Die beim Einfamilienhaus anerkannte Passivhausbauweise stößt in neue Dimensionen vor: Am 20. November erfolgte in der Moserhofgasse der Spatenstich für ein sechsstöckiges Passivhausprojekt mit einem Finanzierungsvolumen von rund 3,5 Millionen Euro.
Der steirische Wohnbauträger GWS errichtet an diesem Standort in Kooperation mit dem Österreichischen Austauschdienst (ÖAD) ein Studentenheim, das allen Standards nachhaltiger Gebäude- und Energietechnik entsprechen wird. Bis September 2010 soll das für 87 Studierende konzipierte Wohnobjekt seinen Vollbetrieb aufnehmen.
Für Studenten ideale Infrastruktur. Das Baugrundstück des zukünftigen Studentenheims liegt in Gehdistanz zur Technischen Universität Inffeldgründe in der Moserhofgasse am Rande eines Grünareals, an dem auch ein Radweg unmittelbar vorbeiführt. Direkt vor der Haustür finden sich eine ausgezeichnete Anbindung an den öffentlichen Verkehr (Linie 6) sowie eine hinreichende Infrastruktur in Form von Geschäften und Lokalen, betont der Bauherr, ÖAD-Geschäftsführer Günther Jedliczka. In erster Linie soll diese Einrichtung von ausländischen Studierende, die sich etwa im Rahmen des ERASMUS-Programmes für ein oder zwei Semester in Graz aufhalten, und Gastprofessoren genützt werden. Mit diesem Pionierprojekt will die GWS bewusst ein Zeichen für den „Baustandard der Zukunft“ setzen, erklärt GWS-Direktor Johannes Geiger, denn schließlich handelt es sich um das erste mehrgeschoßige Passivenergiehaus in Graz. Als Architekt firmiert DI Erwin Kaltenegger aus Passail, der aus dem Auswahlverfahren siegreich hervorgegangen ist und auf eine Reihe von beeindruckenden Referenzen auf dem Gebiet des energieeffizienten Bauens verweisen kann.
Natürliche Raumklimatisierung. Der kompakte Massivbau zeichnet sich durch ein markantes offenes Atrium aus – ein darüberliegendes Glasdach gewährt eine natürliche Lichtzufuhr bis in die untersten Geschoße. Laut Passivhausbaustandards wird bei diesem Gebäude auf eine konventionelle Heizung verzichtet; stattdessen soll ein Wärmetauscher, der die Abwärme aus der Lüftung nützt, für ein wohltemperiertes Raumklima sorgen. Mit einem Heizwärmebedarf von 12,3 kWH/m2a liegt man weit unter den Normwerten für Passivhäuser, insgesamt werden 970 von 1000 möglichen Punkten des idealen klimaaktiv-Passivhauses erreicht. Solarthermische Elemente werden den Löwenanteil der Warmwasseraufbereitung tragen, etwaigen zusätzlichen Wärmebedarf während der Wintermonate soll Fernwärme abdecken. Als besonderer Glanzpunkt wird eine Photovoltaikanlage (Leistung 9.000 kWh/a) auf dem Dach des Fahrradabstellplatzes einen Beitrag zum Strombedarf leisten.
Verstärkte Förderungen für Passivhäuser. Von Seiten der Politik nahmen neben den Betreibern und Planern u.a. Wohnbaulandesrat Hans Seitinger und der Grazer Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl am Spatenstich für das zukunftsweisende Objekt teil. Landesrat Seitinger, dessen Ressort einen Förderungskredit von 2,6 Millionen Euro für das Passivhaus zur Verfügung gestellt hat, sagt für die Zukunft eine stärkere Einbeziehung der „gesamten Lebenskosten eines Hauses“ für die Wohnbauförderung voraus, die, so hofft man, einen regelrechten Boom beim Errichten nachhaltiger Wohngebäude zur Folge haben könnte. Josef Schiffer
Links: Arch. DI Erwin Kaltenegger: www.dike.at GWS-Wohnbaugesellschaft: www.gws-wohnen.at
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