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50 Jahre Naturschutzbund – vom Wert der Natur
Dienstag, 11. November 2008
Ein verstärktes Umweltbewusstsein scheint heute angesichts des Klimawandels wieder en vogue zu sein: Spritsparende Autos sind wahre Verkaufsschlager und wärmegedämmte Häuser in aller Munde. Doch diese hochglanzwirksamen Fortschritte in der Technik verdecken eine dramatische Entwicklung, warnt der Naturschutzbund Steiermark, der dieser Tage sein 50-jähriges Bestehen feierte: Der Naturverbrauch war noch nie so groß wie heute. Jeden Tag werden in der Steiermark rund 1,5 Hektar versiegelt, das heist tagtäglich verschwinden  unter Wohnhäusern, Bürogebäuden und Ortsumfahrungen 15.000 Quadratmeter – unwiederbringlich!

Natur nicht allein an materiellen Werten messen. Seit einem halben Jahrhundert engagiert sich der Naturschutzbund Steiermark als Anwalt der Natur für den Erhalt der Artenvielfalt und die Sicherung wertvoller Lebensräume. Aus Anlass des runden Jubiläums der Landesgruppe – der österreichweite Naturschutzbund war bereits 1913 gegründet worden – wurden im Grazer Rathaus am 17. Oktober eine Festsitzung und ein Symposion zum Thema „Was ist uns die Natur in Zukunft wert?“ abgehalten.
Mit dieser Expertentagung wollte der Naturschutzbund das Bewusstsein dafür schärfen, dass „wir Menschen immer mehr Natur verbrauchen, es ohne Natur aber keine Zukunft geben kann, ist sie doch Basis alles Lebens auf Erden“, wie Naturschutzbund-Obmann Prof. Dr. Johannes Gepp einleitend hervorhob. Neben Gepp referierten Univ.-Prof. Dr. Anton Moser, Ex-Vizekanzler DI Josef Riegler, die steirische Umweltanwältin MMag.a Ute Pöllinger sowie Dr. Peter Ebner, Naturschutzreferent der Naturfreunde, über Bedrohungen der Naturräume, die damit verbundenen Probleme sowie Lösungsmöglichkeiten, um die Natur in ihrer Vielfalt zu erhalten. Dabei wies insbesondere Moser darauf hin, dass Naturschutz mehr als die Erhaltung von Lebensräumen ist, dass nämlich das Erleben von Natur auch eine unabdingbare Grundlage für das Erleben der spirituellen Dimension des Menschen ist.

Politik muss der Profitgier Rahmen setzen.
In der abschließenden Diskussionsrunde nahmen sowohl Landespolitiker als auch die Vertreter verschiedener Organisationen Stellung zu den Anliegen des Naturschutzbundes, versteht sich dieser doch als das Ökogewissen der Steiermark, das sich vor allem bei Umweltverträglichkeitsprüfungen kritischer Großprojekte für die Sicherung des Allgemeingutes „Natur“ einsetzt. Kontrovers wurde in diesem Kontext die Rolle der Landwirtschaft gesehen: Während LAbg. Erwin Gruber (ÖVP) die landschaftspflegerische Rolle der Bauern sowie den Schutz der Eigentumsrechte in den Vordergrund stellte, warnte LAbg. Wolfgang Böhmer (SPÖ) vor den Auswirkungen der Mais-Monokulturwüsten. Ebenso forderte LAbg. Ing.in Renate Pacher (KPÖ) eine „vernünftige Nutzung der Naturressourcen, die nicht durch Profitgier getrieben rücksichtslos agiert“. Dass hier eine aktivere Rolle der Politik gefordert ist, mahnte LAbg. Lambert Schönleitner (Grüne) ein: „Eine ebenso schnelle Reaktion wie auf die aktuelle Finanzkrise würde man sich auch bei der akuten Gefährdung von Naturräumen wünschen.“

Josef Schiffer
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