Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
schuhe
Montag, 12. Januar 2009
hast keine kraft mehr die auszuziehn und ins offene fenster leuchtet so ein patzen morgenhimmel rein und du rekelst dich und mit den fingern knacksn und aufn boden legen die farbe der wolkenzitzen ist orange babybaby und du kauerst dich zusammen am küchnboden brösel und brotkrumen sind so allerlei drumherum und die noppen des roten turnschuhs abzähln einfach so das sind dann eins zwei drei vier fünf sechs weiße wülstchen die wie nippel aus der sohle des turnschuhs stehn und haben wir gesungen haben wir gesungen und die nacht verarscht und

druff druff druff wippt der dj justus mit den händen die in die luft schneiden die luft zerschneiden und seine augen sind riesengroß und braun nämlich kernig und
in dem kleinen paravan haben wir getanzt da ging ein pappbecher billigsdorfer-wein herum und jeder nippt und hüften aneinander kreisen lassen und
wir haben gesungen: party im baby baby baby wer dachte dass da ganze zwanzig leute sich
reinpferchen lassen einfach so ich mein im ernst und das siebzehnjährige mädchen: küken mit den riesen ringen unter den klimperaugen trägt weite hosen und kapuznkragen und dir fällt dazu das wort turtleneck ein und turnschuhe trommeln auf den boden in tekkno-beats die sich loopen:
drei tage wach und wir lassn den boden bibbern unter schritt und die frau mit dem irokesen- schnitt vielschichtig schminke im gesicht lächelt und malt mit den fingerspitzen spiralen in den luftleerem raum und wir
fliegen wir heben ab jetzt wir spielen astronauten wussten die dass noch keine frau am mond da wirds aber zeit sagst du und stinkst unter den achseln und einer schenkt dir eine rose der ist keine siebzehn handgelenkwärmer und baseballmütze nur die stimme hat grad so einen mutations-bruch in ihr drin und babybaby du warst gestern auch schon da du und deine oma sind
drei tage wach und zigaretten werden ausm kleinen fenster rausgeraucht und asche auf den boden regnen lassen und der dj trägt einen hut den lasst ihr den lassen wir wandern von hirn zu hirn und mit dem kann man gut pilot sein skretcht er am pult massiert die luft mit seiner handkante dem flachbildschirm- laptop und der übersetzer redet von allen seelenschwestern die er hat oder eben eher nicht hat und
wollt weltraumfahrer werden mit sieben klar in russland geboren und bis rauf zu den wolkenzitzen und weiter und die bilder wechseln ab in deinem hirn schieben sich ineinander wie puzzlespiel so sieht die welt aus der perspektive des kuchen aus der mir gestern aufn boden klatschte: schlagobersgepantsche lässt grüßen frühe grüße meine füße riechen nach altem man ins grüne t-shirt runde flecken reingeschwitzt warum war denn noch nie eine frau am mond würdest du schon gern galaktika andromeda spielen süßes diamant-mädl mit schnäbelchen und einem gezackten hut sagen wir: sternschnuppenhut und durchs all spacen wie auf einem skateboard einfach den milky- way rauf und runter apropos schokolade wär auch fein wenn sich nur der körper bewegen ließe ich mein irgendwie und links von dir die converse bunt gekringelte glückseligkeit ohne absatz dafür schnürbar und du
legst sie dir untern kopf werd gleich aufstehn werd gleich die linsen ausm auge und in den behälter pfropfen nur noch einmal: atempause, augen zu und
wir fliegen bis die vögel anfangen in den tag zu tröten und der paravan parkt am fuße des berges es wechseln gesichter ab einander rein raus und du wippst zu minimal und der dj trägt einen button mit barack obama so what und einer zieht die hose aus streckt n arsch aus dem fenster so what
und auf dem heimweg das geräusch der ersten straßenbahnen ein geruch nach laugengebäck dem du nachwuselst und dann heim das licht es blaut nach und nach und die beige zeitung auch schon vor der haustüre hoppelst aufs klo angeschissene holzbrille schwappt so sämltiches an vorher oben reingeleertem alkohol unten wieder raus und dann
kurz auf den boden gelegt und
druff druff druff
flüsstert weißes rauschen sich an deine ohren dein hirn ran willst aufstehn willst ja aber es liegt sich so gut zwischen den schuhen spielst dich mit den orangen schnürsenkeln der converse wedelst so rum um das letzte bisschen bild abzubauen das dir an die lider flasht:
sie kleben dich
totally stoned
an den klappsessel tragen dich zum brunnen hin und werfen dich eben gerade nicht rein und du
bist also die erste frau am mond die sich in einen abbey verliebt hat in dem drei typen ausstellen und having fun kommt immer wieder neues gewusle da rein affengeil sagen die sagen cool sind das babyfaces die keine sechzehn stinken nach alkohol die haare aus der stirne gepanscht mit schweiß und einer fetten schleimspur gel und
