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LeseZeichen
Montag, 12. Januar 2009
Manuskripte. Zeitschrift für Literatur. Heft 182. Graz: 2008, 150 Seiten, 10,00 Euro Peter Handkes „Sätze im Aufwachen“ leiten die neue Ausgabe der „manuskripte“ ein – eine Aneinanderreihung von Äußerungen, die durch ihre – ob real oder nur vorgeblich chronologische Anordnung – den Eindruck tagebuchartiger Aufzeichnungen erwecken. An die Stelle von Ereignissen treten allerdings aus Kommunikationssituationen herausgebrochene Fragmente, deren Bedeutung für sich fraglich bleibt. Während sich Handke solcherart den Leser vom Leibe hält, leistet Hubert Burda mit seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Thomas-Mann-Preises an Handke einen lesenswerten biografischen und interpretatorischen Beitrag zu dessen Verständnis.
Um Sprache geht es auch im dritten Beitrag der aktuellen „manuskripte“: Anne Weber reflektiert ihren Platz zwischen dem Deutschen und dem Französischen. Konrad Kuoni schreibt, um ad acta zu legen, Almut Tina Schmidts Großmutter stirbt an nicht erwiderter Liebe, Wolfgang Welts fiktiver Autor  (im doppelten Wortsinn) ist der „Universaldilettant“ in anderer Schriftsteller Bücher, Rosa Pock begibt sich in Beziehungs-Neuland, Elfriede Jelinek reflektiert über eine Zeitungsmeldung, die den tragisch-absurden Tod einer Frau am Friedhof zum Inhalt hat. Der junge Grazer Autor Clemens Setz besticht mit einem zeitgemäßen Endzeit-Text. Martin Lechner liefert einen äußerst scharfsinnigen Beitrag zu einem nie erschöpfbaren Thema: Dem Verhältnis zwischen der Wirklichkeit und ihrer Wiedergabe mit den Mitteln der Sprache (und den Auswirkungen der Sprache auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit). Philipp Schönthaler sichtet seine Sätze, in Roland Steiners Romanauszug „Hydranten“ entsteht eine surreale  Parallelwelt.
Unter den lyrischen Beiträgen ragen die zum Teil wunderbar ironischen Texte Lidija Dimkovskas heraus, ungebrochen die wehmütige, erinnerungsbetonte Lyrik Friederike Mayröckers, etwas biedermeierlich die Beiträge Andrea Grills.
Und Günter Brus reflektiert in seinen Illustrationen, denen Textbruchstücke eingeschrieben sind, die Zusammenhänge von Sprach- und Bildbedeutung. Nicht umsonst trägt das von Brus gestaltete Titelbild die Subline „LeseZeichen“.
cs
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