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„Fragen nach Formen sind keine Formfragen“ – 20 Jahre Rhizom |
Montag, 10. November 2008 | |
Als „organisiert in einer nicht hierarchischen Struktur“ beschreibt sich das Grazer KünstlerInnenkollektiv RHIZOM, das nun seit 20 Jahren „den infrastrukturellen Hintergrund für individuelle und kollektive künstlerische Entscheidungsautonomie“ bietet.
Ganz im Sinn der poststrukturalistischen Interpretation des Rhizoms (Wurzelstock) nach Deleuze und Guattari, das „die verschiedensten Formen annehmen (kann), von der Verästelung und Ausbreitung nach allen Richtungen an der Oberfläche bis zur Verdichtung in Knollen und Knötchen“, legt der Verein seit 1988 seine Schwerpunkte auf den internationalen Austausch im Rahmen von Kulturprojekten. Gleichzeitig widmet man sich Themen, in denen lokale Situationen zum Anlass für künstlerische und theoretische Auseinandersetzung herangezogen werden, wie beispielsweise Fragen der Stadtentwicklung im Bezirk Jakomini während der letzten Jahre. Gegründet von Ursula Strauß, Christian Bachler und Leo Kreisel, wuchs das RHIZOM mit der Zeit weiter um die KünstlerInnen Angelika Thon, Heinz J. Schubert und Mirko Maric. Neben dem Fokus auf Kooperation können die Arbeiten des Kollektivs als grundsätzlich interdisziplinär beschrieben werden, nachdem der aktuelle „Inhalt letztlich das Medium bestimmt“. So organisierte RHIZOM schon 1989 eine Wandmalgruppe der Meisterschule HTL Ortweinplatz, mit der im Rahmen des Projektes murales die Gemälde des nicaraguanischen Künstlers Leonel Cerrato Jirón an der Fassade des Augartenkinos umgesetzt werden konnten. Zurzeit ist RHIZOM in Verhandlungen um deren Erhaltung involviert, nachdem eine Investorengruppe dieses von den Grazer Kinderfreunden erworbene Areal für einen neuen Büro- und Geschäftskomplex nutzen will. Virtuelle Stadt. Immer wieder thematisiert wurde die Grazer Jakoministraße in der den Stadtraum betreffenden, kritischen Situation zunehmender Auflösung kleiner Geschäftslokale. Seit 2001 betrieb man hier das durchwegs mit künstlerischen Interventionen bedachte Hotel-Rhizom unter anderem mit der dramatisierten, multiartistischen Echtzeitgeschichte Jackson Real Roadmovie. Aus dem 2007 initiierten Projekt videoheadball – in einen Fußball wurde eine Kamera eingebaut – ging ein auf etlichen Festivals gezeigtes Video hervor, das in immer wieder neuen Konstellationen um musikalische Kompositionen ergänzt wird. Zum Jubiläum am 25. Oktober auf dem Jakominiplatz gab „die von RHIZOM geschätzte Band BulBul“ aus Linz unter anderem eine strukturelle Komposition im Stadtraum, die auf der im Vorjahr erstellten Soundrecherche Jakominiplatz basierte. Der ehemalige Klang der Stadt, ergänzt um BulBuls Interpretation, wurde zeitversetzt in denselben Raum eingespielt – ein akustisches Erinnerungswerk. Aktuell baut RHIZOM im Projekt Ciudad Real (en obra) – Real City (under construction) an einer virtuellen Stadt, die von wirklich existierenden Straßen aus erschlossen wird. Von der Jakoministraße aus in Richtung Süden und dann in die Calle Moneda nebst dem Zocalo in Mexico City, weiter in die Buffalo Road nach Little India … Bevorsteht eine Zusammenarbeit mit dem Kärntner Verein Unicum im Frühjahr, der in der Kärntner Kulturlandschaft durchaus mit jenem gallischen Dorf verglichen werden kann: Ganz Kärnten? Nein! Ein von unbeugsamen KünstlerInnen getragenes Unicum … Ad multos! Mehr und fast alles über Rhizom erfahren Sie unter http://rhizom.mur.at Wenzel Mraček
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