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Universitäten blicken wieder optimistischer in die Zukunft
Dienstag, 10. Februar 2009
Seitdem Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) die Aufstockung des künftigen Uni-Budgets angekündigt hat, sind auch die Rektoren der steirischen Universitäten die ärgsten Sorgen los. Was bleibt, ist die derzeit ungewisse Zukunft des Wissenschaftsfonds FWF. Nach Wochen des Ringens um eine Aufbesserung des Budgets der österreichischen Universitäten konnte Johannes Hahn mit der Ankündigung der Aufstockung eben dieses die Universitätenkonferenz (uniko) mit Christoph Badelt (siehe Interview unten) an der Spitze zufrieden stellen: Ausgehend vom Jahr 2010 werden die Unis für drei Jahre rund 550 Millionen Euro mehr zur Verfügung haben, 150 davon als Ersatz für den Ausfall der Studiengebühren. Die Gesamtbudgets der Universitäten steigen damit auf rund 2,6 Milliarden Euro jährlich.
An den beiden großen Grazer Unis, der TU Graz sowie der Karl-Franzens-Universität Graz,  zeigt man sich über dieses Ergebnis jedenfalls erfreut. „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Rektoren in Wien gehört wurden. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung und gibt Anlass zu Optimismus“, sagt Rektor Alfred Gutschelhofer von der Karl-Franzens-Uni, mit 22.000 Studierenden pro Studienjahr die größte des Bundeslandes. Hans Sünkel von der TU Graz ist glücklich, dass dadurch die „echten Sorgen weniger geworden“ sind, seine Aufmerksamkeit gilt allerdings bereits der nahen Zukunft: „Wie auch immer die Höhe des Budgets ausfällt, so wird es im Zuge einer forcierten Profilbildung Bereiche geben, die stärker gefördert werden als andere“, meint Sunkel, um ferner ins Detail zu gehen: „Themen mit großem Zukunftspotenzial wie etwa Biomedical Engineering, Pharmaceutical Engineering, alternative Energiesysteme und einige andere mehr werden noch sehr viel sichtbarer in Erscheinung treten als dies derzeit der Fall ist.“ Rektor Gutschelhofer kann sich wiederum nicht vorstellen, dass im Gegenzug einige Studienrichtungen, nämlich jene so genannten Orchideenfächer, aufgrund geringerer Förderungen womöglich auf der Strecke bleiben könnten: „Die Karl-Franzens-Universität bekennt sich zu ihrer fachlichen Breite“, sagt Gutschlhofer, der als positives Beispiel die Besetzung der Professur für Archäologie anführt, die erst kürzlich realisiert werden konnte, nachdem sie über neun Jahre hinweg vakant gewesen war. Im Übrigen beurteilt Gutschelhofer auch die Situation der außeruniversitären Forschung weniger dramatisch als manch anderer. Man solle „die Zukunft nicht schwarz malen“, von Seiten der Karl-Franzens-Uni werde man die Entwicklung etwaiger monetärer Restriktionen im außeruniversitären Bereich allenfalls „genau beobachten“.

„Derzeit überhaupt kein Budget“.
Der mittlerweile ins Wissenschaftsministerium transferierte FWF – die zentrale Einrichtung zur Förderung der Grundlagenforschung in Österreich – befindet sich gleichzeitig in argen Turbulenzen. Rund 2.500 junge WissenschafterInnen sind gegenwärtig über FWF-Projekte vorwiegend an den heimischen Universitäten angestellt, ihr Gehalt bezahlt der FWF. Ihnen konnte FWF-Präsident Gerhard Kratky die automatische Gehaltsanpassung für das Jahr 2009 bis dato nicht genehmigen, zudem konnte die Kuratoriumssitzung Mitte Jänner – das zentrale Vergabegremium für Projekte des Fonds – nicht abgehalten werden; der FWF habe derzeit „überhaupt kein Budget“ verlautbarte Kratky Mitte Jänner. Hintergrund des finanziellen Engpasses ist einerseits das noch nicht ausverhandelte Staatsbudget für das laufende Jahr, andererseits der Ausfall der Zuwendungen aus der Nationalstiftung. Die Höhe der Zuwendungen aus dem Staatsbudget sind gegenwärtig völlig unklar, sie variieren zwischen den Zusagen der alten Regierung von 2,3 Milliarden Euro und den Versprechungen der neuen Regierung in der Höhe von 350 Millionen Euro. Stefan Bernhardt, Presseverantwortlicher des FWF beziffert das Budgetloch mit 70 Millionen Euro. „Es ist derzeit überhaupt nicht absehbar, ob der FWF 2009 einen Normalbetrieb zu Stande bringen wird“, sagt Bernhard. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gebe es auch keine informellen oder offiziellen Gespräche, die eine Einigung über die Höhe des Staatsbudgets herbeiführen könnten. „Deshalb ist die automatische Gehaltsanpassung nach wie vor vertagt und wir wissen auch nicht, ob wir die geplante Kuratoriumssitzung im März durchführen werden können“, sagt Bernhardt.
TU-Rektor Sünkel erwartet jedenfalls, dass die TU „in hohem Maße“ betroffen wäre, sollte „tatsächlich das Horrorszenario für den FWF Realität werden“. Rektor Gutschelhofer betont, dass „jeder Cent“ an Drittmitteln für das Jahresbudget ungemein wichtig ist, trotzdem müsse man sich auch vermehrt anderswo umsehen: „Wir hoffen auf Unterstützung aus der Wirtschaft und Industrie, die appelliert haben, in Forschung und Entwicklung zu investieren“. Auf der TU stößt man ins gleiche Horn: „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten ist es ein Gebot der Stunde, in die Zukunft zu investieren und die Krise als Chance nutzen“, sagt Rektor Sünkel.

\ Gregor I. Stuhlpfarrer
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