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„Wir wollen dem Publikum eine Attitude mit auf den Weg geben“
Dienstag, 9. Dezember 2008
Das elevate Festival 2008 sorgte auch in diesem Jahr für Vorträge, Diskussionen, Workshops, Installationen und Performances im und um den Grazer Schlossberg. Mehr als 6000 BesucherInnen schärften ihr Bewusstsein für die essenzielle Wichtigkeit der Commons und  bewiesen, dass diskutieren, tanzen und kommunizieren tadellos zueinander passen.

Gregor I. Stuhlpfarrer sprach mit dem Kernteam der elevate Veranstalter rund um Daniel Erlacher über das Grundkonzept des Festivals, die Highlights des diesjährigen Programms sowie die Planungen für das elevate 2009.   

Auch in diesem Jahr bot das elevate-Festival wieder ein äußerst umfangreiches Programm. Was auffällt, sind die beiden Schienen der Veranstaltung: politische Diskussionen, Workshops und Performances auf der einen und Musik und Jugendkultur auf der anderen Seite. Wie ist euch die Verschmelzung dieser beiden Pole 2008 gelungen?
Daniel Erlacher: Es ist ein Versuch, ein Experiment, das heuer beim elevate 2008 so erfolgreich war wie, nie zuvor. Natürlich kommt das junge Publikum noch immer häufiger am Abend, aber es gab dieses Jahr auch Veranstaltungen der Diskurs-Schiene, bei dem junges Publikum tags­über sehr zahlreich erschienen ist – zum Beispiel das ORF-Dialogforum. Umgekehrt gab es auch sehr viele ReferentInnen, die sich auch das Musikprogramm am Abend angeschaut haben. Darüber hinaus gibt es unser Booklet, das mehr als 70 Seiten hat und zur Hälfte mit politischen Inhalten gefüllt ist – auch auf diese Weise erreichen wir junge Menschen. Grundsätzlich wollen wir den BesucherInnen bestimmte Links, eine bestimmte attitude mit auf den Weg geben.
Bernhard Steirer: Wir hatten dieses Jahr auch eine Veranstaltung, an der ein Musiker teilgenommen hat, der im Anschluss dann seine Platten aufgelegt hat. In diesem Fall ist die Verschränkung zwischen Diskurs und Musik sehr gut gelungen.  

Welche Höhepunkte – sowohl auf der musikalischen als auch auf der diskursiven Ebene – würdet ihr im Nachhinein herausstreichen?
Roland Oreski: Die Eröffnung war ein Höhepunkt, wir konnten sehr viele Menschen mobilisieren und hatten mitunter Probleme mit der Kapazität.
Bernhard Steirer: Dieses Jahr sind sehr viele Menschen aufgrund der Eröffnungsrede von Percy Schmeiser gekommen, sie wollten einfach seine Eröffnungsrede hören und sind dann noch bei den musikalischen Acts geblieben.
Daniel Erlacher: Ich möchte auch zu bedenken geben, dass wir es dieses Jahr geschafft haben, an Tagen unter der Woche um 14 Uhr 30 bis 40 Personen ins Stadtmuseum zu locken. Das zeigt ganz gut, welches große Interesse wir wecken konnten. Insgesamt hatten wir an vier Tagen rund 6000 BesucherInnen, das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses gesteigerte Interesse führen wir aber nicht auf die Musikveranstaltungen, sondern auf die Veranstaltungen mit einem politischen Hintergrund, die vorwiegend tagsüber abgehalten wurden, zurück. Die Musikveranstaltungen sind auch schon letztes Jahr sehr gut besucht worden.

Das elevate wächst von Jahr zu Jahr, somit auch Strukturen rund um das Festival. Ist ein reibungsloser Ablauf auf allen Ebenen bereits sichergestellt oder erwartet man sich von Seiten der VeranstalterInnen eine stärkere Unterstützung der öffentlichen Hand?
Daniel Erlacher: Wir sind zwar jetzt in der Situation, dass uns die Stadt Graz einen dreijährigen Fördervertrag ab 2009 anbietet – wenngleich die zugesagte Summe nicht unseren Erwartungen entspricht. Leider gibt es für uns keine Planungssicherheit, obgleich es in die richtige Richtung geht. Es ist bis heute ein monatelanger Kampf um die Zusage von Fördermitteln. Längerfristig kann das Festival so, wie es heute funktioniert, nicht überleben; wenn das Land Steiermark und die Stadt Graz also möchten, dass wir weiterhin die gewohnte Qualität liefern, dann muss uns auch mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.   
Roland Oreski: Wir verfügen mittlerweile über ein gutes Team, das schon ein wenig Erfahrung gesammelt hat, und wir möchten dieses Team natürlich halten oder vielleicht sogar verstärken, damit wir das Festival noch besser machen können.    

Thematisch widmete sich das elevate 2008 den Commons. Gibt es bereits Überlegungen für den inhaltlichen Schwerpunkt im nächsten Jahr?
Daniel Erlacher: Wir befinden uns gerade in der Themenfindung für die Thematik des elevate 2009. Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass uns der Bereich der Commons weiterhin beschäftigen wird. Wir denken auch darüber nach, bei jedem Festival zurückzuschauen, um beurteilen zu können, wie sich die Diskurse entwickelt haben – ein spezieller Themenabend, der sich dem letzten Festival-Inhalt widmet, wäre eine Möglichkeit. Zurzeit diskutieren wir im großen Kreis darüber, wie das nächstjährige Programm aussehen könnte; es gibt zwar Schlagwörter, aber nichts Spruchreifes.

Welche persönlichen Erfahrungen nehmt ihr als Veranstalter vom diesjährigen elevate mit ins nächste Jahr?
Daniel Erlacher: Das Schöne sind vor allem die Feedbacks, die wir von den Referenten bekommen; oft wird uns mit auf den Weg gegeben, dass das Festival etwas Besonderes, Unvergleichliches ist. Diese Komplimente zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Roland Oreski: Mittlerweile haben wir Stammgäste aus dem benachbarten Ausland und aus ganz Österreich, die alle Jahre wieder kommen. In diesem Jahr war es wunderbar, Musiker zu sehen, die gerade auf Tour sind und in Graz beim elevate beispielsweise Percy Schmeiser bei seiner Eröffnungsrede sahen. Die waren ganz baff, weil sie eine derartige Veranstaltung mit dieser Verschränkung zwischen Politik und Musik bis dahin nicht gekannt haben.

 

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