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Graz im Strahlenkranz |
Montag, 10. November 2008 | |
Wolfgang Pollanz (Hrsg): Glänzendes Graz. Wies: Kulturinitiative Kürbis 2008, 92 Seiten.
Im Rahmen der Aktivitäten um das Kulturhauptstadtjahr 2003 ist mit „Graz von außen“ ein Landeshauptstadt-Belobhudelungsbuch erschienen, das in den Augen des Schreibers dieser Zeilen dringend einer Korrektur oder zumindest einer Ergänzung bedurft hätte. Nun, jetzt liegt sie vor: Die Wieser Kulturinitiative Kürbis hat mit „Glänzendes Graz“ ein intelligentes kleines Graz-Dekonstruktions-Büchlein herausgegeben, dessen Lektüre mächtig Spaß macht. Genial der einleitende Beitrag von Lilly Jäckl, der dem Band seinen Namen gibt und stakkatoartig die Tugenden der „pulsierende[n] multikulturellen Hochburg der intellektuellen Elite Europas“ aufzählt – wie etwa: „Dabei sind die Grazer absolut antirassistisch eingestellt, hier wird nicht nach der Hautfarbe gefragt. Man sieht sie ja.“ Georg Petz liest aus dem Dreck auf seiner Loggia die Zeit „und die Stadt, an der sie schreibt“; Sarah Foetschl imaginiert Graz als „gay town“, bei Thomas Talger mutiert ein zeitgeistiger Kunsthaus-Event zu einem Horrortrip, Alexander Micheuz lässt seinen Helden Agnus Apel in den Untergrund der Stadt abtauchen, Andrea Stift hat Freierstatements über in Graz tätige Prostituierte aus einschlägigen Webforen zu einem Text kompiliert, Sophie Reyer lässt in ihrem Beitrag die BettlerInnen von Graz auftreten, Christian Teissl steuert fünf fantastische Noveletten bei und Andreas Unterweger mokiert sich über das Kulturbewusstsein der GrazerInnen, die in einem schwarzen Bösendorfer allerhöchstens das Klavier von Udo Jürgens erkennen können. cs
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