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Energiekosten: Führt der Peak Oil zu einem Bewusstseinswandel?
Mittwoch, 8. Oktober 2008
Nach fast einem Jahr nachwahlbedingter Kreativ-Pause wurden die „Grazer Energiegespräche“ in diesem Herbst erfolgreich wiederbelebt. Die grüne Vizebürgermeisterin Lisa Rücker knüpft damit an die Initiative ihres Vorgängers im Umweltressort an, um die hohe Bedeutung dieses Themas für die kommunale Politik zu unterstreichen.

Seit Jänner 2007, als die letzte Veranstaltung dieser Reihe über die Bühne ging, hat sich einiges verändert: Neue weltweite Konfliktszenarien ließen die Energiekosten dramatisch weiter steigen und diese scheinen zurzeit nur eine Verschnaufpause einzulegen. Unter dem Titel „Energiekosten – Quo vadis?“ beschäftigten sich unter diesem Gesichtspunkt am 1. Oktober die ExpertInnen bei den von der Grazer Energieagentur organisierten „Grazer Energiegesprächen“ mit der brennenden Frage nach der zukünftigen Entwicklung der Energieversorgung.

Das Ende des Erdöls ist absehbar. Mit einem spannenden Referat zum Thema Peak Oil eröffnete Mag. Michael Cerveny von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik ÖGUT den Abend. „Nicht die oft beschworene Spekulation ist das eigentliche Problem“, betont Cerveny, „sondern die Tatsache, dass die Ölförderung seit drei bis vier Jahren stagniert. Dadurch entstand ein Preisdruck nach oben.“ Die Ursachen für das mangelnde Angebot sind vielfältig, aber im Hintergrund steht der inzwischen unbezweifelbare Fakt, dass die meisten Ölfelder der Welt ihre Blütezeit überschritten haben. „Seit den achtziger Jahren sind auch keine wirklich großen Funde mehr zu verzeichnen, während der Verbrauch jährlich um etwa 1,5%, dem Doppelten des österreichischen Bedarfes, steigt“, ergänzt Cerveny. Mit Ölpreisen jenseits der 200-Dollar-Marke müsse daher bereits in den kommenden Jahren gerechnet werden, denn auch Biosprit oder Erdgas können die sich weitende Angebotslücke nicht abdecken.

Strompreise werden nachziehen.
Ein ähnliches Szenario zeichnete Mag. Gunda Kirchner von der Österreichischen Energieagentur für die elektrischen Energie. „In den nächsten zwanzig Jahren ist mit einer Steigerung des Energieverbrauchs um rund 30% zu rechnen“, erklärt Kirchner, „weltweit könnten es sogar weit mehr als 50% sein.“ Angesichts der CO2-Problematik habe eine Eindämmung des Verbrauchs höchste Priorität, denn auch beim Strom könnten emissionsfreie Ressourcen die fossil betriebenen Kraftwerke auch mittelfristig nur zum Teil ersetzen.
Mag. Dr. Gert Heigl, Geschäftsführer der Energie Graz, zeigte in seinem Referat die noch weitgehend verborgene Brisanz in den aktuellen Strompreisen auf: „Während die Erzeugungskosten für Strom in den vergangenen Jahren parallel zu den Öl- und Gaspreisen auf rund das Dreifache gestiegen sind, haben wir beim Strompreis erst einen geringen Teil, etwa 11%, davon an den Konsumenten weitergegeben.“ Das war nur durch die Senkung der Netzkosten möglich, betont Heigl, „dafür besteht ein immer geringerer Spielraum, daher wird bis 2011 der Strompreis um weitere 11% steigen.“

Energiesparen und Sanieren. Angesichts dieser Szenarien kann gar nicht früh genug gehandelt werden, auch ein staatlich gefördertes Einbremsen der Teuerung würde nur den erforderlichen Bewusstseinswandel künstlich hinauszögern, brachte der Landesenergiebeauftragte DI Wolfgang Jilek ein. Mag. Christian Krainer, Geschäftsführer der ÖWG, sieht im Sanieren der alten Wohnhäuser einen wichtigen Beitrag, „bei manchen Objekten wäre es besser, man würde sie gleich wegschieben“. Die Steiermark sei, so Mag. Ewald Verhounig von der Wirtschaftskammer, ein energieintensiver Wirtschaftsstandort, daher sei der zügige Ausbau der erneuerbaren Energien vorrangig. Von Seiten der Arbeiterkammer wies DI Johann Pressl, Experte für Energie und Sicherheitstechnik, darauf hin, dass man dem Verbraucher durch Tarifmodelle und neue Zählertechnologien die Möglichkeit geben müsse, sein Verhalten gezielt in Richtung mehr Effizienz im Umgang mit dem Strom zu ändern: „Der Verbraucher muss mitkriegen, was er verbraucht – das ist oft nicht der Fall.“
In der abschließenden Diskussion machte sich VizebürgermeisterinLisa Rücker für eine aktivere kommunale Energiepolitik stark, dazu gehöre auch eine Verkehrspolitik, die den Öffentlichen Verkehr fördere anstatt auf emissionsärmere Motoren zu setzen: „Der öffentliche Raum ist für die Erhaltung der Lebensqualität im urbanen Umfeld zu knapp und zu wertvoll, um ihn den Anforderungen des Pkw-Verkehrs zu opfern.“


Josef Schiffer

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