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ISIS – neue Karrierechancen für sehbehinderte Menschen
Montag, 10. November 2008
Die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung zählt zu den wichtigsten sozialen Anliegen unserer Zeit, obwohl – oder gerade weil – sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt zurzeit als besondere Herausforderung darstellt. Arbeit spielt schließlich im Leben aller Menschen eine zentrale Rolle für das eigene Selbstverständnis, die weit über den bloßen Broterwerb hinausreicht. Einen weiteren beachtlichen Schritt in die Richtung von mehr Teilhabe am Arbeitsleben bedeutet die Plattform ISIS, die gemeinsam vom bfi und dem Bundessozialamt Steiermark (BASB) entwickelt und realisiert wurde.

Vollwertige Berufsausbildung für Sehbehinderte. „Die Statistik spricht eine klare Sprache: Menschen mit Behinderungen zählen zu den benachteiligten Gruppen auf dem Arbeitsmarkt“, konstatiert die Leiterin des Bundessozialamtes, Landesstelle Steiermark, HR Dr.in Margareta Steiner bei der Pressekonferenz anlässlich der Vorstellung des Projekts ISIS am bfi Steiermark. Auch den jüngsten Statistiken zufolge sind Menschen mit Behinderung innerhalb der Gruppe der Arbeitslosen in der Steiermark überrepräsentiert.
Mit dem Projekt „ISIS – Information-Service-Integration-Schulung“ betreibt das bfi als zentrales Ausbildungselement ein Call-Center mit blinden und sehbehinderten MitarbeiterInnen. „Im Rahmen ihrer vollwertigen Arbeitspraxis – sie erfüllen alle geforderten Aufgaben im Rahmen des bfi-eigenen TeleTrading House – erhalten die angehenden Call-Center-Agents in einem dualen Ausbildungsmodell die notwendigen Qualifikationen für den ersten Arbeitsmarkt“, erläutert Claudia Hack, die von Seiten des bfi für ISIS zuständige Projektkoordinatorin.

Informationstechnologien als Schlüssel zum Erfolg.
Gerade die Ausbildung in zukunftsträchtigen, an aktuelle Technologietrends anknüpfenden Berufsbildern eröffnet neue Aussichten für die Arbeitssuchenden. „Wir befinden uns im IT-Zeitalter mit ständig neuen Technologien und einem globalen Markt. Erst die Zugänglichkeit zu diesen Technologien und deren Nutzung bedeutet für Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe an der Arbeitswelt wie auch an der Gesellschaft“, erläutert Steiner.
„Mit der Anstellung von überwiegend sehbehinderten und blinden Frauen bei ISIS wirkt das bfi zudem der besonderen Benachteiligung von Frauen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt entgegen“, ergänzt ISIS-Projektleiterin Michaela Meier. Derzeit erhalten im TeleTrading House acht Personen ihre Ausbildung, 23 weitere haben in den vergangenen Jahren die Ausbildung mit dem Ziel der Inklusion in den ersten Arbeitsmarkt erfolgreich abgeschlossen. In rund einem Drittel der Fälle konnte diese erfolgreich bewerkstelligt werden.

Orientierungs- und Mobilitäts-Design.
Um Sehbehinderten den Weg in die Augenklinik zu vereinfachen und leichter zu gestalten, hat das bfi Steiermark mit dem Projekt ISIS taktile Leitpläne und Braille-Beschriftungen für die gesamte Augenklinik Graz entwickelt, die in den Aufzügen des Eingangszentrums, auf der Universitäts-Augenklinik und der Schielambulanz eingesetzt werden. Das europaweit einzigartige Pilotprojekt „Taktile Leitpläne und Braille-Beschriftung für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen“ startete im Juli 2008 in die Testphase und wird von ausgewählten Personen mit Sehbehinderungen verifiziert. In der Folge soll das System auf dem gesamten Klinikgelände und bei allen Gebäuden eingesetzt werden.

Josef Schiffer
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