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My Fair Lady in Graz: witzig und stimmgewaltig
Montag, 10. November 2008
Der Kaiser Josef Platz, der Platz vor der Grazer Oper, ist sicher einer der schönsten, belebtesten und attraktivsten Plätze in Graz. Mit dem Covent Garden in London kann er sich dennoch nicht messen. Eine gute Idee von Michael Schilhan ist es allemal, den Covent Garden für das Musical „My Fair Lady“ nach Graz zu holen. Doch als das Blumenmädchen Eliza Doolittle (Renée Schüttengruber) statt im Cockney English im (west)steirischen Dialekt zu sprechen und zu schimpfen beginnt, fühlt sich das an wie ein Kulturschock. Für kurze Zeit ist es mucksmäuschenstill, dann schauen sich viele BesucherInnen um, um zu erfahren, wie die anderen, bis sich der Großteil des Publikums mit den „(west)steirischen Doolittles“ angefreundet hat.   

Der britische Schriftsteller George Bernard Shaw verarbeitete die Legende vom Bildhauer, der sich in seine eigene Schöpfung, eine in Marmor gemeißelte Statue, verliebt, in der Komödie „Pygmalion“. In Amerika erfuhr diese Geschichte unter dem Titel „My Fair Lady“ musikalische Broadwayweihen. Shaw hatte sich hartnäckig geweigert, sein Stück freizugeben. Das Team Frederick Loewe und Alan Jay Lerner aber war von seinem Plan dermaßen überzeugt und landete nach Shaws Tod einen der größten Musical-Erfolge aller Zeiten. Allein in der ersten Aufführungsserie 1958 erlebte die Show in New York sagenhafte 2717 Vorstellungen.

Die Premiere der Schilhan-Inszenierung des Musicals „My Fair Lady“ am 11. Oktober in der Grazer Oper war ausverkauft. Volles Haus also. Und ein volles Haus klatschte nach einer kurzen Zeitspanne der Skepsis im Takt mit, als Alfred P. Doolittle (Gerhard Ernst) „Wenn’st a Maßl hast…“ zum Besten gab. Eigentlich war er der heimliche Star des Abends. Rundum authentisch, textsicher und stimmgewaltig wurde er seiner Rolle als Vater von Eliza Doolittle mehr als gerecht. Mehr als gerecht wurden ihren Rollen auch Fran Luban als Mrs. Pearce und Uschi Plautz als Mrs. Higgins. Stimmlich überzeugend mangelte es den Hauptdarstellern Renée Schüttengruber als Eliza Doolittle, Kurt Schreibmayer als Henry Higgins und Gerhard Balluch als Oberst Pickering aber an Reiz und Charme.

Ein treffendes und mitunter sehr gagreiches Bühnenbild, stilsichere Kostüme, Situationskomik und erfrischende Tanzeinlagen des Herrenballetts der Grazer Oper unter der Choreografie von Allen Yu machen die Langatmigkeit des zweiten Aktes wett.
Doris Wilfinger

Nächste Vorstellungen: 12.11., 21.11., 23.11. (15.00 Uhr), 27.11., 6.12, 21.12. (18.00 Uhr) in der Grazer Oper
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