Für Ressourcen verantwortlich sein |
Dienstag, 10. Februar 2009 |
Licht, Brot und Wasser. Das sind jene „Basics“, die die Künstlerin Šejla Kamerić in ihrer gleichnamigen Fotoarbeit zeigt. Während der 1.425 Tage dauernden Belagerung Sarajewos war sie gezwungen, sich auf die wirklich notwendigen Dinge zu beschränken.
Die fünfte Ausstellung von Land of Human Rights im Kunstverein Rotor stellt diese Ressourcenfrage in den Vordergrund, lautet doch der 25. Artikel in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet“. Was Lebensstandard bedeutet, ändert sich meist je nach wirtschaftlicher Situation eines Landes – so verschieben sich in unserer Gesellschaft die Wertigkeiten längst in Richtung Umweltschutz und sinnvollem Umgang mit Ressourcen. Scheinbar.
Über Lebensstandards gibt auch der so genannte Big-Mac-Index Auskunft. Als standardisiertes Produkt wird der Preis eines Big Mac mit dem durchschnittlichen Nettostundenlohn in einem Land in Beziehung gesetzt – im internationalen Schnitt muss man für einen Big Mac 24 Minuten arbeiten – in Miami sind es nur 5 Minuten, in Nairobi 180. Julia Tschaiker stellt in einer Performance dem Global Player McDonalds das selbstständige Einmannunternehmen eines mobilen Hotdog-Verkäufers entgegen. Ob es bereits ein Geldgen gibt, diese Frage stellt ILA mit seiner Doppelhelix in den Raum. „Greenwashing“ heißt jene Handlungsweise von Firmen, die ihre angeblich positiven Umweltschutzpraktiken groß bewerben, aber in Wirklichkeit ganz anders handeln. Das Duo Field Work aus Dänemark lässt unter dem Titel „Landscape and Power“ SchauspielerInnen die heuchlerischen Texte der Webseiten solcher Firmen möglichst überzeugend vortragen und enttarnen.
Vlad Nancă bezieht sich in einer Wandmalerei auf das bekannte Dreistern-Mercedes-Logo, das ebenfalls zu einem Wohlstands-indikator wurde. Kaum jemand weiß, dass diesem Dreistern einst die drei Elemente Wasser, Luft und Land zugeordnet waren. Ebenso streng symmetrisch gestaltet sich die Wandarbeit des Kollektivs R.E.P. aus Kiew, das eine eigene Symbolsprache zu immer neuen Bedeutungsbildern kombiniert. Als Zeichen der Wertigkeit schlechthin setzt das Grazer Künstlerduo zweintopf mit offensiv geladener Auspreisungspistole auf grellorange Preissticker, die Landschaften wie Körper überziehen. Genialstes Objekt der Ausstellung ist Sašo Sedlačeks Recycling-Laborkasten – in mühevoller Heimarbeit lassen sich mit diesen Gerätschaften aus Postwurfsendungen universell verwendbare Papierziegel herstellen. Ganz im Sinne einer gerechten Ressourcenverteilung arbeitet auch Jakup Ferris Kopierer – die zeichnerischen Arbeiten des Künstlers können vervielfältigt und mit nach Hause genommen werden. Fehlt nur noch der Altkleidercontainer – Miklós Mecs entschließt sich genau dort zur Wohltätigkeit und entledigt sich sorgfältig seiner Kleider. Lieber nackt als Ressourcen vergeudet. bis 28.03. 2009 im Rotor \ fk
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