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„Leidenschaft und Aufbruchsstimmung“ |
Mittwoch, 11. März 2009 | |
Landesrätin Bettina Vollath hat das heurige Weltsozialforum (27.1. – 1.2.) in Belém (Brasilien) besucht. Über ihre Eindrücke sprach sie mit Christian Stenner. Noch nie waren – wohl bedingt durch die aktuelle Krise – so viele Menschen bei einem Weltsozialforum anwesend … Laut Presseberichten 130.000. Und es war vielfältig, spannend, inspirierend. Ich habe an einigen Workshops teilgenommen, die mit meinem Aufgabenbereich zusammenhängen – z. B. über die Privatisierung von Bildung und wer davon profitiert und an Workshops über Frauenthemen. Durch Vermittlung des ORF-Redakteurs Leo Gabriel bin ich zu vielen persönlichen Gesprächen gekommen. Schon die Eröffnungsdemo war ein Erlebnis: Da haben 120.000 Menschen friedlich – singend, tanzend, trommelnd – ihre Anliegen vorgetragen. Die Organisation hat mich auch beeindruckt – das Veranstaltungsprogramm hatte den Umfang einer 144 Seiten starken, großformatigen Zeitung. Und es war toll zu spüren, dass Politik auch mit Leidenschaft betrieben werden kann. Die anwesenden Staatspräsidenten haben das vorgemacht: Sie haben die Probleme Lateinamerikas nicht schöngeredet, sondern ehrlich gesagt: „Es wird lange dauern, bis wir diese Schwierigkeiten lösen können“ – und es trotzdem geschafft , die Menschen emotional mitzunehmen. Das gelingt ihnen vermutlich deswegen, weil sie sich nicht nur als Verwalter des Mangels darstellen – und weil sie Gestaltungswillen zeigen. Und weil man spürt, dass es ihnen um mehr geht als Wählerstimmen. Das diesjährige Weltsozialforum hat sich als erstes eindeutig antikapitalistisch geäußert. Was lässt sich von dieser Stimmung nach Österreich übertragen? Ja, heuer ist es erstmals gelungen, ein gemeinsames Schlusscommuniqué mit sehr klaren Aussagen zu verabschieden. Was im Augenblick passiert, ist der reflexartige Versuch, ein System, das sich selbst gerade gegen die Wand gefahren hat, zu reparieren. Das allein wird aber nichts nützen, wir müssen neue Wege diskutieren und nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen und hoffen, dass die Schlange vielleicht doch Vegetarierin wird. In diese Richtung ging auch die Antwort des WSF auf die Krise – die Reichen sollen die Kosten ihrer Krise selbst bezahlen und nicht die Bevölkerung. Man muss hinzufügen, dass das Forum von einer Aufbruchsstimmung getragen war, entsprechend seinem Motto „Eine andere Welt ist möglich“. Das ist übrigens besonders im Auftreten der kraftvollen, optimistischen Frauenbewegung Lateinamerikas zum Ausdruck gekommen.
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