufleiste, verändert dieser Anzeigebalken alle zehn Sekunden nach Zufallsprinzip die Position. Wall Panelling dagegen ist eine digital entwickelte Reflexion auf Wandvertäfelungen, wie sie im regelmäßigen Fassadendekor der Renaissance zu finden sind. Jedes Feld ist unter Verwendung eines Brownschen Zufalls-Algorithmus als Bildschirmblende programmiert, wodurch das projizierte Gesamtbild aus ständigem Morphen der Einzelbilder entsteht.

OVERSTIJGEN. Transcending the Medium, das Sich-Hinwegsetzen über Konventionen der Informationsverarbeitung, ist bis zum 27. Mai im Medienturm, Josefigasse 1, 8020 Graz, zu sehen. Informationen unter www.medeinturm.at
Wenzel Mraček
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