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Irdische Probleme mit den Augen von „spacigen“ Werkzeugen sehen |
Mittwoch, 8. Oktober 2008 | |
Die technischen Fortschritte auf dem Gebiet der Weltraumtechnik ermöglichen immer vielfältigere Einsatzbereiche für Satelliten in der Umlaufbahn unseres Planeten. Einmal jährlich wird Graz zum Mekka der wissenschaftlichen Erdbeobachtung, wenn hier unter den Auguren der UN die Elite der Weltraumforscher die neuesten Erkenntnisse zu diesem Themenfeld diskutiert.
Auf der diesjährigen Tagung „Weltraumtechnik zur Beobachtung der Atmosphäre und der Landnutzung“ ging es einmal mehr um „spacige“ Anwendungen und Lösungen zur Betrachtung der Erdoberfläche bzw. ihrer Strukturen für eine nachhaltige Entwicklung. Unter der der steirischen Forschungsgesellschaft Joanneum Research fand das Symposium damit bereits zum 15. Mal in der Akademie der Wissenschaften statt. Innovative Lösungen für Erdbeobachtung. Das jährlich stattfindende Symposium, das 1994 auf Initiative von Univ.-Prof. Dr. Willibald Riedler nach Graz geholt wurde, entstand im Rahmen des Programms der Vereinten Nationen für Raumfahrtanwendungen vom Büro für Weltraumfragen (UNOOSA) in Zusammenarbeit mit der österreichischen Bundesregierung und der europäischen Weltraumorganisation ESA. Über 50 hochrangige ForscherInnen aus 32 Staaten trafen sich von 9. bis 12. September am Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, um über neue Methoden und aktuelle Ergebnisse der Erdbeobachtung aus dem All zu diskutieren. Es ist damit das sechste in einer Reihe von Symposien, die sich speziell mit der Rolle der Weltraumtechnologie und deren Anwendungen für die Untersuchung von Atmosphäre und Vegetation beschäftigen. Diese Projekte sollen dazu beitragen, den Umsetzungsplan des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung, der im Jahr 2002 im südafrikanischen Johannesburg beschlossen wurde, durchzuführen. Die Veranstaltung wird vom BM für europäische und internationale Angelegenheiten, vom BM für Verkehr, Innovation und Technologie, dem Land Steiermark und der Stadt Graz unterstützt. Zahlreiche österreichische Weltraum-Projekte. Die Weltraumaktivitäten Österreichs wurden in diesem Umfeld in den vergangenen Jahren entscheidend intensiviert, betont Staatssekretärin Christa Kranzl vom BMVIT. Basierend auf den Pfeilern der europäischen Programme von ESA und EU sowie dem nationalen Förderprogramm ASAP entwickeln heimische Unternehmen technologische Innovationen und Instrumente für die Raumfahrt. „Mit jährlich rund 45 Mio. Euro fördert das BMVIT die österreichische Raumfahrtindustrie sowie Wissenschaft und Forschung“, bilanziert Kranzl, „insgesamt 60 Projekteinreichungen für die aktuelle Förderschiene des ASAP zeugen von dem ungeheuren Interesse in der Wirtschaft.“ Neben der Kooperation mit der UNOOSA bildet die 2006 beschlossene Initiative UNSPIDER einen Meilenstein: Dabei handelt es sich um einen One-stop-shop für alle bestehenden Akteure und Initiativen auf dem Gebiet des Katastrophenmanagements. Mit dessen Hilfe soll vor allem Entwicklungsländern der Zugang zu satellitengestützten Informationen erleichtert werden, um in Krisenfällen in den betroffenen Regionen schneller Hilfe leisten zu können. Luftqualität, Ozonschicht und Klimawandel. Mit Hilfe von Weltraumtechnologien können heute äußerst zuverlässige und präzise Daten zu Fragen der Luftqualität, des Klimawandels, extremer Wettersituationen und zu Problemen des Ozonabbaus sowie der UV-Strahlung gewonnen werden. Diese werden für die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel, die landwirtschaftliche Produktion, Bodennutzung und ländliche Entwicklung sowie für die Bekämpfung von Dürren und der Wüstenbildung genutzt. Die mit Hilfe der Satellitenbeobachtung gewonnenen Auswertungen bilden damit immer öfter die entscheidende Grundlage zur Politikgestaltung und Entscheidungsfindung. Die Hauptvorträge wurden von Vertretern des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, der Nationalen Akademie der Wissenschaften des ukrainischen Wissenschaftlichen Zentrums für Luft- und Raumfahrtforschung (CASRE), des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), der NASA, dem Geologischen Dienst der USA (USGS), der Globalen Überwachung für Umwelt und Sicherheit (GMES) sowie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehalten. Als zusätzliches Angebot stand beim Grazer Symposium auch ein praktisches interaktives Trainingsseminar der NASA mit konkreten Anwendungsbeispielen für die Analyse von Satellitendaten aus der Atmosphärenbeobachtung auf dem Programm. Schutzkonventionen für Alpen und Kaparten. Ein gutes Beispiel für die Anwendung von Satellitendaten bildet deren Nutzung für die Erforschung und den Schutz der sensiblen Bergregionen Europas, wie der Alpen oder der Kaparten, die vom Klimawandel und die Übernutzung durch menschliche Aktivitäten besonders stark betroffen sind. Im Rahmen der UNEP in Wien beschäftigen sich Dr. Harald Egerer und Dr. Pier Carlo Sandei mit den rechtlichen und institutionellen Voraussetzungen für die Kooperation zum Schutz dieser Bergregionen. Egerer, der das Interims-Sekretariat für die Kaparten-Konvention leitet, sieht in Bezug auf die in den osteuropäischen Ländern gelegenen Gebirgslandschaften der Kaparten einen dringenden Handlungsbedarf: „Nach den Jahrzehnten des Kommunismus befinden sich die Umweltstrukturen in diesen Staaten immer noch im Aufbau und es fehlt trotz EU-Förderungen an Geldern, auf der anderen Seite nimmt die wirtschaftliche Übernutzung in manchen Gegenden bedrohliche Formen an.“ Die Kaparten sind heute eine der letzten europäischen weitgehend unberührten Naturlandschaften. Sie weisen eine hohe Biodiversität auf und sind wichtige Rückzugsgebiete für verschiedene Großsäuger und Raubvogelarten. Für die gezielte Überwachung und die Beobachtung von Vorgängen in der Natur sind Fotos und Messungen aus der Erdumlaufbahn unentbehrliche Informationsquellen geworden, wie Sandei ausführt: „Die Veränderungen der Landnutzung sind auch in kleinräumigen Gebieten rasch zu erkennen.“ Anhand von Satellitenaufnahmen aus dem Alpenraum zeigt er auf, wie Gletscherschmelze, Erdrutsche, Waldbrände etc. in den Vergrößerungen erkennbar werden. Auf Grundlage dieser Daten können staatliche und internationale Stellen aktiv werden, um unerwünschte Entwicklungen zu verhindern oder wie im Falle des Klimawandels zumindest abzumildern. Josef Schiffer
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