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Fürchtet Euch nicht!
Mittwoch, 8. Oktober 2008

Kopfzeile von Martin Novak

Rupert Murdoch ist  – wie soll man sagen, ohne den 77-jährigen Medienunternehmer zu beleidigen?  –  ein ziemlicher Versager. Das Forbes Magazine stufte ihn zwar 2006 als viertreichsten Medienunternehmer der USA ein (die drei vor ihm heißen übrigens Barbara Cox Anthony, Anne Cox Chambers und John Werner Kluge und kaum ein Mensch hier kennt sie  –  danke für die Frage, aber warum manche Menschen Medien-Celebrities sind und andere nicht, soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden), ihm gehören um die 100 Zeitungen (seit 2007 auch das Wall Street Journal samt zugehörigem Dow Jones Verlag), alle diese Fernsehsender (Fox, Sky…) und natürlich 20th Century Fox.

Aber dennoch: Er hat versagt. Als er 2006 die Wiederwahl von Hillary Clinton zur New Yorker Senatorin unterstützte, ging das ja noch gut. Die Fraternisierung der demokratischen Politikerin und des „erzkonservativen Medienzaren“ (Copyright „Der Spiegel“) sorgte zwar für Auf- und Erregung („Die Dreistigkeit dieses Schachzugs ist fast zu viel für meinen Magen“ schimpfte ein prominenter Medien-Blogger), aber vorerst lohnte sich die Messaliance. Die Senatorin blieb Senatorin.
Dann investierte Murdoch weiter, nämlich in Clintons Präsidentschaftswahlkampf – und dieses Geld, wir wissen es, war fehlinvestiert. Vielleicht hätte er rechzeitig den Medienberater Hans Mahr zu Rate ziehen sollen, der ihm „ein bekanntes Phänomen der Medienkommunikation“ erklärt hätte: „Niemand braucht sich vor der Macht der Medien … zu fürchten. Die Wählerinnen und Wähler sind mündig genug, ihre eigene, ganz persönliche Wahlentscheidung zu treffen.“ Das schrieb der früher Krone-Politikchef und Dichand-Berater aber leider erst am Tag der österreichischen Nationalratswahlen 2008 in einem Gastkommentar für die Kronenzeitung. Schon am Abend des Wahlsonntags wusste bereits ganz Österreich, dass, so Mahr, „diese so genannte Medienmacht, selbst wenn sie die größte Zeitung dieses Landes betrifft, ohnehin begrenzt“ ist: auf jene knapp 30 Prozent der abgegeben Stimmen, die der umfassend von der Krone unterstützte SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann erreichte. Ob das wie, Chefredakteur und Leitartikler Hubert Patterer tags darauf in der Kleinen Zeitung meinte, „eine bittere Schmach für das Massenblatt und eine Lehre für die Politik“ sei, oder ob die SPÖ ohne hymnische Krone-Gedichte von Wolf Martin und Bestnoten für Faymann in der Tierecke der Zeitung nicht (noch) schlechter abgeschnitten hätte, bleibt dahingestellt. Für Faymann, Dichand, aber auch Murdoch kommt die Mahnung sowieso zu spät. Letzterer hatte bereits zu Beginn des US-Präsidentschaftswahljahres Clinton aufgegeben, das Unterstützen aber nicht. Seine „konservative Boulevardzeitung“ (Copyright Wikipedia) „New York Post“ hilft seither Barack Obama medial.
Und wenn auch das Projekt „Obama“ danebengehen sollte, hat Murdoch ein unwiderlegbares Argument dafür, dass die Medienmacht doch nicht so begrenzt ist: Wäre die erste Ausgabe der britischen Times (die auch Murdoch gehört, allerdings erst seit 1981) bereits 100 Jahre vor ihrem tatsächlichen Erscheinungstag im Jahr 1785 angedruckt worden, hätte England seine amerikanischen Kolonien weit früher als tatsächlich geschehen in die Unabhängigkeit entlassen müssen, behauptete der „Medienmogul“ (Copyright Süddeutsche Zeitung et al.) 2007 in  einer Rede zur Zukunft der Zeitungsindustrie. Diese These ist wirklich schwer zu widerlegen, egal wie die nächsten Wahlen ausgehen.
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