Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
DUR – Klänge im unprivaten Raum
Montag, 8. September 2008
Immer schon, erklärte Werner Fenz, sei es „Anliegen des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark gewesen, uns nicht allein auf Bild- und Objektkunst zu beschränken“. Mit „immer schon“ meint Institutsleiter Fenz die nun bald drei Jahre seit der Einrichtung des Instituts in der Kulturabteilung des Landes, organisatorisch assoziiert mit dem Landesmuseum Joanneum.

Im Auftrag des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum hat nun der Grazer Komponist und Medienmusiker Josef Klammer eine Projektreihe unter dem Titel DUR – Der unprivate Raum kuratiert. Nach Klammer befindet sich dieser unprivate Raum im Unterschied zur Definition des öffentlichen zwar im Eigentum der Öffentlichkeit, allerdings wird er nur bedingt von dieser Öffentlichkeit, uns allen also, bestimmt. Es handelt sich schlicht um die Atmosphäre oder die Luft als Trägermedium für akustische Aussendungen, die im Rahmen dieses Projektes als unprivater Raum und Aufführungsort genutzt wird. In sechs Projekten verteilt DUR Klanginterventionen durch die ganze Steiermark, die aus dem kaum mehr wahrgenommenen akustischen Alltagsnebel herausragen.
Noch bis zum 21. September, und zwar in jeder zweiten Woche täglich um 16 Uhr, sind Glockenflugbahnen des Musikwissenschafters und Komponisten Christian Tschinkel in Reichweite des Glockenspiels der Grazer Mariahilfer Kirche zu hören. Tschinkel geht davon aus, dass Glocken vor Ostern nach Rom fliegen. Diesen Flug bildet er in einer Interaktion aus eigener Komposition über elektronisches Instrumentarium und dem Glockenspiel im Kirchturm nach.

Eine Steirerliedzentrifuge von Hans W. Koch befindet sich noch bis zum 17. Oktober auf dem Rathausplatz in Gleisdorf. Sie funktioniert wie ein einziges Instrument, das allerdings als zwölf Lautsprecher in so genanntem Quintenzirkel um den Platz verteilt ist. Aus jedem Lautsprecher klingt nur eine Tonhöhe entsprechend der Oktavlage.

Der Summer darf im Sinn der Dialektform derzeit wohl noch als Sommer verstanden werden. Nachdem diese Installation von Katharina Klement in der Nähe eines Bildstockes bei der Schwarzenberg’schen Meierei (St. Lorenzen bei Scheifling) aber die Geräusche aus der Umgebung sammelt, neu ordnet und wieder aussendet, summiert und summt dieses Aggregat, das die Künstlerin auch als Klangstock bezeichnet. Der Summer ist täglich bis zum 31. Jänner zu hören.

Weitere Projekte werden umgesetzt: Den Resonanzraum von Kanalsystemen wird die Wienerin Veronika Mayer an mehreren Orten an die Oberfläche bringen. Anschaulich beschreibt der Titel, was später zu hören sein wird: … und braust und tost und schweiget still, im Untergrund …

Im November wird die Niederländerin Anne Wellmer ihren Steirerhörhut vorstellen. Der Hörhut ist ein „attraktives und praktisches“ auf dem Kopf tragbares Mini-Set mit Antenne, Piezo-Elementen, Verstärker, „einem elegant eingearbeiteten Kopfhörer“ und einem Mikrofon, mit dem vor allem mikroakustische Phänomene für die Träger wahrnehmbar gemacht werden.

Und schließlich behandeln Studierende des Studienganges Media und Interaction Design der FH-Joanneum im Jänner kommenden Jahres Themen um freien Zugang zu Universitäten, Ausschluss von ethnischen und religiösen Gruppen, Recht auf Bildung oder einfach verschlossene oder offene Türen. Dies mittels Soundinstallationen auf dem Campus der FH in Eggenberg: Durchgang bis auf Widerruf gestattet.

Sofern sich der Status „Diese Seite befindet sich im Aufbau“ nach längst fälliger Optimierung verändert haben sollte, könnten weitere Informationen unter www.oeffentlichekunststeiermark.at abgerufen werden.

Wenzel Mraček

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >