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„Man müsste viel mehr Druck auf die Unternehmen ausüben“
Dienstag, 10. Februar 2009
Mediale Horrormeldungen über Massenentlassungen, Kurzarbeit und Rezession lassen viele ArbeitnehmerInnen skeptisch in die Zukunft blicken. Es verwundert daher kaum, dass die tagtägliche Arbeit der steirischen GewerkschafterInnen gleichzeitig gefragt ist wie schon lange nicht. Gregor I. Stuhlpfarrer sprach mit Alfred Reidlinger, Regionalleiter der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp) und Betriebsratsvorsitzender der Magna Powertrain in Lannach über die Stimmung in den Betrieben, die Zukunft der Zuliefererindustrie und etwaige Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft.  

Die Angst vor dem Jobverlust ist unter den österreichischen ArbeitnehmerInnen so groß wie selten zuvor. Wie ist die Stimmung beim Autozulieferer Magna Powertrain an seinen beiden Standorten in Ilz und Lannach?
Wir sind ein Zulieferer in Form von Systemen und daher anders als Magna Steyr nicht direkt vom Fahrzeugbau abhängig. Nachdem wir ein sehr breit gestreutes Produktportfolio haben, sind wir nicht in derart großen Problemen wie Magna-Steyr, weil die Projektaufträge bis jetzt nicht weniger werden, sondern sich lediglich die Stückzahlen vermindern. Ein schlechter Trost?

Wirtschaftlich turbulente Zeiten sorgen in der Regel zuallererst für Kündigungen unter den ArbeitnehmerInnen …
Bei uns kann man das unmittelbar nicht konstatieren. In Zeiten wie diesen gibt es zwar immer einen gewissen Selbstreinigungsprozess, aber wir haben bei Magna dank der Gewerkschaft eine gute innerbetriebliche Sozialpartnerschaft und ich glaube zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht, dass sprichwörtlich die Angst umgeht. Bei uns gibt es bis dato auch keine Ankündigung von Kündigungen.   

Der Abbau von Belegschaft wirkt sich ja nicht selten positiv auf die Bilanzen aus – siehe AT&S in Leoben, wo umfangreiche Kündigungen durchgeführt wurden und ein positives operatives Ergebnis erzielt werden konnte …
Ich kann das nicht nachvollziehen, muss aber auch sagen, dass das kein Magna-Ansatz ist. Wenn man weiß, dass der Anteil des Lohnes an den gesamten Fertigungskosten derzeit weniger als 15 Prozent beträgt, dann weiß man auch, dass man damit keinen Krieg gewinnen kann. Also uns kann man sicher nicht mit Abwanderung drohen und tut es auch nicht …

Bei Magna in der Steiermark sind in den letzten Monaten tausende Produktionskräfte in Kurzarbeit geschickt worden, gleichzeitig sucht man aber Ingenieure. Halten Sie ein Szenario für realistisch, wonach die Produktion im Stammland strukturell verringert wird, um sich lediglich auf die Entwicklungsschiene eines Unternehmens zu konzentrieren?
Das ist sicher ein mögliches Szenario. Ich glaube aber auch, dass sich im Bereich der Produktion darüber hinaus sehr viel tun wird, weil die Automation immer weiter schreitet. Man wird immer weniger handwerkliche Leut’ brauchen, ich glaube die Facharbeiter werden sich zu Vorbereitern und Planern hochstilisieren. Aus meiner Sicht werden – zwar nicht morgen oder übermorgen, aber sehr wohl überübermorgen – vielfach nur noch angelernte Hilfskräfte in der Autoproduktion oder der Zuliefererproduktion stehen.
Aus diesem Grund müsste auch viel mehr Druck auf die Unternehmen ausgeübt werden, um in Zukunft eine Maschinensteuer als Wertschöpfung einzuführen, wie es einst Sozialminister Alfred Dallinger vorgeschlagen hat. Das war sicher eine visionäre Sicht der Dinge und ich glaube, dass das in Zukunft unbedingt notwendig sein wird, um die sozialen Standards  aufrechterhalten zu können.

Wie weit würden Sie gehen, wenn Sie in ihrem Unternehmen mit umfangreichen Kündigungen konfrontiert werden würden?
Wenn Kündigungen in übermäßigem Ausmaß der Fall wären, müsste man sicher auch Kampfmaßnahmen in den Raum stellen, die als letztes Mittel den Streik beinhalten.
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