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Metasymbolik als Lichtinstallation – Dietmar Tanterl im Grazer Künstlerhaus
Mittwoch, 8. Oktober 2008
In seinen Arbeiten setzt sich der in München lebende und 1956 in der Steiermark geborene Dietmar Tanterl mit Fragen um Zeichen im öffentlichen Raum, mit Architektur, Licht und deren Interdependenz auseinander. Im Duo hat Tanterl lange Zeit mit der deutschen Künstlerin Angelika Bader gearbeitet, in den 1980er und 1990er Jahren konzentrierte man sich in reflexiver Auseinandersetzung auf die Fotografie. Seit Ende der 1990er sind vor allem Leuchtelemente die Bildmittel, mit denen Tanterl Räume nach Analyse ihrer spezifischen Kontexte adaptiert. So zeigte er 2004 im Münchener Lenbachhaus eine Ausstellung unter dem Titel Light / Housing – Raumverwandlungen, die zunächst über das Sprachspiel im Titel, vor allem aber über ihre Installationen eine auch an Kafka erinnernde Verwandlung des Individuums im kontextorientierten Raum und umgekehrt des Raumes durch Individuen thematisierte.

Für das Grazer Künstlerhaus hat Dietmar Tanterl eine Installation mit Leuchtobjekten entwickelt, die das Künstlerhaus in einen Ort „indirekter Reflexion“ verwandelt. Schon der Titel ROTWEINROT wird durch Austausch eines Zeichens, eines Buchstabens, zum ironisch zynischen Attribut eines österreichischen Stereotyps. Eine Komposition aus in Serie angebrachten Leuchtkörpern im Hauptraum und in der Apsis, die von oben nach unten Zonen roten, weißen und roten Lichts immer wieder in Weiß, blasses Grün und Weiß verändern, stehen einer ähnlichen Anordnung im Grafikraum gegenüber, die permanent in Weiß gehalten ist. Im Außenbereich, an der Fassade zum Burgring, sind weitere Leuchtobjekte in Form eines Giebels oder Winkels und zweier gerader Balken angebracht, die je nach Assoziation der Betrachter, schlägt Tanterl vor, an abstrahierte Freimaurersymbole erinnern können. Leo Scheus’ Entwurf für das Künstlerhaus, das 1952 eröffnet wurde, bildet den architektonischen Hintergrund für Tanterls Installation, die er als dem sakralen Bereich entnommen erläutert. Dem gegenüber standen allerdings die profanierenden Tendenzen in der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg und nicht zuletzt eine kritische Haltung gegenüber einer Auratisierung, wie sie noch Walter Benjamin 1936 in seinem Essay Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit zu argumentieren versuchte.
Die Architektur des Künstlerhauses und die darin ausgestellte Kunst, könnte man also behaupten, standen immer in einem zeitlichen und inhaltlichen Konflikt. Vielleicht stellt Tanterls Lichtinstallation damit eine Pseudo-Resakralisierung des Ortes dar, als Metasymbolik der Unvereinbarkeit.

ROTWEINROT von Dieter Tanterl, kuratiert von Werner Fenz, ist bis zum 26. Oktober im Künstlerhaus Graz, Burgring 2, zu sehen.

Infos: www.museum-joanneum.at

Wenzel Mraček
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