noch beim pissen in den fluss singst du drei tage wach wir haben ein raumschiff gepachtet mit dem heben wir ab in dem shaken wir lassen uns volllaufen und damit nämlich die nächsten tage sich ertragen lassen das hocken auf der schulbank das mädchen mit dem harten gesicht den kantigen backenknochen das dir wieder die tittn verarschen will und am gang werden sie dich anstenkern wieder und die tage müssen vorbei gehn die schularbeiten geschrieben werden und du willst endlich wissen wie das ist einem einen blasen es reden doch alle immer aber nein
stop das ist der falsche film ich bin bloss completley stoned aber dann doch erwachsen  hab mir alles an higheels/ tatoos und piercings gerafft was in der teeniezeit nicht möglich war ich lieg auf dem gerippten holzboden meiner küche und spiel estrellara die sternenstaubfee im hirn bin kein süßes teenie- genippel mehr nur im kopf da ist so was wie ein purzelbaum der überschlägt sich wieder und wieder weil da
war so ein wohnwagen in dem hab ich kreistänze aus mir rausgewrungen zwei tischik zwischen den lippen und
nach außen
wir fliegen es ist die stunde null jetzt wir sind die gruppe der stunde null oder
und die arbeit wird sich leichter ertragen lassen morgen und
kalorien zu zählen hab ich auch vergessen und wär ich nochmal ein punk der
where have all the flowers gone: die geblümte gun im hirn und immer an der kippe zum amoklauf auf einer verstimmten gitarre spielt und mit dem motorrad nach genua düst so à là zweiraumwohnung und wir trafen uns in einem garten wahrscheinlich unter einem baum heute ist universumsgeplänkel heute
erbricht sich der himmel rein in mein tanzendes sprühherzchen heute
bin ich glitzergirl heut verzieh ich s gesicht zur lächelfratze scheiße was will dieser schuh neben meinem elfenohr dieses zackige vorn hin zugespitze modell aus meiner hexenphase damals als ich grad aufgehört hab mit graffiti und wir fliegen wir fliegen und
ich schütt alkohol nach weil
dann lässt sichs morgen ertragen dass der typ mit der adeligen nase mir immer wieder auf den arsch starrt im schnitzelparadies und heute wirds noch ein einziges mal so richtig
druff druff druff druff druff
paff ich ringe ausm mund und die augen des djs sind so hübsche diamant- klunker sind kinkerlitzchen wie in den sailor-moon comics so angeschwollene schwangere riesenpupillen zum reinkriechen und ich bin schon halb zu du
du bist besoffen jetzt wär emmentaler toll aber ich kann nicht
nicht mehr aufstehn oder aber wie war der name des typen der an seiner eigenen kotze erstickt dabei
nein spinntisier dich jetzt nicht hinein in solche spitzfindigkeiten: walz lieber bilder im
hirn weißt du noch der fotograph mit den drei sommersprossen auf der stark gewölbten  nase der bauchtanzte süßes arschgewackel und
wär ein bisschen fragile-fuck mit dem schon o.k. gewesen denkst du und die warfen weintrauben in die luft und die mit den fussohlen zermatschen auch: kaugeräusche
und jetzt stille und mörgenröte und rundherum eine wüste aus schuhen im landschaftsrundherum aus der froschperspektive schießt meine augenkamera nahaufnahmen klick klik und
halt ich weiß es wieder damals in warschau schuhe hinter glas schuhe von kindern der geschichtsprofessor knabbert an seiner schinkensemmel und dir labberts an den schläfen du bringst die lippen nimmer zusammen schuhe hinter glas schuhe im käfig ausgebleichte farben mir flahts den blick den flachbildschirm die erinnerung schmeckt nach kotze
hab ich auf den boden gespieben damals keine dreizehn das gaumenzääpfchen flatterte mir noch nach sagen wir drei stunden und hahaha äffts hinter meinen schulterblättern mehrfach und geloopt
ein käfig voller schuhe und daheim die lichter ausknipsen und die zähennägel bunt lakiert und
mit nena nougateis geschleckt gegen den frühlingswind und sie angeschrien mit dieser scheißangst/schuhangst/schluckangst ein käfig voller schuhe und sie würgt mir das gesicht zwischen ihren klitzekleinen rehkitz-fingern und sagt sie
dann leb du hier
fängt es an aber das leben das kriecht nicht einfach so aus allen ecken sag ich dir sag ich mir und du
schmeißt dir alles mögliche an bewustseinserweiterndem ein nur damit das schnitzelparadies sich nicht mehr so muffig anriecht ich mein nach schweiß/ urin/alkohol und
früher da hab ich manchmal so ein bisschen moment aus dem leben gezuzzelt aber
das ist schwierig und das ist leicht und wer hat das schon gelernt, sag ich sagst du
gute nacht

