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Das Modell als Zugang zur Filmwelt
Dienstag, 10. Februar 2009
Auch wenn der Videoprojektor im Raum laut surrt, werden die Bilderwelten in Sabine Aichhorns Installationen nie nur projiziert.
Die 1979 geborene Künstlerin bespielt mit „Los Angeles“ das Studio der Neuen Galerie und beweist eindrucksvoll, dass Film weit mehr sein kann als bewegte Bilder auf Leinwand – er wird in seiner Haptik erlebbar, als Medium mit materiellen Eigenschaften. Damit bewegt sich Sabine Aichhorn in der Tradition des Expanded Cinema der 60er und 70er Jahre, einem erweiterten filmischen Ausdruck, der von Objektkunst bis ins Performative reicht.
Visuell verarbeitet sie ihren formalen Zugang zum Film über den Mythos Los Angeles als Mekka der Filmindustrie. Die zum Postkartenmotiv gewordene Skyline, wohl eine der meistgefilmten Stadtsilhouetten überhaupt, ist für die Künstlerin eben nicht als reale Stadt interessant, sondern als Symbol einer Vorstellung, wie sie uns über Kino und Fernsehen vermittelt werden soll, eines abstrakt gewordenen Sinnbilds der Medienwelt.
Aichhorn baut diese Silhouette aus Filmmaterial nach – die kulissenartige Scheinarchitektur, die sie im Studio in die Höhe zieht, besteht aus 35 mm Filmstreifen, die mit ihren einzelnen Kadern zum Raster einer Hochhausarchitektur, zu Fensterbändern in einer aufgelösten Fassade werden. Von hinten beleuchtet simuliert sie so das Symbol Skyline in Form der nächtlichen Stadt. Das Modell wird von einer Endlosschleife aus 16 mm Film durchzogen, der wiederum das Skyline-Modell als Projektion an der Wand abbildet. Eine großformatige Fotografie zeigt eine Super-8-Variante des Modells. Indem reales Fotomaterial als Grundlage dient, dekonstruiert Aichhorn die Fiktionalität Hollywoods über ein persönliches Element.
Eine andere Herangehensweise zeigt ein 2004 entstandener Super-8-Filmteppich, in dem der Film zur Schnur wird, der im Reisemotiv Teppich ano-nyme Urlaubserinnerungen verwebt.
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Sabine Aichhorn „Los Angeles“, Neue Galerie, Studio, bis 22.03.2009. ep
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