du.
ja.
kann nicht einschlafen jetzt.

du.

ja.

die ellbogen sind kantig.

warum nicht.

du.

ja.

mir zucken die bilder ins blickfeld.

mach die augen zu.

es klickt und glitzert unter den lidern.

du.

gute nacht jetzt.

daneben wartet ein bett. das riecht nach kokos und schweiß. weich, weißt.

kann mich nicht bewegen. ausm rücken stehn dippel.

das ist dein rückgrat.

mir drückt sich so einiges an speibe die speiseröhre hoch.

geh kotzen.
ich bin vor dem käfig gestanden und hab...

du hast fotographiert.
ich weiß nicht.

was heißt das.

der geschichtsprofessor hat den speichel im mund lang gezogen und der schinken ist zu fasern geworden unter seinem kaugebiss und kleine weißliche bröckchen zwischen den zähnen, speichelgeträngt.

nicht flauschig.

aber erinner dich doch: wir fliegen. wir leuchtn die nacht aus mit den fingerspitzen. wir spielen party time. drei tage wach.

ich weiß nicht.

du kannst jetzt nicht aufstehn.

es schunkelt.

na schnucklig.

gute nacht.

das drücken an den schläfen.

zieh die decke über den kopf.

ich komm nicht hoch jetzt.

was heißt das.

ich wanke.

ich weiß nicht.  

die schuhe. gebleichtes. ein haufen. schnürsenkel schlängeln sich ineinander. mir rüttelst am atem und so weiter.

bist betrunken.

ich weiß nicht.

was heißt das.

habn sich zuviele erinerrungsschichten drübergelagert. und jedes erinnern ist ein vergessen, sag ich und so weiter. fuck you.

schau wie die riesigen wolkenbäusche im orange glänzen sag ich. dann streif dir die strähnen ausm blick und schluck mal runter.

ich weiß nicht.

wie.
weiter.

wie.

 

Sophie Anna Reyer, geboren am 20.12.1984 in Wien.
2005 Erscheinung des Lyrikbands „geh dichte“ (EYE- Verlag).
Arbeit als Komponistin  („ichsplitter“  „ritschratsche“ „stopfleber“) 
Publikationen in der „kolik“, der „perspektive“, den „manuskripten“ sowie den „lichtungen“.
Literaturförderungspreis der Stadt Graz 2007. Erwerbung des Bakk. art.-Titels in Komposition 2007. Preis der Steiermärkischen Gebietskrankenkassa. Veröffentlichungen in einigen Anthologien: „schlossbergflash“ (leykam) sowie „glänzendes graz“ (kürbis).
2008 Publikation der Romane „vertrocknete vögel“ (leykam) sowie „baby blue eyes“ (ritter). Arbeit auch als Komponistin u.a. elektronischer Musikstücke sowie als Soundpoetin und Performerin (Projekt „faimme“ mit Gina Matiello.) Komposition einer Soundinstallation zur Performance „yearning creatures“ von Michaela Falkner im Forum Stadtpark 2008.
Preis der steiermärkischen Sparkassa 2008.
Seit 2008 Teilnahme am Lehrgang für szenisches Schreiben bei UniT. 

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